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Interview: Müssen Anleger den Brexit fürchten, Mister Dax?

Interview

Müssen Anleger den Brexit fürchten, Mister Dax?

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    Dirk Müller war lange das Gesicht der Frankfurter Börse. Was er Anlegern vor dem britischen Referendum rät. (Archiv)
    Dirk Müller war lange das Gesicht der Frankfurter Börse. Was er Anlegern vor dem britischen Referendum rät. (Archiv) Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Herr Müller, der Dax hat in den vergangenen Tagen wieder zugelegt, die Konjunkturerwartungen für Deutschland sind besser als gedacht. Müssen sich Anleger vor dem Referendum überhaupt noch Sorgen machen?

    Dirk Müller: Sorgen sind grundsätzlich falsch. Ein Anleger sollte immer langfristig investieren. Kurzfristige Schwankungen – wie jetzt wegen eines möglichen Brexits –, all das sollte den langfristigen Investor nicht beunruhigen. Wer zockt, wer wilde Spekulationen macht, der wird jetzt mit feuchten Fingern dasitzen. Aber solche Anlagen sind Privatleuten generell nicht zu empfehlen. Sondern langfristige Investitionen in gute Unternehmen. Wer so investiert, kann das Referendum ganz entspannt abwarten.

    Das heißt, für den durchschnittlichen Anleger ist der Brexit kein Thema?

    Müller: Das ist richtig. Egal, ob der Brexit kommt oder nicht: Die Welt wird sich weiterdrehen. Großbritannien wird nicht im Atlantik versinken, Europa wird weiter an derselben Stelle sein, die Sonne wird auch morgen wieder aufgehen. Deshalb empfehle ich, sich nicht verrückt machen zu lassen. Ja, es kann kurzfristig an den Gesamtmärkten wie auch in einzelnen Branchen zu heftigen Bewegungen kommen. Es kann mittelfristig für einzelne Branchen Vorteile, für andere Nachteile geben. Aber die Welt wird sich weiterdrehen. Wir rennen seit einigen Jahren von einer Hysterie zur nächsten und überzeichnen die Gefahren. Der Brexit ist so ein Thema.

    Und trotzdem sprechen Sie von heftigen Bewegungen. Was bedeutet das?

    Müller: Vorauszusagen, was nach der Brexit-Entscheidung passiert, das wäre Kaffeesatzleserei. Wir haben eine so hohe Volatilität an den Märkten, in sämtlichen Bereichen, seien das die Währungsverhältnisse, seien das die Aktien. Viel hängt damit zusammen, dass die weltweiten Investoren sich schon im Vorfeld auf das eine oder andere Szenario positioniert haben. Egal, was kommt, werden sie ihre Position auflösen, um Gewinn zu machen oder ihren Verlust zu reduzieren. Das wird zu extremen Bewegungen führen. Doch selbst wenn man wüsste, wie das Referendum ausgeht, wäre nicht klar, in welche Richtung die Bewegungen gehen.

    Äußern Sie doch einmal eine Vermutung.

    Müller: Es kommt sehr viel darauf an, wie sich die großen Investoren weltweit im Vorfeld positioniert haben. Es kann sein, dass alles nach einem Brexit erst kurz nach unten rauscht und dann nach oben schießt – oder andersherum. Auf diese Pokerei sollte man sich gar nicht einlassen. Da verbrennen sich die Profis, die täglich damit zu tun haben, die Finger. Da soll der Privatmann sich gar nicht darum kümmern.

    Ein Anleger sollte seine Aktien also nicht kurzfristig verkaufen?

    Müller: Um Gottes willen. Er soll Ruhe bewahren, er soll langfristig in gute Unternehmen investieren. Wir sichern unser Depot gegen Kurseinbrüche ab. Bei mir im Fonds sind wir vollkommen entspannt, was da kommen mag. Wenn es nach oben geht, sind wir durch die Aktien, die wir haben, dabei. Wenn es nach unten geht, haben wir eine Absicherung, die uns vor Schaden bewahrt. Ein Brexit hätte kaum Auswirkungen auf den Fonds.

    Und wenn sich ein Anleger trotz allem wegen des britischen Referendums sorgt?

    Müller: Dann muss er sich die Sorgen machen. Kurzfristig etwas Hektisches zu machen, kann ich absolut nicht empfehlen. Der langfristige Investor muss sich wie gesagt ohnehin nicht sorgen. In gute Unternehmen investieren und sich gegen Kursabfälle absichern, das ist meine grundsätzliche Empfehlung. Wer etwas anderes macht, soll das tun. Der muss dann aber auch mit den Konsequenzen in die eine oder andere Richtung leben.

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