Die vorerst letzte Preisrunde liegt noch nicht lange zurück. Schon im Herbst letzten Jahres wurde in vielen Supermärkten der Kaffee teurer. Doch damit nicht genug. In den nächsten Monaten droht ein weiterer Anstieg für Deutschlands beliebtesten Wachmacher. Der Grund: Brasilien steht vor einer schlechten Kaffeeernte. Das Land ist nicht irgendeiner unter den 50 Kaffeeproduzenten auf der Welt, sondern der größte. Zwischen ein Drittel und 40 Produzent aller Kaffeebohnen stammen von den Südamerikanern.
Die brasilianische Prognosebehörde Conab erwartet in ihrer jüngsten Schätzung, dass bei der wichtigsten Sorte Arabica dieses Jahr deutlich weniger eingefahren wird. Die Statistiker rechnen mit einem Rückgang zwischen 30 und 40 Prozent. Grund dafür ist eine längere Trockenheit und der Rückgang der Anbaufläche. Der Kaffeestrauch reagiert sensibel auf zu viel oder zu wenig Regen oder Sonne. Ist das Wetter für die Pflanze ungünstig, wirft sie die Blüten ab. Brasilien leidet außerdem schwer unter der Corona-Seuche, die auch die Landwirtschaft beeinträchtigt, weil Arbeiter fehlen.
Ein Preisanstieg von 20 Prozent bei Kaffeebohnen
Wie stark die Preise in Deutschland wegen einer schwächeren Ernte in Brasilien nach oben gehen, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Der Preis für Kaffee wird an der Börse gebildet, er schwankt und schlägt aus. Seit Anfang November ist er aber deutlich geklettert. Von seinerzeit 1,05 US-Dollar je amerikanischem Pfund auf 1,25 Dollar. Das ist ein Anstieg um 20 Prozent. Höhere Kosten beim Einkauf des Rohstoffs gibt der Handel in der Regel zeitversetzt an die Kunden weiter.
In den vergangenen Jahren waren die Bohnen vergleichsweise billig. Vor zehn Jahren war der Preis abgestürzt und bewegte sich lange auf geringem Niveau. In der Folge wuchs der wirtschaftliche Druck auf die Kaffeepflanzer, die versuchten, billiger zu produzieren. Noch niedrigere Löhne für die Arbeiter und ausgelaugte Böden waren das Resultat. Dennoch konnten nicht alle Farmer den Preissturz überleben und mussten aufgeben, weshalb die Anbaufläche kleiner wurde. Auch das trägt dazu bei, dass die Preise anziehen.
Kaffee-Plantagen: Die Arbeiter bekommen wenig für ihren Schweiß
In Deutschland kostet das Kilo Kaffee im Handel zwischen sechs und zwölf Euro das Kilo. Rund 85 Prozent des Preises gehen an Kaffeeröster, den Händler, den Transport und den Staat in Form von Steuern. Die Arbeiter auf den Plantagen bekommen nur den kleinen Anteil von rund 5 Prozent für ihre Arbeit. Die Ausnahme ist fair gehandelter Kaffee, der aber nur einen kleinen Marktanteil abdeckt.
Deutschland gehört zu den größten Kaffeeröstern weltweit. Nirgends in Europa wird mehr Kaffee importiert, geröstet und wieder in alle Welt exportiert. Dafür stehen die großen Namen Jacobs, Tchibo, Dallmayr und Eduscho. Beim Kaffeegenuss liegen die Deutschen nicht in der Spitzengruppe. Deutlich mehr wird pro Kopf in Finnland und Norwegen getrunken, wo die Winter lang und dunkel sind. Die Finnen kommen pro Kopf auf einen Konsum von umgerechnet 12 Kilogramm Kaffeebohnen pro Jahr und damit mehr als doppelt so viel wie die Deutschen. In Norwegen liegt der Durchschnittsverbrauch bei 10 Kilogramm.
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