Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Der Stellenabbau bei Konzernen ist kein Grund zur Panik

Kommentar

Der Stellenabbau bei Konzernen ist kein Grund zur Panik

    • |
    Die Stellenstreichungen in deutschen Unternehmen sind ein Schicksal für die betroffenen Mitarbeiter. Doch ein Grund zur Panik sind sie nicht.
    Die Stellenstreichungen in deutschen Unternehmen sind ein Schicksal für die betroffenen Mitarbeiter. Doch ein Grund zur Panik sind sie nicht. Foto: Markus Scholz/dpa-tmn

    Die Nachrichten sind natürlich erschreckend – zumal sie sich in der jüngsten Vergangenheit häufen. BASF will 3000 Stellen in Deutschland streichen. Siemens langfristig 10.000 Arbeitsplätze sparen. Kuka streicht 350 Jobs, bei Audi gehen Gerüchte um, dass Menschen entlassen werden sollen. VW spart am Personal und Ford auch. Nun reiht sich die Deutsche Bank in die Liste ein. Dem Umbau des Kreditinstituts fallen 18.000 Stellen zum Opfer. Das trifft fast jeden fünften Mitarbeiter der Bank.

    Stellenstreichungen bei Konzernen: Was der Job-Abbau wirklich bedeutet

    Hinter diesen Zahlen stehen Menschen, Leben, die von der Arbeit abhängen. Alleine das macht die Mitteilung des Dax-Konzerns schon tragisch. Doch zu den Nachrichten vom Stellenabbau mischen sich noch weitere negative Konjunkturvorzeichen: Im Maschinenbau, ja eigentlich in der gesamten Exportwirtschaft gehen weniger Aufträge ein.

    Der Ifo-Geschäftsklimaindex sagt, die Stimmung in den Chef-Etagen wird kühler. Dagegen steigen die Anträge auf Kurzarbeit. Zusammengenommen entsteht schnell ein Schreckensbild: Wirtschaftskrise. Massentlassungen. Aber sind die Nachrichten wirklich Grund zur Panik? Nein.

    Nüchtern betrachtet zeigen die Zahlen vor allem eins: Die Wirtschaft wächst nicht mehr so stark wie in den vergangenen Boom-Jahren, das macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Aber eine Welle an Massenentlassungen steht nicht bevor.

    Die Konzerne, die jetzt Stellen streichen, haben ihre eigenen Probleme jahrelang ignoriert. Die Autobranche kämpft immer noch mit den Folgen des Abgasskandals, den sie selbst verschuldet hat. Ähnlich ist es bei der Deutschen Bank. Das Geldhaus hat seine Schwierigkeiten mit dem Investmentbanking jahrelang vor sich hergeschoben, ohne etwas zu tun. Der Einschnitt, den Vorstand und Aufsichtsrat nun beschlossen haben, ist hart. Er steht aber nicht stellvertretend für die gesamte deutsche Wirtschaft.

    Warum ein starker Mittelstand in Deutschland eine große Stütze ist

    Ein weiterer Punkt verzerrt die Wahrnehmung des Problems: Die Firmen, die im vergangenen halben Jahr angekündigt haben, Personal abbauen zu wollen, sind allesamt bekannte, große Unternehmen. Streichen sie Stellen, erschüttert das – allein schon wegen ihrer Bekanntheit. Aber auch hier gilt: Sie stehen nicht für die gesamte Wirtschaft. Die ist nämlich geprägt von einem starken Mittelstand, vielen kleinen und mittelgroßen Betrieben.

    Und bei diesen zeigt sich ein gegenteiliges Bild: Sie wollen ihre guten Angestellten um jeden Preis behalten. Weil sie wissen: Ist die Stelle unbesetzt, wird sich so schnell niemand mehr finden, der die Arbeit macht. Und die Arbeit ist da. Dafür spricht, dass die Entlassungsquote – also der Anteil der Menschen unter allen Beschäftigten, die entlassen werden – so niedrig ist wie seit der Wiedervereinigung nicht. Dafür spricht auch, dass viele Chefs nach wie vor den Fachkräftemangel als ihre größte Sorge sehen und nicht wegbrechende Aufträge oder eine schrumpfende Konjunktur.

    Der Umbruch in der Industrie fordert schnelles Handeln

    Das heißt aber nicht, dass es gar keinen Grund gibt, sich Gedanken um den Arbeitsmarkt zu machen. Den gibt es. Die deutsche Wirtschaft befindet sich mitten in einem Strukturwandel. Die Digitalisierung wird viele Branchen verändern; tut das schon. Dazu kommt der Wandel in der Autoindustrie. Der Verbrennungsmotor wird verabschiedet und neue Antriebe entwickelt.

    Das heißt: Jobs, die es gerade gibt, verschwinden. Es entstehen aber an anderer Stelle neue. Unter dem Umbruch leiden nicht nur Hilfsarbeiter. Der Wandel trifft auch ausgebildete Facharbeiter. Weil das aber schon jetzt klar ist, ist noch Zeit zum Handeln. Wie? Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen und eine kluge Arbeitsmarktpolitik.

    Lesen Sie dazu auch unseren Hintergrund-Bericht: KKurzarbeit und Kündigungen: Geht das Jobwunder zu Ende?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden