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Kommentar: Daimler steckt mitten in der Krise

Kommentar

Daimler steckt mitten in der Krise

Stefan Stahl
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    Daimler schockiert mit einem Riesenverlust.
    Daimler schockiert mit einem Riesenverlust. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Kommunikation darf für Vorstände von Aktiengesellschaften keine lästige Pflicht sein, sondern muss penibel gepflegt werden. Anteilseigner und Mitarbeiter haben ein Recht auf Wahrheit – und das umfassend und nicht wie zuletzt bei Daimler immer nur in Häppchen-Dosis, wenn der Druck von außen einfach zu groß wird.

    Der neue Daimler-Chef Ola Källenius muss die desaströse Kommunikations-Salamitaktik rasch abstellen. Denn zwei Gewinnwarnungen in drei Wochen sind ungewöhnlich und indiskutabel. Warum hat der neue Chef in Stuttgart nicht gleich alle schlechten Karten in einem Zug auf den Tisch gelegt? So erweckt er mit der jüngsten Alarmmeldung am Freitag den Eindruck, es könnte noch schlimmer kommen. Der sonst seine Worte wägende Daimler-Kenner und Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler spricht deshalb von einem „Trümmerhaufen“, vor dem der Schwede an der Spitze der Marke mit dem Stern stehe. Den

    Doch weil Källenius seit 2013 führende Funktionen bei Mercedes-Benz Cars innehatte, ist der Trümmerhaufen zu einem bestimmten Teil auch sein eigener. Källenius sollte nun auf den Tisch hauen und nicht länger um den heißen Abgas-Brei herumreden: Denn Daimler steckt mitten in einer Krise. Das Unternehmen kann nicht mehr die Existenz eines Diesel-Skandals leugnen. Neben Volkswagen lastet auch auf den Stuttgartern eine derartige Affäre, auch wenn der frühere Konzernchef Zetsche das immer wieder abzustreiten versucht hat.

    Daimler muss immer mehr Geld für mögliche Strafen zurücklegen, das drückt auf den Gewinn

    Doch nun ist schwarz auf weiß in den Daimler-Gewinnwarnungen nachzulesen, dass der Konzern immer mehr Geld für Verfahren und mögliche Strafen zurücklegen muss. Das drückt massiv auf den Gewinn. Die Taktik, sich durch eine Technik des Dauer-Durchwurschtelns und permanenten Mauerns aus der Affäre zu winden, funktioniert nicht mehr. Die simple Kopie der Helmut-Kohl-Strategie des Aussitzens führt zu Gereiztheit unter Daimler-Aktionären. Eine solche Vorgehensweise mag sich psychologisch erklären lassen. Daimler-Verantwortliche haben vermutlich versucht, Zetsche einen würdigen, nicht allzu skandalträchtigen Abgang zu bereiten.

    Schließlich hat der Manager Daimler einst gerettet, als er den von seinem Vorgänger Jürgen Schrempp hinterlassenen Trümmerhaufen aufgeräumt hat. Im Top-Management kommt es aber oft wie in der Politik: Viele Führungskräfte schaffen einfach keinen Abgang in Würde. So ergeht es nun leider auch Zetsche. Denn die beiden letzten Gewinnwarnungen sind auch seine. Daher ist es den Aktionären nicht zuzumuten, dass Zetsche den Plan verwirklicht und nach einer Abkühlphase einmal oberster Kontrolleur von Daimler wird, also den Aufsichtsrat leitet. Er verzichtet besser auf den Posten, zumal die letzte Gewinnwarnung auch schmerzhaft offenlegt, dass der Konzern massive Probleme im Van-Bereich hat – und das, obwohl die Nachfrage nach solchen Platz bietenden Fahrzeugen groß ist.

    Das größte externe Problem der deutschen Autohersteller ist Donald Trump

    Auch bei Mercedes läuft es alles andere als rund. Bei Daimler ballen sich also hausgemachte und konjunkturelle Probleme – ein gefährlicher Mix. Damit ist der Konzern nicht alleine unterwegs. Die ganze Branche steht vor einer schwierigen Zeit. Es könnten fünf harte Jahre werden, wie Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer unserer Redaktion sagt. Der Wirtschaftszweig hat sich auf eine ungewisse Fahrt in eine von Elektro-Autos geprägte Zukunft begeben.

    Dabei ist fraglich, ob der Öko-Anspruch der Stromer auf Dauer haltbar ist. Wie umweltfreundlich sind Autos, die mit dreckiger Energie aus Kohle betankt werden? Und ist es akzeptabel, dass beim Abbau von Rohstoffen für die Batterien wie Lithium schwere Umweltschäden etwa in Chile auftreten? Ja, was sagen Fahrer von E-Autos dazu, wenn sie einmal erfahren, dass zum Teil Kinder in der Demokratischen Republik Kongo Kobalt unter problematischen Arbeitsbedingungen für ihre E-Fahrzeuge fördern?

    Das größte externe Problem der deutschen Autohersteller heißt jedoch konstant Donald Trump. Lässt er die angedrohten Strafzölle Wirklichkeit werden, wird sich nicht nur Daimler zu weiteren Gewinnwarnungen gezwungen sehen.

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