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Insolvenz-Gefahr: Aktionärsschützer wirft Prokon Erpressung vor

Insolvenz-Gefahr

Aktionärsschützer wirft Prokon Erpressung vor

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    Außenaufnahme der Firma Prokon in Itzehoe.
    Außenaufnahme der Firma Prokon in Itzehoe. Foto: Ulrich Perrey, dpa

    Es schien so schön: Erneuerbare Energien unterstützen und dabei noch dicke Renditen einfahren. Doch offenbar hatte das vermeintliche Erfolgskonzept von Prokon doch erhebliche Mängel. Während das Unternehmen mit dramatischen Appellen gegen die Insolvenz kämpft mehr sich die Kritik an der Geschäftsführung. Gar von Erpressung ist die Rede.

    Prokon: Dramatischer Appell gegen die Insolvenz

    Denn mehr als 75.000 Kleinanleger müssen um ihre Einlagen bei dem Ökostromfinanzierer fürchten. Das Unternehmen warnte seine Anleger selbst in einem am Wochenende auf seiner Internetseite veröffentlichten Rundschreiben vor einer bis Ende diesen Monats drohenden Insolvenz, falls weitere Kunden ihr Kapital abziehen sollten. Aktionärsschützer kritisierten das Vorgehen scharf als Erpressung.

    Prokon hat nach eigenen Angaben von 75.115 Inhabern von Genussrechten insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro an Genussrechtskapital eingesammelt. Das Unternehmen verspricht eine Grundverzinsung von sechs Prozent und zahlte zum Teil eine achtprozentige Rendite für die Einlagen. Durch Kündigungen von Genussrechten muss das Unternehmen aktuell 150 Millionen Euro zurückzahlen. Dafür fehlen Prokon allerdings offenbar die nötigen Mittel.

    Insolvenz von Prokon droht schon in wenigen Wochen

    In der auf Freitag datierten Unternehmensmitteilung heißt es, "sollte es uns gemeinsam mit Ihnen, unseren Anlegern, nicht gelingen, die Liquiditätslage sehr schnell wieder zu stabilisieren, werden wir voraussichtlich Ende Januar gesetzlich gezwungen sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten."

    Prokon appellierte an die Anleger, ihr Geld im Unternehmen zu lassen. "Wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen, denn es ist nicht unsere wirtschaftliche Lage, die uns unter Druck setzt, sondern der Kapitalentzug durch die Kündigungen unserer Anleger", heißt es in dem Schreiben weiter. Darin werden die Prokon-Kunden aufgerufen, auf die Kündigung ihrer Genussrechte zu verzichten und diese vielmehr nach Möglichkeit zu erhöhen.

    Medien sollen Schuld an der Schieflage vom Prokon sein

    Windräder in Deutschland

    Windkraft: Derzeit gibt es in Deutschland rund 22 650 Windräder. (Stand: August 2012)

    Die meisten davon drehen sich in Niedersachsen (5483), in Brandenburg (3079) und Schleswig-Holstein (2930). Darauf folgen Nordrhein-Westfalen (2871) und Sachsen-Anhalt (2381).

    Schlusslichter sind die Stadtstaaten Bremen (75), Hamburg (58) und Berlin (1 Anlage).

    In der Nordsee stehen inzwischen 30 Anlagen, die zusammen eine Leistung von fast 150 Megawatt erzeugen. Die 22 Offshore-Anlagen in der Ostsee kommen zusammen auf rund 50 Megawatt. dpa

    Prokon macht für die Probleme unter anderem negative Medienberichte verantwortlich. Zugleich wird vor einer Übernahme durch "Heuschrecken" gewarnt. Das Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Itzehoe ist vor allem ein wichtiger Finanzier von Windparks, investiert aber auch in Bioenergie. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen zwar weiterhin beträchtliche Ausschüttungen vorgenommen, allerdings auch Einbußen hinnehmen müssen. Im Dezember forderte Prokon bereits seine Kunden auf, Zinsen für das zweite Halbjahr 2013 zur Entspannung der Liquiditätslage vorerst im Unternehmen zu belassen.

    Die deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte die Prokon-Mitteilung als "klassische Erpressung" der Anleger. In der "Bild am Sonntag" forderte

    Prokon: Anleger könnten im Falle einer Insolvenz leer ausgehen

    Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) erklärte, nach dem Rundschreiben sei zu fürchten, dass ein Windhundrennen ausgelöst werde, und nun viele weitere Anleger ihre Genussrechte kündigen würden, in der Hoffnung, im Falle einer Insolvenz nicht nachrangig behandelt zu werden. Die SdK warnte zugleich vor den Gefahren, die ein solches Vorgehen für die Anleger insgesamt mit sich bringe. afp/AZ

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