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Interquell im Firmenportrait: Nachhaltiges Hundefutter: Wie eine Familie Tiernahrung neu erfindet

Interquell im Firmenportrait

Nachhaltiges Hundefutter: Wie eine Familie Tiernahrung neu erfindet

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    Acht Generationen reicht die Geschichte des Unternehmens Interquell zurück. Sohn Andreas Müller, Großmutter Helga, Geschäftsführer Georg Müller, seine Frau Katalin und Tochter Annika setzen sich heute für nachhaltige Tiernahrung ein.
    Acht Generationen reicht die Geschichte des Unternehmens Interquell zurück. Sohn Andreas Müller, Großmutter Helga, Geschäftsführer Georg Müller, seine Frau Katalin und Tochter Annika setzen sich heute für nachhaltige Tiernahrung ein. Foto: Interquell

    Natürlich ist Georg Müller mit Tieren aufgewachsen. Sein Vater hat sich mit Begeisterung mit den Schäferhunden beschäftigt, der Liebling der Mutter war ein Pudel. Heute leben im Haus der Familie gleich in der Nähe seines Unternehmens Interquell in Wehringen ein schwarzer Labrador, ein Dackel und eine „wilde Mischung“ aus einem Tierheim in Bosnien. Und natürlich haben die Hunde das neue, nachhaltige Futter seiner Firma testen können.

    Das Futter der Marke "Goood" soll nicht nur für die Gesundheit der Tiere besonders gut sein, sondern auch für die Umwelt. Interquell will damit auf dem Markt punkten. „Das Futter hat den Test durch unsere Hunde – neben vielen anderen Qualitätschecks – klar bestanden“, sagt Georg Müller und freut sich. „Hätte es ihnen nicht geschmeckt, käme es nicht auf den Markt.“

    Interquell ist auf Trockenfutter spezialisiert

    Interquell in Wehringen südlich von Augsburg hat sich auf die Herstellung von Tiertrockenfutter spezialisiert. Die Marken Happy Dog und Happy Cat sind vielen Hunde- und Katenzenliebhabern bekannt. Dahinter stecken komplexe Mischungen aus Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Trockenfleisch von Rind, Lamm oder Strauß.

    Interquell produziert auch im Auftrag anderer Unternehmen und hat Erfahrungen mit vegetarischer Tiernahrung oder Bio-Futter. Rund 70.000 Tonnen Futter stellen die rund 230 Mitarbeiter im Werk in Wehringen im Jahr her, sie machen damit rund 100 Millionen Euro Umsatz. „Wir verkaufen auch in 75 andere Länder“, berichtet Müller, rund die Hälfte der Produktion geht damit in den Export. Daneben besitzt das Unternehmen ein Werk in Großaitingen, wo rund 80 Mitarbeiter Getreideflocken für Backwaren oder Babybrei produzieren. Umsatz hier: rund 20 Millionen Euro im Jahr.

    Corona-Krise hat mehr Umsatz mit Tier-Fertignahrung gebracht

    In den letzten Jahren konnte Interquell stark wachsen. Das liegt auch daran, dass Tiere im Haushalt einen höheren Stellenwert haben. „Hund und Katze sind nicht mehr gewöhnliche Haustiere wie noch in den 60er oder 70er Jahren, das Tier ist immer mehr ein Familienmitglied geworden“, sagt Müller. Gerade in der Corona-Krise ist der Stellenwert der Haustiere nochmals gewachsen. „Die Menschen haben viel Zeit zu Hause verbracht, viele haben sich überlegt, sich ein Haustier anzuschaffen.“

    Der Markt für Hunde-Fertignahrung in Deutschland hat 2020 um vier Prozent zugelegt, der für Katzen um 5,3 Prozent. Tierbesitzer übertragen dabei zunehmend ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten auf die Tiere. So geben die einen ihren Lieblingen vegetarische Nahrung, die anderen argumentieren wiederum, dass der Hund vom Wolf abstammt, und setzen auf Fleisch. Selbst Superfood findet den Weg ins Tierfutter.

    Ein großer Trend ist Nachhaltigkeit und Regionalität. Hier will sich Interquell künftig stark engagieren und hat dazu eine neue Marke eingeführt, sie läuft unter dem Namen „Goood“. Die pflanzlichen Bestandteile des Trockenfutters – Kartoffeln, Karotten, Pastinake, Gerste oder Petersilie – kommen dabei zu 100 Prozent aus der Region, also aus Schwaben oder dem Rest Bayerns. „Zudem haben wir den Anspruch, dass es den Hühnern, Lämmern und Forellen gut geht, die wir in unseren Produkten verarbeiten“, sagt Georg Müller. Die Hühner und Lämmer stammen alle aus Freilandhaltung, bei den Forellen wird auf gute Wasserqualität geachtet.

