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Interview mit "Karstadt-Retter": Karl-Gerhard-Eick: Ein Manager über sein Scheitern

Interview mit "Karstadt-Retter"

Karl-Gerhard-Eick: Ein Manager über sein Scheitern

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    Karl-Gerhard Eick.
    Karl-Gerhard Eick.

    Als Hoffnungsträger war er empfangen worden, als Prototyp des gierigen Managers wurde er verabschiedet. In wenigen Monaten als Chef der Karstadt-Mutter Arcandor hat Karl-Gerhard Eick viele Extremsituationen erlebt. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er nun über die turbulenten Tage im Sommer 2009, die Flucht nach London und seinen Vorgänger.

    Gehen Sie ab und zu noch in eine Karstadt-Filiale?

    Eick: Na klar. Ich mag Warenhäuser und ich freue mich, dass Karstadt wieder eine Zukunft hat.

    Fast zwei Jahre ist es her, dass Sie nach nur 185 Tagen als Chef der Karstadt-Mutter Arcandor zurücktraten. Das Unternehmen war pleite. Wie oft werden Sie darauf angesprochen?

    Eick: Das ist immer noch ein Thema in meinem Leben, keine Frage.

    Im Gedächtnis geblieben ist die Szene, als sie den Mitarbeitern auf einer Trittleiter die Insolvenz verkündeten. Wie kam es dazu?

    Eick: Ich saß in meinem Büro, da kam plötzlich ein Mitarbeiter herein und sagte, dass da draußen Tausende Menschen stehen und wissen wollen, wie es weitergeht. Also bin ich spontan rausgegangen. Auf meine Frage nach dem Mikrofon sagte man mir, es gebe keins, nur ein Megafon und diese Trittleiter. Da bin ich dann rauf …

    Nach einer erfolgreichen Zeit bei der Deutschen Telekom waren Sie zu diesem Zeitpunkt als Karstadt-Retter gescheitert. Hat Ihnen das geschadet?

    Eick: Natürlich. Es war ein Scheitern und es wurde auch so wahrgenommen, wenngleich sich nur wenige darum kümmerten, wie es zustande gekommen war.

    Sie spielen auf die Altlasten an, die Ihnen Thomas Middelhoff hinterlassen hat. Hatten Sie direkten Kontakt zu Ihrem Vorgänger bei Arcandor?

    Eick: Ja, wir haben miteinander geredet und eine normale Arbeitsübergabe gemacht.

    Wussten Sie da schon, wie schlecht es wirklich um das Unternehmen stand?

    Eick: Wenn man so eine Aufgabe übernimmt und sich tief in die Details hineinarbeitet, wird man immer wieder überrascht, so oder so.

    In diesem Fall dürfte das eher unangenehm gewesen sein.

    Eick: Sagen wir so, viele positive Überraschungen waren nicht dabei.

    Thomas Middelhoff steht mittlerweile in Zusammenhang mit der Arcandor-Pleite vor Gericht. Was empfinden Sie dabei?

    Eick: Ich habe mir vorgenommen, mich nicht zu Herrn Middelhoff zu äußern und halte das auch ganz gut durch.

    Nach seinem Abgang waren Sie für die Beschäftigten zunächst ein Hoffnungsträger – volksnah, auch gerne mal ohne Krawatte. Als später Ihre Abfindung von 15 Millionen Euro bekannt wurde, hat man Sie beschimpft. Was ging da in Ihnen vor?

    Eick: Das tut natürlich weh. Vor allem, weil es in höchstem Maße ungerechtfertigt war.

    Inwiefern?

    Eick: Ich hatte einen Fünf-Jahres-Vertrag im Vorstand der Deutschen Telekom, als Arcandor bei mir angefragt hat. Und da habe ich gesagt, mich reizt die Aufgabe, aber ich will mich finanziell nicht verschlechtern. Ansonsten hätte man mich doch für verrückt erklärt.

    Wie geht man mit solchen Anfeindungen um?

    Eick: Für mich war in solchen stressigen Phasen der Sport als Ausgleich besonders wichtig. Beim Laufen kriege ich einen klaren Kopf.

    Sie gelten auch als rasanter Skifahrer, manch einer bezeichnet Sie gar als Pistensau.

    Eick (lacht): Mittlerweile mache ich lieber Touren im Gelände.

    Was machen Sie jetzt eigentlich beruflich?

    Eick: Um der Öffentlichkeit ein bisschen auszuweichen, bin ich nach London gezogen. Unter anderem arbeite ich dort als Unternehmensberater. In meinem Berufsleben habe ich so viele Erfahrungen, auch in Krisensituationen, gemacht, die ich damit an andere weitergeben möchte.

    Sie sind in Ulm geboren, haben in Augsburg studiert und lange dort gelebt. Reizt Sie eine Rückkehr in die Heimat?

    Eick: Wenn sich die Gelegenheit bietet, warum nicht? Ich habe immerhin ein Drittel meines Lebens hier in Augsburg verbracht, so etwas verbindet.

    Werden Sie irgendwann wieder von der Beraterseite auf die Macherseite wechseln?

    Eick: Würde ich nicht ausschließen.

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