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Interview: Xentral-Gründer: "Werden von Kundenanfragen überrannt"

Interview

Xentral-Gründer: "Werden von Kundenanfragen überrannt"

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    Benedikt und Claudia Sauter, Gründer des Unternehmens Xentral aus Augsburg.
    Benedikt und Claudia Sauter, Gründer des Unternehmens Xentral aus Augsburg. Foto: Xentral

    Herr Sauter, Ihr Unternehmen hat sich in einer neuen Finanzierungsrunde 75 Millionen Dollar von Investoren gesichert. Eine Menge Geld. Was haben Sie damit vor?

    Benedikt Sauter: Unser Unternehmen Xentral ist der führende Anbieter eines schlanken Warenwirtschaftssystems für kleine und mittelständische Unternehmen. Wir werden von Kundenanfragen überrannt, haben Schritte auf das internationale Parkett getestet, unser Umsatz legt jährlich um den Faktor 3 zu. Damit haben wir das gleiche Problem wie viele Unternehmen, die ein neues Business aufmachen: Wir müssen unsere Strukturen anpassen.

    Das heißt, Sie brauchen neue Mitarbeiter?

    Sauter: Ja, auf jeden Fall. Im Oktober waren wir 50 Leute, derzeit sind wir 120, gelistet sind schon rund 150, denn es dauert immer einige Zeit, bis Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich anfangen. Unser Ziel ist es, dass wir Ende des Jahres 200 im Team sind. Jetzt haben wir dafür die finanziellen Möglichkeiten. Dazu sind viele Spitzenkräfte zu uns gekommen.

    Ursprünglich hatten Sie gar keine Software verkauft, sondern Hardware, nämlich Platinen. Wie kam es, dass Sie sich plötzlich auf die Software konzentriert haben?

    Sauter: Das Hardware-Geschäft lief auch gut, so gut, dass es zu Engpässen kam, um die ganzen Aufträge zu erfüllen. Die Software zur Unterstützung, die uns damals angeboten wurde, war aber teuer, alt, vieles musste man per Hand eingeben. Ich bin Frühaufsteher und habe mich dann an manchen Tagen von 5 Uhr bis 8 Uhr darangesetzt, eine eigene Software zu entwickeln...

    Was war Ihr Ziel? Wie muss eine gute Software aussehen?

    Sauter: Claudia, meine Mitgründerin, und ich haben immer das Ziel, Komplexes einfach zu machen, den Menschen zu helfen. So haben wir die Software gestaltet. Alles, was ein Computer automatisiert erledigen kann, muss er erledigen. Durch Empfehlungen haben uns immer mehr Menschen plötzlich auf die Software angesprochen, das Telefon hat dauernd gebimmelt. Da haben wir entschieden, uns ganz darauf zu konzentrieren. Heute bieten wir ein einfaches Warenwirtschaftssystem, das sich an einem Wochenende konfigurieren lässt und das Prozesse wie Einkauf, Auftrags- und Lagerverwaltung, Verpackung oder Buchhaltung digitalisiert und automatisiert.

    Einen Schub dürfte auch der Kontakt zu Unternehmen aus der Sendung „Die Höhle der Löwen“ gebracht haben“?

    Sauter: Unser Unternehmen ist anfangs vor allem durch Weiterempfehlungen stark gewachsen, das gilt auch für die Food-Start-ups aus „Die Höhle der Löwen“. Die jungen Firmen stehen vor der Herausforderung, dass plötzlich eine Menge Aufträge in kürzester Zeit zu bewältigen sind. Die Gründerinnen und Gründer von Start-ups wie dem Porridge-Hersteller 3bears oder von Fittaste, die gesunde Fertiggerichte herstellen, waren begeistert. Juror Frank Thelen ist selbst zu einem Investor von uns geworden.

    Unter den Namen Ihrer Kunden finden sich auch traditionelle Marken wie Villeroy & Boch. Wie kommt es dazu?

    Sauter: Auch etablierte Unternehmen wie Villeroy & Boch starten immer wieder neue Business-Modelle. Es sind junge Leute dabei, die Neues angehen. Es gibt auch langjährige Firmen wie Feuerschutz Jockel, die heute ihren ganzen Betrieb mit unserer Software abbilden. Das Unternehmen aus der Mitte Deutschlands stellt traditionell Feuerlöscher her, hat aber eine super-moderne IT-Abteilung und eine Geschäftsführung mit modernem, digitalem Denken. Unsere Software hat den Vorteil, dass sie sehr flexibel ist, sehr schlank bei der Einführung. Man kann damit in einigen Kernbereichen beginnen und später andere Bereiche anschließen.

