„Ich bin geschockt“ – um sieben Uhr morgens erhielt Torsten Falke eine Kurznachricht. Um 9 Uhr sollte eine Telefonkonferenz des Aufsichtsrates des Finnischen Papierherstellers UPM sein. Um 9.15 Uhr wurde der Aufsichtsrat, zu dem Torsten Falke gehört, um 9.45 Uhr der Betriebsrat und um 10.30 Uhr die Belegschaft darüber informiert, dass 150 Arbeitsplätze in Augsburg wegfallen. „Das werden 150 Kündigungen sein“, sagt Falke, der Bezirksleiter der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie, der sich seit Jahren für die Interessen der UPM-Beschäftigten stark macht und nun für den Erhalt so vieler Stellen wie möglich kämpfen will.
Wie der finnische Konzern mitteilt, werden zwei Papiermaschinen geschlossen: eine am Werk in Augsburg und eine am Standort Steyrermühl in Österreich. Während in Augsburg, wo insgesamt rund 800 Menschen arbeiten, 150 Beschäftigte von den Plänen betroffen sind, müssen in Steyrermühl 125 Mitarbeiter um ihre Jobs bangen. In beiden Werken werde die Papierproduktion aber auf den noch verbleibenden und wettbewerbsfähigen Maschinen fortgesetzt. Der Konzern, an den 2001 die frühere Augsburger Papierfabrik Haindl verkauft wurde, verspricht sich von dem Schritt Kosteneinsparungen in Höhe von circa 30 Millionen Euro jährlich. 305 000 Tonnen grafische Papiere würden so europaweit reduziert werden. Nicht betroffen von den Sparplänen sind laut Gewerkschafter Falke die beiden anderen UPM-Werke in unserer Region: Schongau und Ettringen.
Warum Augsburg vom Stellenabbau betroffen ist
Winfried Schaur, Leiter des Geschäftsbereichs UPM Paper ENA, erklärt die Entscheidung der Konzernzentrale am Donnerstag so: „Wie in anderen Bereichen der grafischen Papierherstellung ist während der letzten Jahre auch die Nachfrage nach SC Papieren zurückgegangen. Es wird erwartet, dass sich dieser Rückgang fortsetzen wird. Wir sind gezwungen, unsere Geschäftstätigkeiten an die veränderten Marktbedingungen anzupassen.“ SC Papiere werden für Zeitschriften und Kataloge verwendet. Dass der Standort Augsburg von den Kürzungsplänen betroffen ist, hängt nach Angaben von Schaur von verschiedenen Faktoren ab. „Da spielt das Alter unserer Maschine eine Rolle, aber auch Kostenentwicklungen, die Energiepreise und die Entwicklung der einzelnen Produkte fließen in die Entscheidung ein.“
Für Werksleiter Gerhard Mayer ist es ein schwerer Tag. Ist er doch „im Werk groß geworden“. „Die Entscheidung trifft mich natürlich sehr. Gleichzeitig müssen wir die Marktsituation und die dort bestehende Überkapazität anerkennen“, schildert Mayer die Lage. Ziel von UPM sei es nun, zusammen mit den Arbeitnehmervertretern die bestmöglichen Lösungen für die Mitarbeiter zu finden. Wie diese aussehen werden, darüber könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden.
Doch Gewerkschafter Falke ist überzeugt davon: bis Jahresende ist der Jobabbau nicht abgeschlossen. Auch wenn die Konzernleitung sich das so vorstelle: „Wir Arbeitnehmervertreter müssen uns jetzt erst einmal informieren, ob es Alternativen zum Stellenabbau gibt, dann können die Verhandlungen beginnen. Übers Knie darf hier nichts gebrochen werden.“ Falke kritisiert den Wandel an der Spitze des UPM-Konzerns. Dort ist seit einigen Jahren zu beobachten, dass man im Interesse der Aktionäre „auf gnadenlose Restrukturierungsmaßnahmen“ setze. Natürlich gebe es eine Überkapazität auf dem Papiermarkt, die nicht zuletzt auch dem veränderten Verbraucherverhalten hin zur Nutzung digitaler Medien geschuldet ist. „Doch UPM ist profitabel. Hier geht es nur darum, noch profitabler zu werden.“