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Interview: Herr Kopton, warum wollen Sie aus Schwaben "Westbayern" machen?

Interview

Herr Kopton, warum wollen Sie aus Schwaben "Westbayern" machen?

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    Herr Kopton, warum wollen Sie aus Schwaben "Westbayern" machen?
    Herr Kopton, warum wollen Sie aus Schwaben "Westbayern" machen?

    Nach fünf Jahren an der Spitze der schwäbischen Industrie- und Handelskammer tritt Andreas Kopton jetzt wieder für das Amt an. Er will auch von 2014 bis Ende 2018 IHK-Präsident bleiben. Wie oft bei solchen Abstimmungen gibt es bislang keinen Gegenkandidaten. Es handelt sich um ein zeitaufwendiges Ehrenamt, das Unternehmer neben ihrem Management-Job ausüben – und das, ohne dafür ein Extra-Gehalt zu bekommen. So hält sich der Ansturm auf derartige Posten in Grenzen.

    Herr Kopton, warum tun Sie sich den Job für weitere fünf Jahre an?

    Kopton (lacht): Haben Sie mit meiner Frau gesprochen?

    Nein. Ist sie etwa gegen eine weitere Amtszeit?

    Kopton: Nein, sie unterstützt mich natürlich, auch wenn ich oft für die IHK unterwegs bin. Ohne die Unterstützung meiner Frau und des Unternehmens, für das ich arbeite, könnte ich den Job nicht ausüben. Doch einer muss ihn machen. Die meisten Unternehmer lehnen eine solche Zusatzbelastung ab. Man bekommt ja nicht nur Lob. Manchmal muss man Prügel einstecken ...

    ... etwa, wenn man wie Sie fordert, die IHK Schwaben in IHK Allgäu umzubenennen. Was haben Sie gegen

    Kopton: Nichts. Nur sobald ich über Bayern hinauskomme und sage, ich komme von der IHK Schwaben, glauben meine Gesprächspartner, ich sei aus Baden-Württemberg. Als Schwaben-Metropole gilt schließlich Stuttgart und nicht Augsburg. Und das Schwabenländle liegt im Württembergischen und nicht zwischen Neu-Ulm,

    Nachdem sich die Idee mit IHK Allgäu als nicht konsensfähig erwiesen hat, wagen Sie einen neuen Vorstoß und wollen Schwaben generell und damit auch die IHK in Westbayern umbenennen. Noch nicht genug Prügel bekommen?

    Kopton: In diesem Fall bekomme ich Lob. Einige in Schwaben sagen mir, dass „Westbayern“ ein toller Begriff ist, auch die Region „Ostbayern“ hat so zusammengefunden und sich etabliert. Ich bin überzeugt, dass eine Umbenennung gut für die Region ist. Wir brauchen eben ein neues Wir-Gefühl. Unsere Region ist ein starker Wirtschaftsraum im Westen Münchens. Er zieht immer mehr Firmen an. Und die Marke „Westbayern“ lässt sich auch weltweit als „West Bavaria“ hervorragend vermarkten. Wie sperrig wirkt hingegen „Swabia“, der englische Begriff für Schwaben. Im Übrigen ist das Allgäu zumindest ansatzweise ein Vorreiter für den Begriff „Westbayern“. Der Flughafen Memmingerberg läuft ja unter „München West“.

    Heißt Ihre Devise also „Go West!“?

    Kopton: Genau. Im Westen von München sitzt eine der stärksten Produktionsregionen Europas. Das muss noch deutlicher werden. Hier ist das verarbeitende Gewerbe besonders stark. Rund 40 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich im Produktionsbereich. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind es nur 26 Prozent.

    Sie schwimmen gerne gegen den Strom. Nachdem weltweit 2008 Panik ausbrach, als die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammenbrach, blieben sie zuversichtlich. Was hat Sie so optimistisch gestimmt?

    Kopton: Ich wusste um die exzellente wirtschaftliche Substanz unserer Region, ja unseres Landes. Und ich sah, dass die Firmen-Chefs nur auf Kurzarbeit setzen und ihre Mitarbeiter nicht wie in anderen Ländern entlassen. Als die Wirtschaft ansprang, konnten wir schneller als andere Nationen liefern. Und als Norddeutscher weiß ich: Nach der Ebbe kommt die Flut. Auf die

    Sind Sie auch privat Optimist? Oder haben Sie melancholische Seiten?

    Kopton: Ich bin generell ein Optimist, auch privat. Melancholie liegt mir fern. Das ist praktisch. Ich muss mich nicht verstellen und mir merken, wann ich wie sein muss. Ich bin immer Kopton. Ich bin so. Und mir macht mein Job als IHK-Chef im Schulterschluss mit meinem Präsidiumsteam und dem IHK-Hauptamt Spaß. In den vergangenen Jahren haben wir viel angestoßen. Manche Saat ist schon aufgegangen. In anderen Fällen wollen wir weiter säen und die Früchte unserer Arbeit ernten.

    Was ist Ihr größter Erfolg?

    Kopton: In diesem Fall muss ich sagen: unser größter Erfolg. Mit der Handwerkskammer und Augsburgs Oberbürgermeister Gribl ist es gelungen, in Augsburg einen Innovationspark anzusiedeln. Hier treiben wissenschaftliche Institute mit Hochschulen und Firmen die Themen „Leichtbau“ und „Ressourceneffizienz“ voran. Nach den Erfolgen im Flugzeugbau wird etwa daran geforscht, leichte Materialien wie Faserverbund-Werkstoffe auch für den Maschinenbau und die Autoindustrie einzusetzen.

    Und wo hakt es noch? Für was wollen Sie künftig am meisten Druck machen?

    Kopton: Wir müssen verhindern, dass die Region, was Bahnanschlüsse betrifft, abgehängt wird. Es darf nicht sein, dass der Güterverkehr per Bahn über München oder Ulm geht und dann per Lkw in unsere Region gebracht wird. Wir brauchen ein eigenes Terminal in Augsburg. Und dass die Bahnstrecke über Memmingen nach Mailand immer noch nicht elektrifiziert ist, ist ein Skandal.

    Um solche Vorhaben durchzusetzen, muss die Region politisch gut aufgestellt sein, woran Zweifel bestehen. Hat Augsburg als drittgrößte Stadt Bayerns nicht das Recht auf einen Ministerposten im bayerischen Kabinett? Ex-IHK-Chefin Leiner fordert das.

    Kopton: Das steht Augsburg nun wirklich zu. Warum sollte nicht der künftige Wirtschaftsminister aus unserer Region kommen?

    Wer kommt für das Amt infrage?

    Kopton: Der schwäbische CSU-Chef Markus Ferber ist eine ideale Besetzung für den Posten. Der gebürtige Augsburger sitzt ja seit 1994 im Europäischen Parlament und besitzt in hohem Maße Wirtschaftskompetenz. Er kennt die Bedürfnisse Schwabens genau.

    Westbayerns.

    Kopton: Sie lernen schnell.

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