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Karstadt: Karstadt-Boss Berggruen hat mehr versprochen als gehalten

Karstadt

Karstadt-Boss Berggruen hat mehr versprochen als gehalten

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    Nicolas Berggruen trauten viele die Rettung von Karstadt zu. Jetzt kündigte seine Geschäftsführerin und keiner weiß, wie es weitergeht.
    Nicolas Berggruen trauten viele die Rettung von Karstadt zu. Jetzt kündigte seine Geschäftsführerin und keiner weiß, wie es weitergeht. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Es war im Jahr 2011, als sich Nicolas Berggruen in seiner Suite im New Yorker Carlyle Hotel für das Wall Street Journal ablichten ließ. Den Körper in einen weißen Woll-Bademantel gehüllt, lag er mit zwei Stofftieren im Arm auf seinem Bett. Den Mantel hatte er sich scheinbar lässig über Hemd und Hose geworfen, die Haare spitzbübisch zerzaust.

    Als Berggruen im September 2010 in Deutschland die insolvente Karstadt-Kette übernahm, war das für viele ein Festtag. Mehr als ein Jahr hatten die Beschäftigten nach der Insolvenz des Arcandor-Konzerns um ihre Jobs gebangt. Man hoffte auf Investitionen und eine Verjüngungskur für das angestaubte Flaggschiff des deutschen Einzelhandels. Vor allem aber hoffte man auf Berggruen.

    Das KaDeWe - Berlins Luxuskaufhaus

    Das mehr als 100 Jahre alte Luxuskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) zieht jeden Tag bis zu 180.000 Besucher aus der ganzen Welt an.

    Es ist ein Konsumtempel, in dem es fast nichts gibt, was es nicht gibt. Dazu ist es eine berühmte Touristenattraktion.

    In dem Haus in der Berliner West-City am Tauentzien und in der Nähe von Gedächtniskirche und Kurfürstendamm sind auf 60.000 Quadratmetern Verkaufsfläche rund 2000 Angestellte im Einsatz.

    Legendär ist der Gourmet-Bereich auf der 6. Etage, wo exotischste Lebensmittel und Speisen angeboten werden.

    1905 beauftragte Kommerzienrat Adolf Jandorf den Architekten Johann Emil Schaudt mit dem Bau und gründet ein Warenhaus. 1907 war Eröffnung.

    Während der Nazi-Zeit wurden die jüdischen Eigentümer, die Kaufmannsfamilie Hermann Tietz, zum Verkauf der Kette gezwungen.

    Im Zweiten Weltkrieg stürzte ein amerikanisches Flugzeug in das Kaufhaus, das völlig ausbrannte. 1950 wurden die ersten beiden Etagen wiedereröffnet.

    2010 übernahm Nicolas Berggruen als Investor die Karstadt Warenhaus GmbH und damit auch das traditionsreiche Berliner Kaufhaus. (dpa)

    Immerhin hatte der schillernde Milliardär und Sohn des bekannten Kunsthändlers Heinz Berggruen seit der Übernahme der pleitegegangenen Firma immer wieder Investitionen versprochen. „In einer Zeit, in der die Befürchtung im Raum lag, dass Karstadt vielleicht gar nicht mehr zu retten ist, waren die Hoffnungen sehr schnell euphorisch“, sagt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE-Handelsberatung in München.

    Die Euphorie ist längst verflogen

    Eine Euphorie, von der heute, drei Jahre später, nicht mehr viel geblieben ist. Als „Minus-Mann“ betitelte kürzlich das Handelsblatt den deutsch-amerikanischen Investor. Die Frankfurter AllgemeineZeitung bezeichnete Berggruen gar als „Enttäuschung des Jahres“. Der 52-Jährige sei ein „Blender“, der im Kartstadt-Konzern ohnehin nur noch eine Randfigur darstelle.

    Tatsächlich hat Kunstliebhaber Berggruen die Sport- und Premiumhäuser von Karstadt im Jahr 2013 bis auf 24,9 Prozent an eine Investorenriege rund um den Österreicher René Benko verkauft. Die 300 Millionen Euro, die ihm dieser Verkauf eingebracht hat, sollten offiziell dem Unternehmen zugutekommen. „Bislang ist allerdings nicht viel passiert“, kritisiert auch Handelsexperte Stumpf. Um die Kunden für die angeschlagene Warenhauskette zu begeistern, müsse endlich Geld in deren Modernisierung fließen. Was fehle, sei vor allem ein deutliches Zeichen des Investors, „ein Signal, dass es irgendwann besser werden könnte“.

    Abgang der Managerin aus Schweden ist fatal

    Auch Eva-Lotta Sjöstedt hat offensichtlich vergeblich auf diese Zeichen gewartet. Nach nur fünf Monaten im Amt legte die ehemalige Ikea-Managerin ihre Arbeit als Karstadt-Chefin nieder – und machte unmissverständlich deutlich, dass sie vor allem von einem enttäuscht ist: von Berggruen. Er selbst äußerte sich bislang nicht zum Weggang der Schwedin. „Das Signal, das ihr Fortgang sendet, ist jedoch fatal“, sagt Handelsexperte Stumpf.

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