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Interview: "Renk ist auf keine Bank angewiesen"

Interview

"Renk ist auf keine Bank angewiesen"

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    Renk-Vorstandssprecher Florian Hofbauer und ein Hohlrad für das Getriebe einer Windkraftanlage.
    Renk-Vorstandssprecher Florian Hofbauer und ein Hohlrad für das Getriebe einer Windkraftanlage. Foto: Fotos: Fred Schöllhorn

    Augsburg Kaum eine Branche hat die Wirtschaftskrise so hart getroffen wie den Maschinenbau. Auch dem

    Frage: Ganz Deutschland redet über erneuerbare Energien. Als Hersteller von Getrieben für Windkraftanlagen muss Ihnen doch das Herz aufgehen?

    Hofbauer: Windkraft ist auf jeden Fall ein wichtiges Standbein für uns – und ein Markt, in dem wir weiter wachsen können. Die Entscheidung aus dem Jahr 2007, uns auf große Anlagen auf hoher See zu spezialisieren, erweist sich jetzt als richtig. Wir haben uns in diesem Markt rechtzeitig positioniert. Das hilft uns jetzt natürlich.

    Frage: Von dem Boom profitiert vor allem der westfälische Standort Rheine. Was bleibt für Augsburg?

    Hofbauer: Wir haben die Produktion der Getriebe für Windkraftanlagen in Rheine konzentriert, weil dort mehr Platz zur Verfügung stand. In Augsburg werden aber weiterhin wichtige Teile dafür hergestellt und zugeliefert. So haben beide Standorte etwas davon. Die Kernkompetenz in Augsburg bleibt allerdings der Bau von kompakten, besonders leistungsfähigen

    Frage: Was den Umsatz angeht, spielt die Windkraft bislang ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.

    Hofbauer: Das ist richtig. Noch sprechen wir hier von einem einstelligen Millionenbetrag bei einem Gesamtumsatz von mehr als 400 Millionen Euro. Aber mit Beginn der Serienfertigung in Rheine wird sich das bald ändern. Wir werden hier deutlich wachsen.

    Frage: Lange war die Rüstungssparte das wichtigste Geschäftsfeld für Renk. Verschieben sich die Gewichte jetzt?

    Hofbauer: Definitiv. Noch bis 2008 lag der Umsatzanteil der Panzergetriebe bei mehr als einem Drittel. Künftig wird es noch ein Viertel oder ein Fünftel sein.

    Frage: Woran liegt das?

    Hofbauer: Sagen wir mal so, der Rüstungsbereich ist nicht gerade ein Wachstumsmarkt. Außerdem können Sie als Hersteller schlecht aktiv mit ihrem Angebot auf den Kunden, in der Regel sind das ja Regierungen, zugehen. Sie müssen darauf warten, dass ein Land ein Rüstungsprogramm auflegt, und dann versuchen, zum Zuge zu kommen.

    Frage: Auch auf den Bundeswehrauftrag für den Schützenpanzer Puma mussten Sie lange warten. Hat sich das gelohnt?

    Hofbauer: Wir sind natürlich sehr froh über dieses langfristig angelegte Projekt. Es geht hier immerhin um 405 Fahrzeuge. Das wird uns über viele Jahre hinweg beschäftigen.

    Frage: Wie wichtig ein solches Auftragspolster sein kann, haben die vergangenen Monate gezeigt. Hat Renk die Krise mittlerweile hinter sich gelassen?

    Hofbauer: Wir haben lange von diesem Polster gelebt. Dadurch haben wir die Krise insgesamt gut gemeistert. Wir mussten die Belegschaft nur vorübergehend in Kurzarbeit schicken und sind trotz eines Kostensenkungsprogrammes, mit dem wir rund 15 Millionen Euro eingespart haben, ohne betriebsbedingte Kündigungen ausgekommen. Momentan sind bei Renk sogar 70 offene Stellen ausgeschrieben. Trotzdem haben auch wir gelitten. Das sehen Sie ja am deutlich gesunkenen Umsatz.

    Frage: Dafür haben Sie wieder wesentlich mehr Bestellungen erhalten.

    Hofbauer: Ja, der Auftragseingang ist um fast 80 Prozent gestiegen. Wir sind also dabei, das teilweise aufgezehrte Polster neu aufzufüllen. In einigen Bereichen sind wir schon wieder für mehr als ein Jahr im Voraus ausgelastet.

    Frage: Also kann Renk die Krise abhaken?

    Hofbauer: Renk ist heute jedenfalls ein gesundes und profitables Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent. Wir sind auf keine Bank angewiesen und konnten deshalb – obwohl die Krise schon heraufgezogen war – 100 Millionen Euro in unsere Werke investieren. 60 Millionen davon fließen übrigens in den Standort Augsburg.

    Frage: Sie waren lange Zeit Manager beim Renk-Mutterkonzern MAN. Der soll nun mit Scania unter dem Dach von Volkswagen zu einem Nutzfahrzeugriesen verschmolzen werden. Welche Rolle könnte Renk hier spielen?

    Hofbauer: Man kann unsere Getriebe schlecht mit denen in Lastwagen vergleichen. Wir konstruieren gerade für einen Kunden in den USA das größte Getriebe der Welt, das ist eine ganz andere Dimension. Als Hersteller von Prüfständen haben wir aber trotzdem einen Bezug zur Nutzfahrzeugbranche. Scania ist hier einer von vielen wichtigen Kunden für uns.

    Frage: Manch einer befürchtet, dass VW-Patriarch Ferdinand Piëch, der ja die Fusion von MAN und Scania vorantreibt, Renk zum Verkauf stellen könnte. Bereitet Ihnen das Sorgen?

    Hofbauer: Darüber mache ich mir momentan wenig Gedanken. Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgaben. Interview: Michael Stifter

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