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Kommentar: Die Kohle-Zeit muss zu Ende gehen

Kommentar

Die Kohle-Zeit muss zu Ende gehen

Michael Kerler
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    Ein Schaufelradbagger arbeitet sich im Tagebau Garzweiler durch das Erdreich.
    Ein Schaufelradbagger arbeitet sich im Tagebau Garzweiler durch das Erdreich. Foto: Federico Gambarini, dpa (Archiv)

    Ein Vergleich ist in den vergangenen Tagen häufig gezogen worden: Die Räumung des Hambacher Forsts erinnert an die Proteste in Wackersdorf vor rund 30 Jahren. Tausende Demonstranten stemmten sich damals in Bayern gegen Rodungen und eine atomare Wiederaufbereitungsanlage. Im Hambacher Forst gingen nun rund 2000 Polizisten gegen Waldschützer vor, die den Braunkohleabbau verhindern wollen. Eine Aktivistin berichtete unter Tränen von ihrem Leben im Baumhaus, das Video berührte viele Zuschauer.

    Andere Bürger stellen sich die Frage, ob für die Braunkohle und die Rendite des RWE-Konzerns ganze Dörfer und Kulturgüter wie der Immerather Dom weggebaggert werden müssen. Rechtlich ist die Räumung nicht zu beanstanden. Im Hambacher Forst bündeln sich aber wie unter dem Brennglas die Probleme der Energiepolitik von Kanzlerin Angela Merkel. Dabei zeichnet sich ab, dass das Zeitalter der Kohleverbrennung zu Ende geht, ja zu Ende gehen muss.

    Verbrennen von Braunkohle ist besonders klimaschädlich

    Das fängt beim Hitzesommer 2018 an: Das Verbrennen von Braunkohle ist besonders klimaschädlich. Dieser Sommer mahnt uns aber, es mit dem Klimaschutz ernst zu nehmen. Ein trockenes Jahr kann ein Ausreißer sein. Kein Zufall aber ist es, dass in den vergangenen Jahren gehäuft hohe Durchschnittstemperaturen gemessen wurden und gleichzeitig die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre steigt. Hier sind sich Forscher weitgehend einig.

    Längst gefährden die deutschen Braunkohle-Kraftwerke die Klimaziele der Bundesregierung. Ihr Ziel für das Jahr 2020 hat die Regierung bereits gekippt. Nun soll zumindest der Plan eingehalten werden, bis 2030 den Treibhausgas-Ausstoß um 55 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Deutschland wird das Klimaproblem der Welt nicht alleine lösen. Und es ist bedauerlich, dass US-Präsident Donald Trump, aber auch China weiter auf Kohle bauen. Trotzdem sollte die

    Ende der Braunkohle rückt näher

    Vor dem Kohleausstieg muss die Bundesregierung Antworten auf einige Themen finden, die fatalerweise auf die lange Bank geschoben wurden. Nur einige Stichworte: Das Land stemmt bereits den Atomausstieg, für Verbraucher und Industrie stiegen die Stromkosten, die Leitungen zu den Windparks im Norden verzögern sich, für erneuerbare Energie aus Sonne und Wind gibt es kaum Speicher. Was sichert die Versorgung an trüben, windstillen Tagen? Kaum geführt ist auch die Debatte, wie eine Landschaft aussehen soll, wenn sich das Land zu 80 oder mehr Prozent mit erneuerbarem Strom versorgen will.

    Das Ende der Braunkohle rückt trotzdem näher. Heute mag Kohle für die Stromversorgung noch unverzichtbar sein. Mittelfristig aber geht es darum, sie Stück für Stück zu ersetzen. Der Bund hat eine Kommission eingesetzt, die bis zum Jahresende einen Fahrplan für den Kohleausstieg vorlegen soll. Ihr Chef, Ronald Pofalla, erntete für seinen Vorstoß eines Kohle-Endes zwischen 2035 und 2038 scharfen Protest von Umweltschützern wie von Industrievertretern.

    Aber selbst Michael Vassiliadis von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie weist darauf hin, dass die Fördergenehmigungen für Braunkohle 2045 auslaufen und die Konzerne nicht planen, danach neue Tagebaue zu erschließen oder Kraftwerke zu bauen. Einige Kohlemeiler könnten wohl schon heute stillgelegt werden, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden.

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