Wer wie die Chinesen bei Kuka 95 Prozent der Anteile an einem Unternehmen kontrolliert und dafür rund 4,5 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen bereit war, hat naturgemäß die Hosen an. Doch die Midea-Leute waren viele Jahre lang klug genug, die Verantwortlichen in Augsburg ihr Gewicht nicht über Gebühr spüren zu lassen. Nun aber tasten sie sich langsam an die Macht heran. Volle Kontrolle über den Augsburger Roboter- und Anlagenbauer werden sie erst erlangen, wenn weitreichende Garantien für das Unternehmen Ende 2023 auslaufen. Dann schlägt die eigentliche Stunde der Wahrheit.
Neuer Finanzchef: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Chinesen Kuka von der Börse nehmen
Es würde Midea-Kenner nicht verwundern, wenn die Chinesen Kuka letztlich von der Börse und damit aus dem Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit nehmen, um das teuer erkaufte Unternehmen stärker als bisher nach eigenem Geschmack zu formen. Doch schon jetzt ziehen die stark auf satte Gewinne fixierten Asiaten die Zügel Stück für Stück etwas an. Es ist ihnen gelungen, mit dem anerkannten Finanzexperten Alexander Tan einen Vertrauten im Vorstand zu installieren.
Noch regieren die Midea-Leute aber nicht in Augsburg durch, schließlich gilt die Investorenvereinbarung mit Job- und Standortgarantien für weitere rund zweieinhalb Jahre. In der Zeit kann es Kuka-Chef Mohnen, der nach Krisenzeiten auf dem richtigen Weg ist, gelingen, vom Trend zu stärkerer Automatisierung überdurchschnittlich zu profitieren und die Profitabilität des Unternehmens weiter zu steigern. Das ist der beste Schutzwall gegen ein zu starkes Eingreifen der Chinesen ab 2024.
Vorsichtige Schritte bei Kuka: Midea will als Investor in Deutschland nicht negativ auffallen
Dabei müssen die Asiaten ohnehin vorsichtig mit ihrem Kuka-Einkauf umgehen. Verhalten sie sich zu ruppig, erschweren sie dadurch künftige Engagements von weiteren chinesischen Firmen in Deutschland. Kuka ist ein Politikum. Die Midea-Manager mögen die Hosen anhaben, nur dürfen sie in Deutschland nicht zu negativ auffallen. Das ist – zumindest bisher noch – ein wirkungsvolles Korrektiv.