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Kommentar: Die Solarworld-Pleite kratzt an der Energiewende

Kommentar

Die Solarworld-Pleite kratzt an der Energiewende

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    Nach der Pleite des Energiekonzerns Solarworld scheint klar: Auch die Energiewende braucht ein neues Finanzierungs-Modell
    Nach der Pleite des Energiekonzerns Solarworld scheint klar: Auch die Energiewende braucht ein neues Finanzierungs-Modell Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Frank Asbeck war einer der Stars der deutschen Energiewende. Das von ihm gegründete Unternehmen Solarworld expandierte, Jetzt ist Asbecks Firma insolvent – ein Schicksal, das zuvor schon andere deutsche Hersteller der Branche ereilt hatte. Wenig ist geblieben vom Traum eines deutschen „Solar Valley“. Zwar geht es hier um das Schicksal einzelner Unternehmen. Die Insolvenzen sagen aber viel über die Grundprobleme der Energiewende aus – steigende Kosten und ein Mangel an politischen Antworten.

    Konkurrenz aus China wurden der Solarbranche zum Verhängnis

    Zwei Dinge waren es, die deutschen Solar-Unternehmen zum Verhängnis wurden. Zum einen die Konkurrenz aus China, die plötzlich mit großzügigen staatlichen Subventionen Solarzellen viel billiger produzierte. Zum anderen der Einbruch des deutschen Marktes nach den starken Förderkürzungen für Solarstrom ab 2012. Die Ökostrom-Umlage war damals in die Höhe geschnellt, der Strompreis stieg und stieg, die Politik musste reagieren. Für die Jobs in Deutschland war der Einschnitt aber verhängnisvoll. Planbarkeit ging verloren. Und trotzdem wurde Strom nicht günstiger. Im Gegenteil. Haushalte und Firmen kennen die Belastung.

    Dabei schreitet die Umstellung auf grüne Energien besser voran als von vielen Kritikern befürchtet. Deutschland versorgt sich inzwischen zu einem Drittel aus regenerativen Quellen. In Bayern tragen Sonne, Wasser, Wind und Biomasse bereits rund 40 Prozent zur Stromerzeugung bei. Und der Strom, den Privatleute heute mit einer neuen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugen, ist billiger als der vom Stromanbieter. Doch es ist eine Illusion, dass diese Entwicklung problemlos von allein so weitergeht.

    Finanzierung der Energiewende soll neu überdacht werden

    Die Herausforderungen der Zukunft liegen nicht nur darin, den Bau neuer Anlagen mit den berechtigten Sorgen von Anwohnern und dem Naturschutz auszubalancieren. Für eine sichere Elektrizitätsversorgung muss im neuen, grünen Zeitalter auch die Stromverteilung neu aufgestellt werden. Sie war bisher auf zentrale Kohle- und Atomkraftwerke ausgelegt. Techniker müssen es jetzt schaffen, mit der schwankenden Energie der Solaranlagen und Windräder umzugehen. Mal gibt es Strom im Überfluss, mal fehlt er. Der Bau großer Gleichstromtrassen von Nord nach Süd ist aber in Verzug und wird teurer als anfangs geplant. Bayern hat berechtigterweise Erdkabel statt monströser Masten durchgesetzt.

    Die in Zukunft wichtigen Stromspeicher gibt es auch noch nicht in signifikantem Maßstab. Will man am Fahrplan für den Atomausstieg festhalten, wird es deshalb zumindest für eine Übergangszeit Reservekraftwerke, Stromimporte und eine teure Netzsteuerung geben – Fachleute sprechen von Netzeingriffen. Doch bereits heute machen Steuern und Umlagen rund 55 Prozent des Strompreises aus, die Netzkosten nochmals fast 25 Prozent. Gerade sie sind in letzter Zeit vielerorts stark gestiegen. Der Netzbetrieb wird durch die Energiewende aufwendiger.

    Erste Ideen, die Belastung für den Verbraucher zu senken, gibt es. Ein Vorstoß sieht vor, die Ökostrom-Umlage zeitlich zu strecken und einen Fonds einzurichten. Auch Bayerns Staatsregierung hat die Idee zuletzt vorgebracht. Die Wirtschaft bringt angesichts hoher Steuereinnahmen immer wieder eine Senkung der Stromsteuer ins Spiel. Auf jeden Fall wird deutlich, dass die Energiewende ein neues Finanzierungsmodell braucht, wenn die Kosten weiter steigen. An politischer Entschlusskraft fehlt es aber. Das Projekt braucht ein neues Finanzierungsmodell

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