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Interview: Martin Richenhagen: "Donald Trump ist ein Heißluft-Erzeuger"

Interview

Martin Richenhagen: "Donald Trump ist ein Heißluft-Erzeuger"

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    US-Präsident Donald Trump sieht sich starker Kritik ausgesetzt. Doch die weißen Amerikaner unterstützen ihn nach wie vor, sagt AGCO-Firmenchef Martin Richenhagen im Interview.
    US-Präsident Donald Trump sieht sich starker Kritik ausgesetzt. Doch die weißen Amerikaner unterstützen ihn nach wie vor, sagt AGCO-Firmenchef Martin Richenhagen im Interview. Foto: Andrew Harnik/AP/dpa

    Herr Richenhagen, sind die USA ein anderes Land nach einem Jahr unter dem Präsidenten Donald Trump?

    Martin Richenhagen: Amerika ist viel mehr gespalten als früher. Trumps sexistische und rassistische Bemerkungen führen dazu, dass der Ton im Land insgesamt auch rüder geworden ist. Eine weitere Auswirkung: Das Verhältnis von Amerika zu vielen Ländern dieser Welt ist schlechter geworden. Das hätte alles besser laufen können. Gleichwohl rate ich nach wie vor zu Gelassenheit. Trump ist ein Politiker, der starke Emotionen erzeugt. Umso wichtiger ist es, in der Bewertung cool zu bleiben.

    Welches Zeugnis würden Sie ihm ausstellen?

    Richenhagen: Das Urteil möchte ich zunächst an Leute delegieren, die ich gut kenne: George W. Bush hat gesagt, er ist ein Angeber – dem würde ich mich anschließen. Sein Außenminister Rex Tillerson nannte ihn einen "moron", einen Vollidioten – und auch dem würde ich mich anschließen. Also man kann sagen: Trump hat enttäuscht bislang, er glänzt lediglich durch ganz schlechte Umgangsformen.

    Die meisten guten Berater, die er aus der Wirtschaft rekrutiert hatte, sind alle schon wieder weg. Und die verbliebenen sagen: Du meine Güte, was macht der Kerl? Bei uns im Unternehmen werden Leute nach dem bemessen, was sie leisten. Wenn ich so arbeiten würde wie der Herr Trump, dann hätte ich schon nach zwei Wochen meinen Job verloren. In der Politik dauert das ein bisschen länger.

    "Donald Trump ist ein ziemlicher Heißlufterzeuger"

    Sie haben den Präsidenten mehrfach getroffen. Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?

    Richenhagen: Trump gibt sich beim Gespräch im kleinen Kreis genauso wie bei seinen Auftritten in der Öffentlichkeit. Er ist also sehr authentisch. Das ist gut und schlecht zugleich. Denn ich hatte eigentlich gedacht, dass er bei Diskussionen mehr ins Detail geht. Doch er haut einem die immer gleichen und bekannten Schlagworte um die Ohren. Wenn man dann nachfragt, wie das funktionieren soll, dann weiß er überhaupt nicht, worüber er redet. Trump ist also ein ziemlicher Heißluft-Erzeuger.

    In Europa herrscht der Eindruck: Trump kriegt nichts geregelt. Was hat er denn tatsächlich schon geschafft?

    Richenhagen: Präsident Obama hatte viele Dinge durch präsidentielle Erlasse geregelt, weil die Republikaner bei den allermeisten Vorhaben nicht mitspielten. Und Trump dreht nun alles wieder zurück. Man kann wieder Pipelines bauen, Kohle für die Energieerzeugung verwenden oder auch wieder Bären jagen – alles keine kriegsentscheidenden Dinge.

    Wie beurteilen Sie Trumps Wirtschaftspolitik und hat sie bereits konkrete Auswirkungen?

    Richenhagen: Konkret zum Wachstum hat er nichts beigetragen. Lediglich die Hoffnungen hat er beflügelt, weswegen die Börsenkurse allesamt nach oben gegangen sind. Das war positiv. Doch dies bröckelt bereits langsam. Sonst hat sich in der Wirtschaftspolitik konkret nichts verbessert. Die Wirtschaft liebt es ja, wenn es stabile Verhältnisse gibt und wenn man auch ein bisschen ahnen kann, was kommt. Und bei Trump weiß man ja nicht, welche Sau er morgen wieder durchs Dorf treibt. Es ist Schlimmes zu befürchten im Bereich Import- und Exportbeschränkungen. Trumps Protektionismus macht uns Angst. Freier Welthandel, den wir ja so lieben, wird von Trump immer infrage gestellt.

    Es gibt eine Liste von 1000 Trump-Lügen

    Im Weißen Haus sitzt jetzt ein notorischer Lügner. Was heißt das für das Ansehen des Präsidentenamtes?

