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Kommentar: Das Versagen des Anton Schlecker

Kommentar

Das Versagen des Anton Schlecker

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    Der Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker, aufgenommen am 25.2.1999 in Ulm. Foto: Stefan Puchner/Archiv dpa
    Der Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker, aufgenommen am 25.2.1999 in Ulm. Foto: Stefan Puchner/Archiv dpa

    Könige sind oft märchenhaft reich und mächtig. Das traf auch auf den Drogeriemarktkönig Anton Schlecker zu. Könige tragen für ihr Reich aber auch eine hohe Verantwortung. Hieran ließ es der schwäbische Selfmademan aber fehlen. Mit der Zerschlagung des Handelsriesen endet ein sich über Jahre hinziehendes Drama – Leidtragende sind die Mitarbeiter.

    Drogeriekette: Das ist Schlecker

    Mit 21 Jahren, 1965, steigt der gelernte Metzgermeister Anton Schlecker in die väterliche Fleischwarenfabrik in Ehingen bei Ulm ein.

    Das Unternehmen erwirtschaftet damals mit 17 Metzgerei-Filialen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 7,2 Millionen Euro.

    Im gleichen Jahr gründet der Junior-Chef das erste Selbstbedienungs-Warenhaus am Rande der schwäbischen Stadt.

    Damit legt er die Basis für eine europaweit aufgestellte Drogeriemarktkette, zu der seit 2007 auch die Kette "Ihr Platz" gehört.

    Schlecker war mit etwa 10.000 Filialen, einem Umsatz von 7,42 Milliarden Euro und über 50.000 Beschäftigten Europas führender Drogeriemarkt-Unternehmer.

    Auch die deutschen Drogerieketten führte er an, gefolgt von dm und Rossmann.

    Im Januar 2012 geht Schlecker in die Insolvenz.

    Mai 2012: Schlecker wird zerschlagen. Für die insolvente Drogeriemarktkette sieht der Gläubigerausschuss "keine Perspektive" mehr.

    Im November 2017 wird Anton Schlecker wegen Bankrotts zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seine Kinder erhalten Gefängnisstrafen.

    Anton Schlecker muss gespürt haben, dass der Konzern schleichend verfällt. Er war über Jahrzehnte ein erfolgreicher Geschäftsmann. Doch gerade als allein haftender Unternehmer wäre es seine Pflicht gewesen zu reagieren, als sich die Verluste summiert hatten. Stattdessen beschädigte er mit dem massenhaften Einsatz von Leiharbeit den Ruf seiner Marke und versuchte, Probleme zu vertuschen. Nach Jahren des Missmanagements war nichts mehr zu retten. Auch ein Investor wie Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen wäre wohl an Schlecker gescheitert.

    Den entlassenen Mitarbeitern muss bei der Stellensuche geholfen werden. Mit einer Auffanggesellschaft würde der Staat seiner sozialen Verantwortung gerecht werden. Denn ob der Handel tausende Frauen aufnehmen kann, ist fraglich. Sie brauchen Hilfe, Anton Schlecker nicht. Der König hat sein Reich selbst zerstört.

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