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Insolvenz: Manroland droht die Zerschlagung

Insolvenz

Manroland droht die Zerschlagung

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    Fahnen der Manroland AG am Standort Augsburg spiegeln sich im Logo eines MAN LKWs. Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller hat einen Insolvenzantrag gestellt. Rund 6500 Beschäftigte müssen um ihre Arbeitsplätze bangen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa
    Fahnen der Manroland AG am Standort Augsburg spiegeln sich im Logo eines MAN LKWs. Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller hat einen Insolvenzantrag gestellt. Rund 6500 Beschäftigte müssen um ihre Arbeitsplätze bangen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa

    Die Rettungsaktionen für den insolventen Druckmaschinenhersteller Manroland sind in die heiße Phase getreten. Nach Informationen unserer Zeitung aus Industriekreisen finden erste Gespräche mit möglichen Investoren statt. Wie zu erfahren ist, traf der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider gestern Abend mit Interessenten zusammen. Dabei könnte es sich um Abgesandte eines anderen Druckmaschinenherstellers handeln.

    Chinesen nur an Offenbacher Werk interessiert

    Bald sollen auch Verhandlungen mit dem chinesischen Mischkonzerns Shanghai Electric geführt werden. Die Chinesen scheinen an die Übernahme des Offenbacher Manroland-Standorts zu denken. In dem hessischen Werk arbeiten rund 1900 Menschen. Dort sitzt die Bogensparte des Unternehmens.

    In Offenbach werden etwa Maschinen zum Druck von Werbebroschüren hergestellt. Augsburg beheimatet den Rollendruckbereich und ist damit der Hauptstandort der Illustrations- und Zeitungsdruckmaschinen. Für das Werk sind etwa 2400 Frauen und Männer tätig.

    Shanghai Electric ist wohl lediglich an dem Offenbacher Werk interessiert. Demnach würde es zu einer Zerschlagung von Manroland mit insgesamt 6500 Mitarbeitern kommen. Der chinesische Staatskonzern mit mehr als 40000 Beschäftigten verfügt bereits über ein Standbein im Zeitungsdruckbereich. Shanghai Electric hat den US-Druckmaschinenhersteller Goss übernommen.

    Sorge bei deutschen Druckmaschinenherstellern

    Manroland-Insolvenzverwalter Schneider könnte schnell mit den Asiaten handelseinig werden. Allein dass ein solcher Abschluss möglich scheint, sorgt in den Reihen der Heidelberger Druckmaschinen AG für Unruhe. Die Manager des ebenfalls angeschlagenen Unternehmens befürchten, dass die Chinesen nach einem Einstieg in Offenbach nicht mehr so viele Maschinen in Heidelberg kaufen und die Preise drücken. Die Manager des dritten deutschen Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer (Würzburg) treiben ähnliche Sorgen um.

    Skeptiker rechnen damit, dass auf lange Sicht die Manroland-Fabrik in Offenbach geschlossen wird, leidet der Wirtschaftszweig doch unter einem Einbruch der Nachfrage um rund 50 Prozent. Diese Experten sehen gleichzeitig für einen „abgespeckten“ Augsburger Manroland-Standort bessere Überlebenschancen.

    Es wird gemutmaßt, dass hier gut 1200 Arbeitsplätze erhalten werden können. Nach wie vor sind vor allem zwei potenzielle Investoren für das Augsburger Werk im Gespräch. Dabei wird die hinter dem Schweizer Unternehmen Wifag stehende Stiftung am häufigsten genannt.

    Wifag, Océ oder Metso für Augsburg im Gespräch

    Wifag ist ein wohlklingender Name in der Druckindustrie. Zuletzt gab es aber auch Experten, die behaupten, das Geschäft könne für die Wifag-Stiftung eine Nummer zu groß sein. Daneben wird auch immer wieder das zum japanischen Canon-Konzern gehörende Unternehmen Océ erwähnt, das im Digitaldruck bereits mit Manroland kooperiert. Und wenn beide Trümpfe nicht stechen? Gibt es eine „Firma X“? Hier halten sich die Spekulationen in Grenzen.

    Ein Name lässt sich aber recherchieren. Der finnische Konzern Metso könnte die entscheidende Karte Schneiders sein. Das Unternehmen ist unter anderem aus der Firma Valmet hervorgegangen.

    Investoren noch vor Weihnachten

    Jenseits aller Spekulationen arbeiten Politiker wie Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl an einer Lösung für den schwäbischen Standort. Dabei hatte der CSU-Mann mit seiner Wirtschaftsreferentin Eva Weber ein Gespräch mit Allianz-Vorstand Paul Achleitner.

    Die Allianz-Tochter ACP ist mit rund 75 Prozent an Manroland beteiligt und wurde zuletzt von Gewerkschaftern dafür heftig kritisiert, nicht weiter Geld in das Unternehmen zu investieren. Einem Brief der Allianz an Gribl ist allerdings zu entnehmen, wie sehr das Management des Versicherungsriesen an einer konstruktiven Lösung für Manroland interessiert ist. In Richtung des Insolvenzverwalters heißt es: „Selbstverständlich stehen wir auch ihm für Gespräche jederzeit zur Verfügung und prüfen gerne konkrete Vorschläge.“

    Das klingt weitaus entgegenkommender, als die Haltung der Allianz zunächst beschrieben wurde. Das Unternehmen stellt aber auch klar: „Generell gilt dabei für uns, dass wir unsere Handlungen auch in Zukunft am Interesse unserer Versicherungskunden auszurichten haben, deren Gelder wir hier investieren.“

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    So richten sich jetzt alle Blicke auf den Insolvenz-Spezialisten Schneider, der vor Weihnachten Investoren präsentieren will.

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