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Königliches Flugzeug sichergestellt: Darum ließ der Insolvenzverwalter von Walter Bau das Flugzeug pfänden

Königliches Flugzeug sichergestellt

Darum ließ der Insolvenzverwalter von Walter Bau das Flugzeug pfänden

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    Der thailändische Kronprinz Maha Vajiralongkorn. dpa
    Der thailändische Kronprinz Maha Vajiralongkorn. dpa

    Maha Vajiralongkorn ist so etwas wie der Prinz Charles Thailands. Seit Jahrzehnten befindet sich der in seiner asiatischen Heimat nicht gerade beliebte Mann in royaler Warteposition – eine undankbare Aufgabe für den schon 58-Jährigen, zumal Vajiralongkorns Vater, König Bhumibol (83), vom Volk unverändert große Wertschätzung erfährt.

    Wie verbringt eine solche ewige Nummer zwei ihre Zeit? Wie lenkt sie sich am effektivsten ab, zumal viele Thailänder lieber Vajiralongkorns jüngere Schwester, Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn (56), auf dem Thron sähen. Wegen ihres bezaubernden Lachens wird sie „Engelsprinzessin“ genannt. Ihr Bruder schaut meist ernst. Der in dritter Ehe verheiratete Kronprinz weiß sich aber zu zerstreuen. Er liebt es, Flugzeuge zu steuern. So lässt sich nachlesen, wie verbunden der Thailänder der Luftfahrt ist. Ein Leipziger Flughafensprecher sagte über ihn: „Prinz Vajiralongkorn hat die Fluglizenz und sitzt bei seiner Europa-Tournee in der Regel selbst am Steuer.“ Er wolle verschiedene Flughäfen ansteuern und testen.

    Und ausgerechnet sein Riesen-Spielzeug – eine Boeing 737 der Royal Thai Air Force – wurde ihm jetzt weggenommen. Auf der Maschine klebt ein in Folie verpacktes Schreiben des Obergerichtsvollziehers Günther Dersch und ein Pfandsiegel in bekannt-altmodisch weißer Schrift auf rotem Grund. Auf dem Schriftstück ist von der „Zwangsvollstreckungssache Walter Bau AG gegen Königreich Thailand“ die Rede. Und handschriftlich wurde hinzugefügt: „Jegliche Veränderung, Nutzung ist untersagt.“ Welche Demütigung für den Prinzen, den die lang geplante Aktion überrascht hat. Wo sich der Thronfolger inzwischen aufhält, ist unbekannt. Er soll Kempinski-Hotels bevorzugen. Doch was bewegt einen Insolvenzverwalter aus Neu-Ulm, derart entschieden gegen ein hochrangiges Mitglied eines ausländischen Königshauses vorzugehen? Werner Schneider hat mit dem thailändischen Staat eine Rechnung offen, deren Hintergründe über 20 Jahre zurückreichen. Das einst zum untergegangenen Augsburger Walter-Baukonzern gehörende Unternehmen Dywidag hatte sich an Entwicklung, Finanzierung, Fertigstellung und Betrieb einer Mautautobahn zwischen Bangkok und einem Flughafen beteiligt. Aus Sicht des Insolvenzverwalters verstieß die thailändische Regierung gegen Verträge. Im Zuge dessen hatte die damals pleitegegangene Walter Bau-AG Anteile an der Betreibergesellschaft verkauft und Schadenersatzansprüche geltend gemacht. Ein Schiedsgericht bestätigte, dass die Forderungen der Deutschen rechtmäßig seien. „Dennoch weigert sich die thailändische Regierung weiterhin zu zahlen“, sagt Schneider.

    Auch viele Jahre nach dem Zusammenbruch des Walter-Konzerns versucht der Insolvenzverwalter Forderungen einzutreiben. Schließlich gibt es immer noch Gläubiger, die auf Geld hoffen. Schneider will vom thailändischen Staat gut 30 Millionen Euro erstreiten. „Diese drastische Maßnahme ist quasi die Ultima Ratio“, begründet er sein Vorgehen, das auf diplomatischem Parkett zu Verstimmungen geführt haben soll. Deutschland und Bayern pflegen zu Thailand traditionell hervorragende Beziehungen. Aus Sicht der Landesregierung in München fügt es sich gut, dass die Sicherungsvollstreckung gegen das Flugzeug vom Kammergericht Berlin erlassen wurde. Schneider hat jetzt etwas in der Hand gegen die Verantwortlichen in Bangkok. Die Boeing-Maschine, führt er genüsslich in einer Pressemitteilung auf, weise eine Preisspanne von 50 bis 75 Millionen Euro auf. Der Pleiten-Experte hätte damit kaum einen besseren beweglichen Gegenstand als das Kronprinzen-Flugzeug mit einem Pfandsiegel bekleben lassen können. Triumphierend spricht er deshalb von einem „äußerst spektakulären Coup“.

    Prinzenfamilie schätzt bayerische Kost

    Wie Kenner der Branche sagen, erhöht Schneider damit den Druck auf die Mächtigen in Thailand, zumindest wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Flieger in Deutschland versteigert wird, gilt als gering. Maha Vajiralongkorn wird seine Maschine wohl irgendwann zurückbekommen und München dennoch in guter Erinnerung behalten. Der Kronprinz ist gern in Bayern. Mit seinem Tross hat er den Freistaat ausgiebig erkundet.

    Auch in unserer Region hielt sich der Thailänder schon auf. Mit Frau und kleinem Sohn wurde er im Günzburger Legoland, am Ammersee und in Augsburg gesichtet. In letzterer Stadt mietete Maha Vajiralongkorn 2007 für sich und seinen großen Tross das Lokal „Magnolia“. Die damals Aufkochenden waren überrascht, dass die Kronprinzenfamilie bayerische Kost Austern und dergleichen vorzog.

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