Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Audi schlägt sich in der Corona-Krise gut

Kommentar

Audi schlägt sich in der Corona-Krise gut

Stefan Stahl
    • |
    Trotz Corona-Krise schlägt sich Audi gut.
    Trotz Corona-Krise schlägt sich Audi gut. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Corona war da, als er als Audi-Chef anfing. Und Corona bestimmt nach wie vor die Arbeit von Markus Duesmann. Doch die Ingolstädter Autobauer haben sich in diesem „verrückten“ Jahr 2020, wie es der Manager nennt, gut geschlagen. Nach einem schwierigen ersten Halbjahr drückten Duesmann und sein Team aufs Gas und starteten eine erfolgreiche Aufholjagd. So konnte Audi 2020 mit dem erfolgreichsten Quartal der Unternehmensgeschichte abschließen. Erstmals wurden mehr als eine halbe Million Fahrzeuge in einem Quartal an Kunden ausgeliefert.

    Auch wenn das Unternehmen unter dem Strich schmerzhafte Umsatz- und Gewinnrückgänge gegenüber 2019 hinnehmen musste, passt die Bilanz für Duesmann. In der Corona-Krise hat der durch die Diesel-Affäre an den Rand des moralischen Abgrunds gedrängte Autohersteller erstaunliche Widerstands- und vor allem Erneuerungskraft unter Beweis gestellt.

    Audi-Chef Duesmann hat ein grünes Auto-Herz

    Der neue Herr der vier Ringe hat ein grünes Auto-Herz. Wie sein Chef, Volkswagen-Lenker Herbert Diess, treibt er die Elektromobilität mit immer neuen Modellen voran. Audi fährt wie Volkswagen im Zeitgeist geschmeidig mit: Und der ist grün. Dass sich deutsche Auto-Bosse einmal zu Klimaschützern aufschwingen, wäre vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen. Doch jüngere Manager, in deren Jugend die Umweltbewegung bereits an Fahrt aufgenommen hat, denken um. Das gilt gerade für den 51-jährigen Duesmann.

    Der Diesel-Skandal bei Audi - eine Chronologie

    18. September 2015: Die amerikanische Umweltbehörde EPA deckt auf, dass der VW-Konzern bei Dieselfahrzeugen die Ermittlungen der Abgaswerte manipuliert hat. Sie geben auf dem Prüfstand geschönte Werte aus. Auch der Audi A3 ist betroffen.

    2. November 2015: Der Skandal weitet sich aus. Die EPA findet heraus, dass auch bei anderen Dieselmodellen die Abgasreinigungsanlage manipuliert wurde. Unter anderem beim Audi A6 Quattro, A7 Quattro, A8, A8L und Q5. Nun ist auch die Rede davon, dass Porsche Abgaswerte schönrechnet. Denn die Porsche-Diesel-Motoren werden von Audi entwickelt.

    4. November 2015: Nach den neuen Vorwürfen der EPA stoppen VW, Porsche und Audi den Verkauf der betroffenen Autos in den USA.

    21. November 2015: Die EPA teilt mit, dass Vertreter des VW-Konzerns eingeräumt haben, bei sämtliche Diesel-Fahrzeuge der Marken VW und Audi mit 3,0-Liter-Motoren aus den Modelljahren 2009 bis 2016 Schummelsoftware eingebaut zu haben.

    23. November 2015: Audi räumt ein, zumindest in den USA in 3,0-Liter-Diesel-Autos Betrugssoftware eingebaut zu haben.

    4. Januar 2016: Die USA verklagen VW, Audi und Porsche wegen des Einsatzes von Betrugssoftware.

    6. November 2016: Es wird bekannt, dass wohl noch mehr Audi-Modelle mit einer Betrugssoftware ausgestattet worden sind. Diesmal soll der Autohersteller auch bei den CO2-Werten geschummelt haben.