    Richenhagen: Es gibt eine Liste von 1000 Lügen, die er nachweislich in diesem Jahr verbreitet hat. So ein Verhalten beschädigt das Amt. Und das beschädigt Politiker insgesamt. Denn der normale Mensch denkt doch: Wenn der Trump so etwas macht, macht das die Merkel auch. Das ist für die Politiker nicht gut, aber auch nicht für die Ethik und Moral in einem Volk. Was soll man denn Kindern noch erklären, wenn ein Präsident lügt, sexistische und rassistische Bemerkungen macht?

    In der Russland-Affäre gibt es erste Anklagen. Wird es nach Ihrer Einschätzung am Ende auch den Präsidenten selbst treffen?

    Richenhagen: Mit den Russland-Untersuchungen wird unglaublich viel Politik gemacht. Letztlich wird nicht viel übrig bleiben. Trump hält diese vier Jahre durch. Und ich denke auch nicht, dass er des Amtes enthoben wird. Sollte sich Trump im Jahr 2020 wieder zur Wahl stellen, hat er durchaus Chancen, weil seine Basis nach wie vor zu ihm steht.

    Wieso kommt der Präsident trotz all der Skandale bei seinen Anhängern noch immer so gut weg?

    Richenhagen: Zum Teil deswegen, weil Trump genau das macht, was er im Wahlkampf angekündigt hat. Und wenn das ein gewählter Politiker schon einmal tut, dann ist das ja eigentlich eine Sache, die man ihm nicht ankreiden darf (lacht). Allerdings darf man einen Fehler nicht machen: Nämlich anzunehmen, es sind nur die doofen Landeier, die Trump unterstützen. Er wird im Wesentlichen getragen von den weißen Amerikanern. Deren Unterstützung ist schon riesengroß.

    Amerika hat ein großes Rassismus-Problem

    Nicht erst seit seinen Äußerungen nach dem Charlottesville-Attentat wirft man Trump vor, den Rassismus salonfähig machen zu wollen.

    Richenhagen: Die Amerikaner haben ein viel größeres Rassismus-Problem, als sie immer zugeben – sowohl bei Weißen als auch bei Schwarzen. Lange Zeit brodelte es eher unterschwellig, doch nun kommt es – befeuert vielleicht von Trumps Aussagen – an die Oberfläche. Da erhoffe ich mir einen positiven Seiteneffekt: Nämlich, dass diese Dinge nun endlich einmal vernünftig diskutiert werden. Es müssen endlich Lösungen gefunden werden für das Problem. Viel ist meiner Meinung nach machbar durch Ausbildung. Wenn man etwas ändern will, muss man zusehen, dass die jungen Leute vernünftige Schulen haben.

    Ein so impulsiver Mann wie Trump hat die Codes für die Atomwaffen. Macht Ihnen das Angst?

    Richenhagen: Es gibt ja das Sprichwort: Hunde, die bellen, beißen nicht. Schauen Sie sich an, was   auf der Asien-Reise passierte. Als er sich Nordkorea näherte, machte er dem Diktator Kim Jong Un ein Gesprächsangebot. Insofern denke ich nicht, dass er auf den Atombomben-Knopf drückt. Übrigens hat Trump einen anderen Knopf neu installiert an seinem Schreibtisch. Einen roten Knopf. Und wenn er da draufdrückt, wissen Sie, was dann passiert? Dann wird ihm eine Cola serviert. Der Präsident ist nämlich bekennender Cola-Trinker.

    Die Digitalisierung ist nicht gerade ein Lieblingsthema von Trump. Im Gegensatz dazu plant AGCO ein großes Konzernprojekt in Marktoberdorf, wo 100 neue Arbeitsplätze entstehen.

    Richenhagen: Ja, Marktoberdorf wird ein bisschen zur digitalen Denkfabrik. Die Digitalisierung ist das Entscheidungsmerkmal für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft. Früher hieß es: wachsen oder weichen. Und heute digitalisieren oder weichen.

    Was Porsche für Autobauer ist, ist Fendt für Traktorenhersteller

    Für solch ein Projekt benötigen Sie hoch qualifizierte Fachkräfte. Wie überzeugen Sie die, aufs Land nach Marktoberdorf zu gehen?

    Richenhagen: Die Lebensqualität in der Stadt ist hoch. Man ist von dort aus schnell in München oder auch in Italien. Wir haben die Erfahrung gemacht: Leute, die dort arbeiten, wollen gar nicht mehr weg. Das ist also kein Problem. Und dann müssen Sie noch etwas sehen: Bei der Akquisition von High-Potentials spielt die Marke eine große Rolle. Wir haben uns einen hohen Stellenwert erarbeitet. Was Porsche für die Autobauer ist, das ist die Marke Fendt für die Traktorenhersteller.

    Fendt wird heuer mehr Traktoren verkaufen als im Vorjahr, mehr Umsatz machen. Welche Note bekommt Fendt vom Konzernchef?

    Richenhagen: Meine Leidenschaft gilt im Privaten ja den Pferden. Deswegen benutze ich immer den Vergleich: Das Dieselross ist das beste Pferd im Stall von AGCO – in allen Bereichen. Fendt hat bei der Technologie die Nase vorn, bei der Produktivität in den Werken und hat hoch motivierte Mitarbeiter.

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