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Augsburg: Klassik Radio setzt auf einen Star-Tenor

Augsburg

Klassik Radio setzt auf einen Star-Tenor

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    Star-Tenor Rolando Villazón soll ab Herbst auf Klassik Radio eine eigene Sendung bekommen.
    Star-Tenor Rolando Villazón soll ab Herbst auf Klassik Radio eine eigene Sendung bekommen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Mit Thomas Ohrner hat Klassik Radio eben erst einen bekannten Moderator gewonnen. Manche mögen „Tommi“ Ohrner noch als Kinderstar aus dem Mehrteiler Timm Thaler kennen, der Ende der 70er Jahre im deutschen Fernsehen lief. Seit Ende November sendet er ab sechs Uhr morgens aus dem 35. Stock des Augsburger Hotelturms und moderiert die Morgensendung. Bald hat Klassik Radio noch ein prominentes Gesicht: Ab Herbst soll Star-Tenor Rolando Villazón sonntags eine zweistündige Sendung moderieren. Das berichtete Klassik-Radio-Vorstand Ulrich Kubak auf der Hauptversammlung. Rolando Villazón werde „des Öfteren ganz sicher in Augsburg sein“, sagte Kubak unserer Zeitung.

    Klassik Radio ist an der Börse notiert – ungewöhnlich für einen Radiosender. Am Freitag trafen sich die Aktionäre zur Hauptversammlung im Hotelturm, wo in dem obersten Stockwerk mit der Morgensendung seit Ende 2016 ein Teil des Programms produziert wird. Das Unternehmen hat seinen Sitz zwar in Augsburg, das Programm ist davor aber ausschließlich in Hamburg gemacht worden. Kubak, dem 67,71 Prozent des Unternehmens gehören, konnte den Aktionären gute Zahlen vorlegen. Der 51-Jährige sprach von einem „Rekordjahr“.

    Der Umsatz stieg 2016 um rund ein Drittel auf 13,3 Millionen Euro. Unter dem Strich erwirtschaftete der Sender ein Ergebnis von über 1,8 Millionen Euro. Das ist bemerkenswert, da ein Jahr zuvor noch ein kräftiger Verlust in der Bilanz stand. Nun habe man das „erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte“ erlebt. Auch der Start dieses Jahr verlief vielversprechend: Der Umsatz im ersten Halbjahr sei um acht Prozent gewachsen.

    Warum Klassik Radio so erfolgreich ist

    Was ist der Grund für die erfolgreiche Kehrtwende? Kubak verwies auf ein Bündel an Entwicklungen: Einsparungen, höhere Werbeerlöse, aber auch eine Konzertreihe des Senders lief erfolgreich: Zu acht Live-Konzerten mit klassischer Musik in ausverkauften Häusern seien vergangenes Jahr 16.000 Besucher gekommen. Zudem schalteten mehr Menschen den Sender ein: Die Zahl der Hörer pro Stunde sei vergangenes Jahr um 50 Prozent gestiegen – auf 229.000.

    Der Firmenchef setzt auf eine konsequente Digitalisierung und sieht Klassik Radio dabei als Vorreiter. Das Unternehmen habe inzwischen 22 UKW-Frequenzen zurückgegeben. Der Sender ist heute auch digital zu empfangen und bietet zudem online 27 Spartenkanäle an, die zum Beispiel nur Barockmusik, Pianoklänge oder Beethoven senden. Ganz aus dem UKW-Bereich wolle man sich vorerst zwar nicht zurückziehen, sagte Kubak. Im Herbst will das Unternehmen aber einen weiteren Schritt in die Zukunft wagen und mit einem Streaming-Dienst an den Markt gehen. Dabei wird Musik direkt aus dem Internet bezogen.

    Abonnenten sollen mit dem Streaming-Dienst Zugriff auf über hundert Klassik-Radio-Programme bekommen, die zum Beispiel auch Jazz oder Entspannungsmusik senden. Werbung soll es im Dienst nicht mehr geben, der im Jahresabo 6,99 Euro im Monat kosten soll. Eine Basis-Version soll kostenfrei bleiben, enthält dann aber Werbung. Die Ambitionen sind groß: Das Angebot werde es „mit Apple, Amazon und Spotify aufnehmen“, sagte Kubak. Er setzt auch auf das Zugpferd Rolando Villazón. Der Sänger werde neben seiner Sendung die Musik für fünf Streaming-Kanäle auswählen. Der gebürtige Mexikaner hat österreichische Vorfahren und spricht gut Deutsch. Bis zu einer Million Euro will die Firma in das Streaming-Produkt investieren. Rentiert sich das? „Der Dienst wird bereits ab 10000 Abonnenten profitabel sein“, sagte Kubak.

    Dass der Streaming-Dienst „eine große Chance, aber auch ein Risiko ist“, merkte Stephan Berninger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger an. Er kritisierte, dass die Aktionäre trotz der guten Zahlen auf eine Dividende verzichten müssen. Firmenchef Kubak begründete den Verzicht auf die Ausschüttung mit einem Sicherheitspolster, um zum Start des Streaming-Dienstes „auch auf Unvorhergesehenes reagieren zu können“. Entwickele sich Klassik Radio aber weiter positiv, wolle man zur Dividendenzahlung zurückkehren.

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