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Investment: Fall Greensill: Wie sicher ist Festgeld bei Direktbanken?

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Fall Greensill: Wie sicher ist Festgeld bei Direktbanken?

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    Die BaFin hat die Bremer Greensill Bank vom Markt genommen. Tausende Kleinanleger sind betroffen.
    Die BaFin hat die Bremer Greensill Bank vom Markt genommen. Tausende Kleinanleger sind betroffen. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Eine kleine Bank sorgt derzeit für Schlagzeilen. Die deutsche Finanzaufsicht hat die Bremer Greensill Bank wegen drohender Überschuldung geschlossen. Das Institut ist ein Ableger eines australischen Finanzunternehmens. Zahlreiche Kunden fragen sich, wie es jetzt mit ihren Einlagen weitergeht. Betroffen sind tausende Kleinanleger. Daneben haben einige Kommunen Millionenbeträge angelegt. Insgesamt geht es Schätzungen zufolge um 3,6 Milliarden Euro. Der Fall wirft die Frage auf, wie sicher Festgeld bei Direktbanken ist oder bei Zins-Portalen, die Anlegergelder an Institute vermitteln, die häufig weniger bekannt sind.

    Im Fall Greensill ist zum Beispiel das Portal Weltsparen als Vermittler aufgetreten, das zur Raisin Bank in Berlin gehört. Weltsparen vermittelt Privatanlegern Festgelder bei anderen Instituten. Dafür gibt es dann oft noch bis zu 1,5 Prozent Zins. Weltsparen war aber nur eine Plattform unter mehreren. "Über 10.000 Kunden in Summe haben über Weltsparen bei der Greensill Bank angelegt", berichtet eine Sprecherin. "Neben der Bank selbst haben viele Vergleichsportale, inklusive Check24, Offline-Einlagenbroker und Finanztest die Einlagen vertrieben oder empfohlen", betont das Institut. "Der Anteil des vermittelten Einlagenvolumens durch Weltsparen beträgt einen Bruchteil, nach unserer Schätzung 10 bis 15 Prozent."

    Aus Sicht von Weltsparen war die in Deutschland beaufsichtigte Greensill Bank lange vertrauenswürdig: "Von dem Verdacht der Bilanzmanipulation haben wir erst letzte Woche erfahren. Wir haben uns wie alle anderen Geschäftspartner auf die offiziellen Abschlüsse, Prüfergebnisse und Ratings verlassen, die bis zuletzt solide erschienen." Es kam anders.

    Stiftung Warentest zur Greensill Bank : Spareinlagen von Privatleuten sind geschützt

    Die gute Nachricht in dem Fall ist, dass die Spareinlagen von Privatleuten geschützt sind. Das bestätigt die Stiftung Warentest: "Sparer der Bremer Greensill Bank müssen sich keine Sorgen um ihr Geld machen", heißt es dort. "Die Sparguthaben auf der Bank sind durch die deutsche Einlagensicherung abgesichert." Die gesetzliche Einlagensicherung schützt pro Kunde und pro Bank 100.000 Euro. Momentan lägen alle Spareinlagen der Bremer Greensill Bank auf Eis, Anleger könnten weder anlegen noch abheben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, habe bis zu sechs Wochen Zeit, die Bank zu prüfen. Spätestens Mitte April werde die BaFin bekannt geben, wie es mit der Bank weitergehe.

    "Stellt die BaFin die Insolvenz und damit den Entschädigungsfall fest, springt die Einlagensicherung ein und entschädigt Sparer der Bank binnen sieben Werktagen", beschreibt die Stiftung Warentest das Verfahren. Darüber hinaus gehört die Greensill Bank der freiwilligen Einlagensicherung deutscher Banken an. Damit sind sogar bis zu 75 Millionen Euro pro Kunde abgedeckt. Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern, geht aktuell davon aus: "Normalsparer werden im Fall der Greensill-Bank ihr Geld zurückbekommen – inklusive des Zinses bis zum Tag der Feststellung des Entschädigungsfalles."

    Plattformen wie Weltsparen oder Zinspilot vermitteln Sparer auch zu ausländischen Instituten

    Trotzdem dürfte der Fall Verunsicherung aufwerfen, wie sicher Festgeldangebote bei Direktbanken oder auf Zinsportalen sind. Plattformen wie Weltsparen oder Zinspilot vermitteln Sparer auch zu ausländischen Instituten, deren Namen hierzulande häufig unbekannt sind. Bei Weltsparen selbst ist man von der Sicherheit überzeugt: "Tages- und Festgelder sind eine der sichersten Anlageklassen für Verbraucher", so die Raisin Bank. Das gelte auch für das europäische Ausland: "Die gesetzliche Einlagensicherung ist europaweit harmonisiert und sichert bis zu 100.000 Euro inklusive Zinsen je Kunde und je Bank durch den jeweiligen Einlagensicherungsfonds." Im Insolvenzfall besteht also ein Schutz.

