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Insolvenz: Fernsehhersteller Loewe stellt ab sofort den Betrieb ein

Insolvenz

Fernsehhersteller Loewe stellt ab sofort den Betrieb ein

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    Zwei Mitarbeiter gehen über das Gelände des Elektronikherstellers Loewe AG. Das Unternehmen hatte Anfang Mai ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt.
    Zwei Mitarbeiter gehen über das Gelände des Elektronikherstellers Loewe AG. Das Unternehmen hatte Anfang Mai ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Foto: Ebener, dpa

    Der Fernsehhersteller Loewe ist pleite, nun wurde der Betrieb im Werk in Kronach komplett eingestellt. Die Mitarbeiter sind bis auf weiteres freigestellt und erhalten kein Gehalt mehr. Dem oberfränkischen Traditionsunternehmen ist das Geld ausgegangen, wie aus einer Mitteilung der Geschäftsführung hervorging. Demnach waren Gläubiger nicht gewillt, ein weiteres Darlehen zur Fortsetzung des Betriebs zu geben.

    "Wir sind daher aus insolvenzrechtlichen Gründen zum Schutz unserer Gläubiger verpflichtet, den Geschäftsbetrieb voraussichtlich zum 01.07.2019 vorläufig bei geringster Kostenlast ruhend zu stellen", erklärte Geschäftsführer Ralf Vogt vor einigen Tagen in einer Stellungnahme. Die Geschäftsführung hat die gut 400 Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung informieren.

    Loewe hatte deutlich zu wenig Umsatz gemacht

    Bisher war bei Loewe ein Insolvenzverfahren in Eigenregie geplant, damit hätte Vogt weiter die Geschicke des Unternehmens lenken können. Nun ist ein reguläres Insolvenzverfahren eingeleitet, womit das Management die Kontrolle über das Unternehmen verliert.

    Findet sich kein Investor, könnten die Arbeitsverträge nach den Worten des vorläufigen Insolvenzverwalters längstens bis Ende Oktober gehalten werden. Das Traditionsunternehmen befindet sich tief in den roten Zahlen. Um profitabel zu arbeiten, müsste Loewe 180 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, tatsächlich waren es 2018 nur 120 Millionen

    Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Coburg den Bayreuther Rechtsanwalt Rüdiger Weiß bestellt, wie auf der Justiz-Webseite "Insolvenzbekanntmachungen" nachzulesen ist. Die Geschäftsführung hofft aber nach wie vor auf einen Investor, der das Unternehmen retten könnte.

    Zudem gibt es einen schweren Konflikt mit der IG Metall. Die Gewerkschaft war am Montag auf Konfrontationskurs gegangen und hatte das Vorgehen der Geschäftsführung scharf kritisiert. "Die IG Metall ist entsetzt über die aktuellen Entwicklungen", hatte der bayerische Bezirksleiter Jürgen Horn gesagt und bereits vor der Stilllegung gewarnt. Das ist ein bei Unternehmenskrisen sehr ungewöhnliches Vorgehen der einflussreichen Gewerkschaft, das auf das Ausmaß des Konflikts schließend lässt.

    Dunkle Wolken am Hauptstandort des Elektronikkonzerns Loewe.
    Dunkle Wolken am Hauptstandort des Elektronikkonzerns Loewe. Foto:  Nicolas Arme (dpa)

    Loewe ist pleite und stellt den Betrieb ein

    Horn macht den britischen Finanzinvestor Riverrock für die Verschärfung der Krise verantwortlich: Laut IG Metall hat Riverrock Loewe in der Vergangenheit bereits mit einem zweistelligen Millionendarlehen ausgeholfen, ist nun aber nicht bereit, einen weiteren Kredit zu geben.

    "Es deutet einiges darauf hin, dass der Finanzinvestor Riverrock abwartet, bis Loewe endgültig ausgeblutet ist, um erst danach mit den Trümmern des Unternehmens Geld zu verdienen", hatte Horn in seiner Stellungnahme gesagt. Eine Reaktion von Loewe oder Riverrock auf die Kritik gab es zunächst nicht.

    Die Geschäftsführung hat noch ein Zukunftskonzept ausgearbeitet, aus dem hervorgeht, dass eine Fortführung der Produktion in Kronach unwahrscheinlich ist, auch wenn Loewe gerettet werden kann: Denn laut Vogt ist das Konzept "auf die Kernkompetenzen in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Produktdesign und R&D (Forschung und Entwicklung) fokussiert". Von der Herstellung der Fernsehgeräte ist nicht die Rede.

    Das 1923 gegründete Unternehmen war ein Pionier der Fernsehtechnik, hat jedoch seit langem mit der übermächtigen Konkurrenz aus Südkorea, Japan und China zu kämpfen. Vogt ist erst seit Ende Dezember im Amt. Eine erste Insolvenz in Eigenverwaltung hatte Loewe 2013 mit Hilfe eines Investors überstanden.

    Die Technik in Loewe-Produkten ist längst nicht mehr nur Made in Germany. Erst im Februar hatte Vogt eine strategische Partnerschaft mit dem japanischen Elektronikhersteller Toyoichi bekannt gegeben, der unter anderem LCD-Displays liefert. Von der einst bedeutenden deutschen Konsumgüterindustrie sind nur wenige Hersteller verblieben. Neben Loewe stellt noch Metz TV-Geräte her, seit 2015 unter Regie eines chinesischen Eigentümers. (dpa)

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