    Für das Tierfutter müssten keine zusätzlichen Tiere sterben, es handelt sich um Nebenprodukte aus der Schlachtung für die menschliche Ernährung. Für die Marke „Goood“ stellt Interquell zudem eine CO2-neutrale Produktion sicher, die Papierverpackung sei leicht recycelbar.

    Interquell ist spezialisiert auf Trockenfutter und produziert die Marken "Happy Dog", "Happy Cat" und "Goood".
    Interquell ist spezialisiert auf Trockenfutter und produziert die Marken "Happy Dog", "Happy Cat" und "Goood". Foto: Michael Kerler

    „Wir werden immer stärker mit dem Thema der Übernutzung unseres Planeten konfrontiert“, sagt Müller. „Daran kann man nicht mehr einfach vorbeigehen.“ Der Anstoß für die neue, nachhaltige Marke sei von seinen Kindern Annika, 30, und Andreas, 28, gekommen, die sich im Unternehmen im Marketing beziehungsweise Produktmanagement engagieren. Ziel sei es, mit der neuen Marke dieses Jahr rund eine Million Euro Umsatz zu machen, mittelfristig dann drei bis vier Millionen Euro. „Man muss einem neuen Thema Zeit geben“, sagt der Unternehmer.

    Interquell: In achter Generation geführt

    Dass gute Dinge Zeit brauchen, damit hat das Unternehmen Erfahrung. Der Familienbetrieb wird in achter Generation geführt. Die Tradition reicht zurück ins Jahr 1765, als Nikolaus Müller in Wehringen eine Mühle kaufte, um Getreide zu mahlen. Sechs Generationen lang ist diese betrieben worden, bis sie 1960 für einen rentablen Betrieb zu klein war. Georg Müllers Vater begann dann, hoch verdauliche Kartoffelflocken als Schweinefutter herzustellen, später Futter für Haustiere: Maisflocken vermischt mit Trockenfleisch. Mit der Marke „Happy Dog“ startete das Unternehmen ab 1969 bei Züchtern und später im Fachhandel durch.

    Interquell hat den Sitz in Wehringen  südlich von Augsburg.
    Interquell hat den Sitz in Wehringen südlich von Augsburg. Foto: Michael Kerler

    Auf dem Gelände in Wehringen werden von Landwirten heute Kartoffeln, Getreide und andere Zutaten angeliefert, in Silos zwischengelagert, dann je nach Rezeptur gemischt. Die Zutaten für je zwei Tonnen Futter werden vermahlen, mit Wasser angereichert und im Herzstück der Produktion, dem Extruder – einem länglichen Zylinder– auf 120 Grad erwärmt. Dies schlüsselt die Kohlenhydrate auf, was die Nahrung später leicht verdaulich macht. Zu Strängen geformt, geschnitten, getrocknet und mit Fett angereichert entstehen die bekannten Kroketten, wie man sie als Trockenfutter kennt.

    Hier findet die Produktion der Tiernahrung bei Interquell statt. Herzstück ist der Extruder.
    Hier findet die Produktion der Tiernahrung bei Interquell statt. Herzstück ist der Extruder. Foto: Interquell

    In der Produktion ist viel Energie nötig, vor allem Wärme. Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird deshalb in der Herstellung immer wichtiger. „Unser Ziel ist es, den gesamten Standort nächstes Jahr klimaneutral zu machen“, sagt Müller.

    Dazu will Interquell im ersten Schritt CO2-Emissionen, die bei der Verbrennung von Gas entstehen, klimaneutral kompensieren. Das heißt, es werden zertifizierte Projekte gefördert, die Treibhausgase einsparen. Das mittelfristige Ziel sei, möglichst viel Wärme klimaneutral selbst zu erzeugen. Eine Möglichkeit wäre ein Biomassekraftwerk zu bauen.

    Denn bei einem ist sich der Unternehmer sicher: „Nachhaltigkeit wird nach der Corona-Krise das beherrschende Thema bleiben.“ Längst hat dieser Prozess auch Hunde- und Katzenfutter erreicht.

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