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Klimadebatte: Umwelthilfe will "Monster-SUVs" stoppen

Klimadebatte

Umwelthilfe will "Monster-SUVs" stoppen

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    Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch kritisiert die deutschen Autobauer, die in seinen Augen zu sehr den Fokus auf SUVs legen, die für ihn "Klimakiller-Fahrzeuge" sind.
    Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch kritisiert die deutschen Autobauer, die in seinen Augen zu sehr den Fokus auf SUVs legen, die für ihn "Klimakiller-Fahrzeuge" sind. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Der Stachel im Fleisch der deutschen Autoindustrie sticht wieder: Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), wirft den heimischen Autobauern vor, mit einer drastisch verfehlten Modellpolitik die Zukunft der gesamten Branche zu riskieren. Rund 800.000 Arbeitsplätze in Deutschlands Schlüsselindustrie stünden auch deshalb auf dem Spiel, weil BMW, Daimler und Volkswagen einen falschen Schwerpunkt auf „Klimakiller-Fahrzeuge“ legten. Die weltweite Nachfrage nach innovativen Elektroautos werde dagegen Herstellern aus den USA, Frankreich und Asien überlassen, warnte Resch.

    DUH: Deutsche Autobauer setzen zu sehr auf SUV

    Unter den weltweit 20 meistverkauften Elektroautos findet sich laut DUH aktuell kein einziges deutsches Fabrikat. Auch bei der in drei Wochen beginnenden Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt werde der Schwerpunkt wieder auf den „geländegängigen, großen und schweren SUVs („Sport Utility Vehicles“) liegen. „Als gebe es keine sterbenden Wälder, schmelzenden Gletscher und vergiftete Luft in den Innenstädten, zelebrieren die deutschen Autobauer mit den Stadt-Geländewagen das wohl absurdeste Mobilitätsangebot auf deutschen Asphaltstraßen“, sagte Resch am Dienstag. Dass zahlreiche Hersteller ihre Teilnahme an der diesjährigen IAA abgesagt haben, wertet Resch als Zeichen für „das zunehmende Desinteresse internationaler Automärkte an den veralteten und übermotorisierten Verbrennern“.

    Der Aktivist, ohne den es wohl keine Fahrverbote für Dieselautos in deutschen Innenstädten gäbe, forderte einen Ausstieg aus der Verbrennungsmotorentechnik bis 2025. Und Verbraucher sollten bereits heute „keine Neuwagen mehr ohne effizienten Elektromotor kaufen. Bereits heute gebe es auf dem Markt ein „immer vielseitigeres Angebot an Elektrofahrzeugen“. Bei deutschen Herstellern allerdings seien immer weniger reine Elektroautos überhaupt bestellbar. Nur noch drei Modelle könnten aktuell konfiguriert und geliefert werden: Der in die Jahre gekommene BMW i3 sowie „zwei schwere und sündhaft teure Elektro-SUVs von Mercedes und Audi. Der Elektro-Smart aus dem Daimler-Konzern sowie die Modelle E-Golf und E-Up von Volkswagen dagegen könnten derzeit nicht mehr bestellt oder konfiguriert werden.

    Resch: Bundesregierung hat versagt

    Stattdessen, klagt Resch, leisteten sich die deutschen Hersteller einen „absurden Wettbewerb um den größten längsten Monster-SUV.“ Die neuesten Modelle passten nicht einmal mehr in normale Parkbuchten. Die Autokonzerne müssten einen radikalen Modellwechsel vollziehen und freiwillig „die Entwicklung neuer schwerer SUV-Modelle stoppen“.

    Hart ins Gericht geht der DUH-Chef auch mit der Politik: „Die Bundesregierung muss sich endlich eingestehen, dass sie mit ihrer bisherigen Industriepolitik und vielen Fördermilliarden gescheitert und mitverantwortlich dafür ist, dass die deutschen Autokonzerne mit Vollgas auf eine Betonmauer zurasen.“

    Angela Merkel (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) warf er vor, von der Industrie „ferngesteuert“ zu sein. Da die Autokonzerne nicht bereit seien, von sich aus umzusteuern, müsse die Politik sie nun eben dazu zwingen. Neben einem Zulassungsstopp für Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 fordert Resch die Einführung eines Tempolimits. Auf Autobahnen soll die Höchstgeschwindigkeit von 120, außerorts 80, und in der Stadt 30 Kilometern pro Stunde gelten. Bei der Kfz-Steuer sollten künftig die realen Kohlendioxid-Emissionen berücksichtigt werden.

    Umgehend wies der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) die Vorwürfe Reschs zurück. Jedes zweite Elektroauto, das in den ersten sieben Monaten des Jahres zugelassen wurde, stamme von einem deutschen Autokonzern. Künftig werde sich das Elektroauto-Angebot der deutschen Hersteller auf mehr als 250 Modelle verfünffachen. Auch auf der IAA würden zahlreiche neue Elektromodelle vorgestellt.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Zu viele SUVs - damit hat Resch recht

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