Lange hat Daniel Kretinsky nicht gebraucht, bis er seine erste Million verdient hatte. Bereits nach weniger als einem Jahr als Jurist beim tschechisch-slowakischen Finanzkonglomerat J&T erhält der damalige Mittzwanziger eine solche Prämie für einen gewonnenen Fall. Von da an geht es finanziell steil bergauf.
Mittlerweile bewegt sich der heute 43-jährige Investor in ganz anderen Größenordnungen. Mit einem Vermögen von etwa 2,6 Milliarden Euro gehört er zu den reichsten Tschechen.
Kretinsky meidet gewöhnlich das Rampenlicht
In den wenigen Interviews die er gibt, spricht der Mann mit der eckigen Brille davon, dass er aus einer „normalen tschechischen Familie“ stammt. Sein Vater ist Informatikprofessor, seine Mutter Juristin und ehemalige Richterin.
Obwohl der unter anderem durch Investitionen in die Braunkohle reich gewordene Geschäftsmann sonst eher versucht, das Rampenlicht zu meiden, steht Kretinsky derzeit häufiger in den Schlagzeilen. Grund ist ein Übernahmeangebot, das er dem Handelsriesen Metro unterbreitet hat.
Seit 2018 ist Kretinsky bereits Anteilseigner von Metro
Bereits im vergangenen Jahr war er mit seinem Geschäftspartner Patrik Tkac bei dem Konzern mit Sitz in Düsseldorf eingestiegen. Nun macht er ernst und strebt bei Metro das Sagen als Großaktionär an.
Den Gedanken, die mehr als 280-Real-Märkte zu verkaufen, die noch zu der Unternehmensgruppe gehören, befürwortet er – wovon über 30.000 Beschäftigte betroffen wären.
Ansonsten lässt sich hinter den Investitionen des Milliardärs keine offensichtliche Strategie erkennen, kauft er sich doch in sehr unterschiedliche Bereiche ein: Neben dem angestrebten Einstieg bei Metro hält er bereits Anteile bei der französischen Tageszeitung Le Monde, er ist Miteigentümer von Tschechiens größter Boulevard-Zeitung Blesk und Präsident des Fußballklubs Sparta Prag.
Kretinsky ist mit der Tochter des reichsten Tschechen liiert
Ein Portfolio von Unternehmen in der Energiebranche hatte Kretinsky bereits aufgebaut, nachdem er im Jahr 2003 zum gewinnbeteiligten Partner bei J&T wurde. Später lagerte er diese in das Energieversorgerunternehmen EPH aus, das zunächst auch noch anderen Investoren sowie seinem oftmaligen Geschäftspartner Petr Kellner, dem reichsten Mann Tschechiens, gehörte – mit dessen Tochter Kretinsky übrigens liiert ist.
Nachdem seine Investorenkollegen aus der Firma ausstiegen, übernahm er deren Anteile und hält heute 94 Prozent an EPH, das mehrere Kraftwerke in Ostdeutschland betreibt und damit ein wichtiges Unternehmen auf dem deutschen Strommarkt ist.
Persönliches ist über Daniel Kretinsky nur wenig bekannt. Er sei kein Showman mit weißen Mokkassins und schwarzer Lederjacke, beschreibt ihn ein tschechischer Journalist. „Er ist sehr gebildet, hochintelligent und äußerst dezent. Auf der einen Seite ein hervorragender Stratege, aber auch ein Spekulant. Er kann beide Rollen spielen.“