    Verbraucherschützer Straub rät trotzdem zu großer Vorsicht: Die Einlagensicherungssysteme in Europa könnten von unterschiedlicher Qualität sein, sagt er. "Es gibt keine europäische Einlagensicherung, nur einzelne staatliche Garantien, jeweils 100.000 Euro pro Sparer und Bank im Entschädigungsfall abzusichern." Die Finanzkraft der Länder sei aber nicht überall gleich. Die Frage ist, ob alle Staaten im Notfall zahlen können, vor allem, wenn es darum ginge, mehrere Milliarden Euro zu erstatten. "Es macht einen Unterschied, ob man eine deutsche Einlagensicherung hat oder die von Litauen oder Zypern", sagt Straub. Er rät deshalb zu Festgeldanlagen nur in den Ländern, die von internationalen Rating-Agenturen mit einem sehr guten AAA-Rating ausgezeichnet sind. "Das schützt zwar nicht davor, dass eine Bank Insolvenz anmeldet, reduziert aber die Gefahr, dass das Land im Insolvenzfall den Sparer nicht entschädigen kann", sagt Straub.

    Sind Geldanlagen im Ausland eine Chance oder ein Risiko?

    Ähnlich denkt man bei der Stiftung Warentest, die regelmäßig Festgeld-Vergleiche erstellt. "Wir können die Bankbilanzen selbst nicht testen, aber können bewerten, ob die Einlagensicherung im Zweifelsfall zahlen kann", sagt Michael Beumer, Teamleiter Geldanlage. Für Deutschland oder Frankreich sei man davon überzeugt. "In vielen kleinen Ländern oder in Staaten wie Italien und Rumänien kann es aber ganz anders aussehen", sagt er. Die Stiftung Warentest nimmt deshalb in ihren Vergleich nur noch Angebote auf, deren Einlagensicherung man für solide halte. Auf Zinsportalen werden derzeit Festgelder der Attica Bank aus Griechenland, der PayRay aus Litauen und der Aigis Banca aus Italien angeboten. Alle drei Angebote seien nicht in die Zinstests der Stiftung Warentest aufgenommen worden, da deren Experten bezweifeln, dass die griechische, die litauische und die italienische Einlagensicherung bei einer größeren Bankenpleite Sparer zeitnah entschädigen könne, wie es das EU-Recht vorschreibe. "Wer unbedarft über Portale anlegt, dem kann es passieren, dass er bei Banken landet, bei denen er am Ende Stress hat, das Geld im Insolvenzfall wiederzubekommen", sagt Beumer. Nach der Insolvenz der Kaupthing Bank 2008 hatte Island zum Beispiel Probleme, die Sparer zu entschädigen.

    Bei Weltsparen dagegen sieht man die Angebote im Ausland als Chance. Die Plattform ist seit 2013 am Markt und will Sparern Wege zeigen, noch an Zins zu kommen, während die heimischen Hausbanken teilweise schon Strafzinsen verlangen. Das Institut kooperiert dafür mit über 100 Partnerbanken in Deutschland und Europa. Raisin arbeite ausschließlich mit lizenzierten Finanzinstituten zusammen, die der Bankenaufsicht unterliegen. "Bislang kam es noch nie zu einem Fall, in dem die Einlagensicherungssysteme innerhalb Europas nicht gegriffen haben", betont das Institut.

    Verbraucherschützer Straub hält es derzeit für keinen guten Weg, mit Kritik auf die Vergleichsportale einzudreschen. "Solange Portale nicht reißerische oder irreführende Werbung machen – und das ist nicht der Fall –, gibt es dafür keinen Grund", sagt er.

    Straub rät Anlegern aber, sich nicht nur vom Zins locken zu lassen, sondern auch genau auf die Bank zu schauen: "Ein hoher Zins im Vergleich zum Bankenumfeld kann ein Hinweis sein, dass die Bank Geld braucht oder riskantere Anlagen tätig." Wer bewusst außerhalb sehr sicherer Länder mit AAA-Rating anlegen will, dem rät er, das Geld auf mehrere Institute zu streuen und nur kleinere Beträge anzulegen. Dann ist der Schaden nicht so groß, falls eine Anlage ausfällt.

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