    15. März 2017: Während der Jahrespressekonferenz von Audi durchsuchen mehr als 100 Polizisten die Audi-Zentrale in Ingolstadt, weitere Standorte und die Wohnungen von Mitarbeitern. Grund ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwalt München II gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung.

    1. Juni 2017: Das Verkehrsministerium findet heraus, dass Audi auch in Deutschland illegale Abschalteinrichtungen in Autos eingebaut hat. 24000 Fahrzeuge sind betroffen.

    2. Juni 2017: Die Staatsanwaltschaft München II weitet ihr Ermittlungsverfahren gegen Audi aus. Nun geht es auch um Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa

    7. Juli 2017: Bei den Ermittlungen in der Diesel-Affäre wird zum ersten Mal in Deutschland ein Beschuldigter festgenommen. Dem Ex-Audi-Manager aus Neckarsulm werden Betrug und unlautere Werbung vorgeworfen.

    4. August 2017: Die Münchner Staatsanwaltschaft leitet im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre ein Bußgeldverfahren gegen mehrere Audi-Vorstände ein. Wegen möglicher Verletzung von Aufsichtspflichten laufe ein solches Verfahren gegen noch unbekannte Vorstände des Autobauers, teilt die Behörde mit.

    28. September 2017: Im Zusammenhang mit der Abgasaffäre gibt zwei weitere Durchsuchungen. Ein weiterer Audi-Mitarbeiter kommt in Untersuchungshaft.

    2. November 2017: Audi ruft weitere 5000 Diesel-Autos mit unzulässiger Abschalteinrichtung zurück.

    21. Januar 2018: Das Kraftfahrtbundesamt ordnet einen weiteren Zwangsrückruf an. Diesmal müssen 130 000 Audis zurück in die Werkstätten.

    6. Februar 2018: Die Staatsanwaltschaft München II durchsucht Geschäftsräume in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk in Neckarsulm. Auch eine Privatwohnung wird durchsucht.

    8. Mai 2018: Audi stoppt die Auslieferung des A6 und A7. Bei einer Überprüfung hätte sich herausgestellt, dass eine falsche Software zur Abgasreinigung in den Wagen verbaut worden sei. Allerdings wäre dies aus Versehen geschehen und nicht zum Zweck der Manipulation, sagt der Ingolstädter Konzern.

    11. Juni 2018: Die Staatsanwaltschaft München II gibt bekannt, dass sie nun auch gegen Audi-Chef Rupert Stadler und den Beschaffungsvorstand Bernd Martens ermittelt.

    18. Juni 2018: Audi-Chef Rupert Stadler sitzt in Untersuchungshaft. Es bestehe Verdunklungsgefahr.

    Rühmten sich Auto-Chefs früher, Benzin im Blut zu haben, stehen sie heute unter Strom. Das ist eine Revolution, wenn auch keine freiwillige. Denn Brüssel legt mit immer strikteren CO2-Vorgaben den Auto-Bossen Handschellen an. Sie können nicht anders, als den Weg weg von den Verbrennungsmotoren einzuleiten. Der moralische Druck vor allem junger Klimaschützer lässt ihnen am Ende keine andere Wahl als die Elektromobilität.

    Duesmann startete bei Audi eine Öko-Revolte

    Dabei handelt Duesmann konsequent, indem er angekündigt hat, dass Audi keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln, sondern bestehende nur verbessern will. Das ist nun wirklich eine Revolution. Doch zu einer erfolgreichen Öko-Revolte braucht es zwei Aufrührer, eben Hersteller und Kunden. Letztere werden aber erst in Scharen Elektro-Autos kaufen, wenn sie überall problemlos ihre Fahrzeuge aufladen können, ob in der Tiefgarage oder am Arbeitsplatz. Sonst wird aus der Revolution zumindest in den nächsten drei Jahren nur ein Revolutiönchen. Das wäre für die Autobauer fatal, investieren sie doch Milliarden in Elektroautos.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden