Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Interview: Einkaufen: „Die neue Kennzeichnung wird Maßstäbe setzen“

Interview

Einkaufen: „Die neue Kennzeichnung wird Maßstäbe setzen“

    • |
    Landwirtschaftsminister Friedrich wünscht sich mehr Überblick beim Einkauf durch das "Regionalfenster".
    Landwirtschaftsminister Friedrich wünscht sich mehr Überblick beim Einkauf durch das "Regionalfenster". Foto: Wolfgang Kumm/dpa

    Fast ein Vierteljahr langhat die frühere Agrarministerin Ilse Aigner ein bundesweit einheitliches Herkunftsetikett testen lassen. Mit Erfolg. Nun kommen Produkte mit dem Regionalfenster auf den Markt. Wir haben mit Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) über das Projekt gesprochen.

    Schon heute beklagen Verbraucherschützer eine Flut von Siegeln im Supermarkt. Wie wollen Sie mit dem Regionalfenster dagegen ankommen?

    Friedrich: Das Regionalfenster ist kein Siegel, bei dem man sich erst über die Kriterien informieren muss. Der Verbraucher erkennt auf einen Blick, woher die Hauptzutat des Produktes stammt, wie die Region definiert ist und wo es verarbeitet wurde. Damit versichert das blaue Regionalfenster dem Verbraucher, dass er ein regionales Produkt kauft, das dieses Etikett auch verdient – ohne großes Nachdenken.

    Umfragen zufolge bevorzugt ein Großteil der Verbraucher regionale Lebensmittel. Müssen die Konsumenten bereit sein, dafür auch mehr zu bezahlen?

    Friedrich: Eine aktuelle Umfrage unseres Ministeriums zeigt, den Verbrauchern ist die regionale Herkunft eines Produkts sehr wichtig. Viele Verbraucher sind bereit, für regionale Produkte auch mehr zu bezahlen. Das hat sich auch in der Testphase unserer neuen Kennzeichnung gezeigt. Ebenso wurde deutlich, dass in über der Hälfte der Märkte, die an der Testphase teilnahmen, der Umsatz mit derart gekennzeichneten Lebensmitteln aus der Region um bis zu 15 Prozent anstieg.

    Region wird in Bezug auf das konkrete Produkt definiert

    Bislang legen Handel und Hersteller fest, was sie mit „Region“ meinen. Warum wurde beim Regionalfenster nicht versucht, den Begriff einheitlich zu definieren?

    Friedrich: Die Regionen in unserem Land sind so unterschiedlich wie das Land selbst. Eine starre Definition über alle Regionen hinweg kann es da nicht geben. Das Regionalfenster wird nur dann ein Erfolg, wenn wir gerade den kleinen Herstellern nicht zu viel Bürokratie aufhalsen. Wir wollen deshalb nicht die Region im Allgemeinen definieren, sondern für das konkrete Produkt.

    Das kann anhand von Landkreisen oder Bundesländern erfolgen, aber eben auch durch Kilometerangaben um einen Ort oder anhand gewachsener Regionen. Denken Sie zum Beispiel an die Bodenseeregion oder das Allgäu, die halten sich auch nicht an starre Grenzen. Das Regionalfenster benennt die Region klar und ermöglicht dem Verbraucher so zu entscheiden, ob das Produkt seinen Ansprüchen an Regionalität genügt.

    Mehr Orientierung für den Verbraucher durch das Regionalfenster

    Das Regionalfenster soll eine freiwillige Kennzeichnung bleiben. Wer eine Mogelpackung mit dem Begriff „Region“ verkaufen will, kann das also auch weiter tun. Wie wollen Sie diesem Herkunftsschwindel entgegenwirken?

    Friedrich: Bei der regionalen Vermarktung spielt Vertrauen eine wichtige Rolle. Mit dem Regionalfenster können sich Hersteller aus der Region von Anderen abheben und die Regionalität ihres Produktes dank der unabhängigen Prüfung glaubhaft belegen. Das wird Maßstäbe setzen und die Kaufentscheidung der Verbraucher beeinflussen. Ich bin zuversichtlich, dass sich das Regionalfenster schnell am Markt etablieren wird und in Kürze weitere Hersteller und Händler nachziehen. Je bekannter das Regionalfenster wird, desto weniger leicht lassen sich Verbraucher von ungenauen Werbeaussagen täuschen.

    Ist langfristig eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung nötig?

    Friedrich: Eine verpflichtende Kennzeichnung nur für deutsche Produkte und Unternehmen ist sowohl nach nationalem als auch nach europäischem Recht nicht möglich. Auf freiwilliger Basis kann Deutschland jedoch aktiv werden, um den Verbrauchern mehr Orientierung zu bieten. Genau das tun wir nun mit dem Regionalfenster, das auch für die Weiterentwicklung von EU-Vorgaben zur Information über Lebensmittel wichtige Impulse geben kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden