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Insolvenz: Wie Lutz in die Krise rutschte

Insolvenz

Wie Lutz in die Krise rutschte

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    Fleisch wird immer billiger angeboten. Doch die Produktion ist zu diesen Preisen eigentlich gar nicht möglich.
    Fleisch wird immer billiger angeboten. Doch die Produktion ist zu diesen Preisen eigentlich gar nicht möglich. Foto: Angelika Warmuth, dpa

    Der Preiskampf in der Fleischwarenindustrie hat ein erstes prominentes Opfer: Lutz Fleischwaren mit Sitz in Landsberg. Wie berichtet, stellten sieben Gesellschaften der Unternehmensgruppe am Amtsgericht in Augsburg einen Insolvenzantrag. Davon betroffen sind 850 Beschäftigte an mehreren Standorten in ganz Deutschland. Für Experten ist die Pleite keine Überraschung. Die Hersteller stünden seit einiger Zeit unter Druck, weil der Handel die Konditionen bestimmt und die Preise weiter senkt.

    Thomas Bernhard von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten wundert sich, dass nicht noch mehr Fleischwarenhersteller in Deutschland Insolvenz anmelden müssen. Gegenüber unserer Zeitung sagte er, dass in der Branche hart kalkuliert wird und kaum Gewinne zu erzielen sind. „Die großen Supermarktketten diktieren den Herstellern von Fleisch und Wurst die Preise“, so Bernhard. Der Handel selbst stecke in einer Zwickmühle. Supermärkte werben mit billigen Lebensmitteln, dabei interessiere nicht, ob zu diesen Preisen eine Produktion überhaupt möglich ist.

    In der Regel schließen die Fleischwarenfabrikanten mit dem Handel Jahresverträge ab. Das binde sie an feste Verkaufspreise und führe zu Problemen, wenn die Einkaufspreise steigen, sagte Bernhard. So ist der Preis von Schweinefleisch zwischen März und April von 1,63 auf 1,73 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht gestiegen. Haben Wurstfabrikanten keinen finanziellen Puffer, droht ein ähnliches Schicksal wie das von Lutz Fleischwaren in Landsberg.

    Dort und in den anderen Standorten stellt sich nach dem ersten Schock eine gewisse Zuversicht ein. Nach Gesprächen mit der Geschäftsführung glaubt Insolvenzverwalter Robert Hänel an die Rettung der Unternehmensgruppe mit ihren sieben Produktionsstätten, 29 Verkaufsstellen, neun Frischecentern und drei Fleischmärkten – darunter auch Standorte in Germaringen (Ostallgäu), Blaichach (Oberallgäu) und Günzburg. Eine Sanierung sei möglich, zumal sich bereits potenzielle Investoren für das Unternehmen gemeldet hätten. So berichtete der NDR, dass das Lebensmittelunternehmen Tönnies Interesse an einem Unternehmensteil habe.

    Lutz Fleischwaren gehört einer Beteiligungsgesellschaft aus München. Dem Konsortium gehören der frühere Schinkenhersteller Jürgen Abraham (Abraham Schinken) und der ehemalige Chef von Vion Deutschland, Norbert Barfuß, an. Mit dem neuen Geschäftsführer Werner Wolf wurde seit Januar ein Sanierungskonzept erarbeitet. „Das Insolvenzverfahren bietet die Möglichkeit, den Sanierungskurs fortzusetzen und das Unternehmen und Arbeitsplätze zu erhalten“, so Wolf. Der nicht vorhergesehene Anstieg der Preise für Schweinefleisch habe Lutz den Rest gegeben.

    Für diese Entwicklung hat Bernhard eine einfache Erklärung. Es gebe weniger Zuchtsauen und daher weniger Ferkel. Die zehn großen Schlachtunternehmen müssten daher mehr bezahlen und würden die Preise an die Fleischwarenhersteller weitergeben.

    Markus Peters, Pressesprecher beim Bayerischen Bauernverband, kennt das Problem. Im Jahr 2013 hätten allein in Bayern 16 Prozent der Betriebe, die Schweine halten, aufgegeben. Die Versorgung mit regionalen Ferkeln sei seither zum Problem geworden. Die Preise für Schlachtschweine in

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