    Ist der große deutsche Software-Konzern SAP Vorbild für Sie? Strecken Sie sich danach?

    Sauter: Ich bin super-froh, dass es SAP gibt. Es gibt ja unterschiedliche Kundengruppen. SAP kann die Großkonzerne mit einer guten Logistik für ihre Datenbasis versorgen. Wir sind für die kleinen und mittelständischen Unternehmen da, gerade auch für die Start-ups, die schnell wachsen. Es gibt auch Großunternehmen, die unsere Xentral-Software in bestimmten Bereichen an ihr SAP-System dranhängen.

    Sie wollen international wachsen. Was sind Ihre Pläne?

    Sven Pirner: Wir wollen verstehen, wie andere Märkte ticken, welches Interesse es dort gibt. Jetzt haben wir unseren ersten Kunden in Großbritannien, der nächste Schritt soll im nächsten Jahr die USA sein. Der globale, cloudbasierte Markt für Warenwirtschaftssysteme ist sehr groß und wird für das Jahr 2023 auf einen Wert von 32 Milliarden Dollar geschätzt. In Amsterdam haben wir eine Niederlassung, ebenfalls in München, in Berlin soll eine kommen.

    Welche Rolle spielt denn Augsburg künftig in dieser internationalen Strategie für Xentral?

    Sauter: Augsburg – die Stadt, in der wir die Firma gegründet haben – wird sicher lange die Hauptniederlassung bleiben. Hier sind 60 Prozent der Belegschaft angesiedelt. Wir haben aber auch einen remote-first Ansatz, sodass der Standort allein nicht so entscheidend ist.

    Remote first heißt, Sie arbeiten vor allem im Homeoffice?

    Sauter: Hauptsächlich ist dies so, dass wir im Homeoffice arbeiten. Jeder kann aber auch in das Unternehmen kommen. Wie haben gerade erweitert, Flächen hinzugenommen und Co-Working-Spaces geschaffen, wo sich das Team treffen kann. Bei uns arbeiten inzwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 32 Nationen.

    Dann unterhält man sich in Englisch?

    Sauter: Englisch ist tatsächlich unsere Hauptsprache geworden. Wie sind ein aus Augsburg heraus gewachsenes internationales Unternehmen.

    Studiert haben Sie aber hier in der Stadt?

    Sauter: Ja, an der Hochschule Augsburg in den Jahren 2003 bis 2007. Zuerst Diplom-Informatik. Dann anschließend noch ein Master-Studium.

    In Augsburg gibt es inzwischen mehrere erfolgreiche IT-Start-ups, in München wird das Unternehmen Celonis mittlerweile mit Milliarden Euro bewertet. Ist unsere Region zu einem Silicon Bavaria für Software geworden?

    Sauter: Celonis ist natürlich größer, aber auch im Bereich für Geschäftskunden aktiv. Ich denke, die Unternehmen zeigen gerade, dass wir aus Bayern heraus gute B2B-Software für Europa liefern können, also Software für Geschäftskunden. Bayern-Power halt. Das macht bayerische Mentalität aus: Wir nehmen uns komplexer Probleme an und versuchen eine Lösung in Einfachheit zu finden, mit der die Menschen gut vorankommen können.

    Sven Pirner ist stellvertretender Geschäftsführer von Xentral.
    Sven Pirner ist stellvertretender Geschäftsführer von Xentral. Foto: Xentral

    Es heißt, Corona hat die Digitalisierung extrem beschleunigt. Spüren Sie dies bei Xentral?

    Pirner: Corona und die Folgen haben alle nochmals wachgerüttelt. Anfangs hat Corona einige Projekte gestoppt, schnell ist dann aber klar geworden, wie wichtig es ist, die Digitalisierung nicht zu vernachlässigen. Die Awareness dafür ist deutlich gestiegen, gerade im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen. In der Pandemie hat ja nur noch der Online-Handel funktioniert, gleichzeitig haben viele Unternehmen begonnen, Video-Konferenzen über Zoom einzuführen. Auch wir selbst mussten und durften schnell umdenken. Uns selbst wurde klarer, wie wir die Welt gestalten wollen, dadurch haben wir bei Xitaso nun auch viele internationale Mitarbeiter und Kunden.

    Zu den Personen: Benedikt Sauter hat zusammen mit seiner Frau Claudia Sauter das Unternehmen Xentral gegründet. Beide führen es. Sven Pirner ist stellvertretender Geschäftsführer.

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