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Insolvenz: Anton Schlecker soll sein Vermögen zeitig in Sicherheit gebracht haben

Insolvenz

Anton Schlecker soll sein Vermögen zeitig in Sicherheit gebracht haben

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    Bundesweit 3000 Schlecker-Filialen stehen nach der Pleite leer. Anton Schlecker hingegen soll sein Vermögen laut Staatsanwaltschaft früh in Sicherheit gebracht haben.
    Bundesweit 3000 Schlecker-Filialen stehen nach der Pleite leer. Anton Schlecker hingegen soll sein Vermögen laut Staatsanwaltschaft früh in Sicherheit gebracht haben. Foto: dpa

    Die Staatsanwaltschaft wirft Drogerieunternehmer Anton Schlecker laut einem Spiegel-Bericht vor, schon Jahre vor der Insolvenz Teile seines Vermögens in Sicherheit gebracht zu haben. Das berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf den Durchsuchungsbeschluss gegen Schlecker. Schon als die Umsätze 2008 und 2009 dramatisch einbrachen, habe der heute 67-Jährige erkannt, "dass die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens drohte". Von dieser Zeit an hätten "verdächtige unentgeltliche Vermögensübertragungen auf Familienangehörige" begonnen, zitierte der Spiegel aus dem Beschluss.

    Als Beispiel werde unter anderem die Übertragung des Familienanwesens in Ehingen genannt. Außerdem habe Schlecker seiner Frau ein nach Ansicht der Stuttgarter Staatsanwaltschaft überhöhtes Gehalt von 60.000 Euro im Monat bezahlt.

    Schlecker hatte Ende Januar Insolvenz angemeldet, eine Rettung scheiterte. Ende Juni schlossen deutschlandweit die letzten Filialen, rund 25 000 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.

    Ermittler: Drogeriemarkt-Kette durch "Schnellballsystem" finanziert

    Die Ermittler werfen Schlecker dem Bericht zufolge außerdem vor, die Drogeriemarkt-Kette durch eine Art "Schnellballsystem" finanziert zu haben. So habe er mit seinen Lieferanten außergewöhnlich lange Zahlungsfristen vereinbart und mit dem Erlös aus bereits verkaufter, aber noch nicht bezahlter Ware sein Unternehmen finanziert. Schlecker habe sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern wollen, berichtete der Spiegel. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart war am Sonntag nicht für Nachfragen zu erreichen.

    Der Durchsuchungsbeschluss war die Grundlage dafür, dass Ermittler vor einem Monat mehr als 20 Wohnungen und Geschäftsräume unter die Lupe nahmen. Die Staatsanwaltschaft wollte damit Beweise gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte sammeln, gegen die sie wegen des Verdachts der Untreue, der Insolvenzverschleppung und des Bankrotts ermittelt. Bei der Aktion hatten die rund 160 eingesetzten Ermittler umfangreiche Unterlagen und Dateien sichergestellt.

    Schlecker - von der Pleite zum Ermittlungsverfahren

    Nach der Pleite der ehemals größten deutschen Drogeriemarktkette Schlecker wurden schwere Vorwürfe gegen den Firmengründer laut. Medien berichteten, womöglich sei viel Geld beiseitegeschafft und dem Zugriff der Gläubiger entzogen worden. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Anton Schlecker. Ein Überblick:

    23. Januar 2012: Anton Schlecker e.K., die Schlecker XL GmbH und die Schlecker Homeshopping GmbH melden Insolvenz an, später folgt die Schlecker-Tochter IhrPlatz Gmbh & Co. KG.

    1. Juni 2012: Die größten Gläubiger kommen in Berlin zusammen und stimmen für die Abwicklung des Unternehmens.

    4. Juni 2012: Die Schlecker-Insolvenzverwaltung will prüfen, wie viel Geld sie aus dem verbliebenen Vermögen der Familie Schlecker holen kann. Sollte Anton Schlecker nach dem Insolvenzrecht beanstandbares Vermögen an Angehörige übertragen haben, könne dies auf bis zu fünf Jahre zurück rückgebucht werden.

    5. Juni 2012: Bei einem Treffen in Ulm beschließt die Gläubigerversammlung das endgültige Aus von Schlecker. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zufolge werden Forderungen in Höhe von 665 Millionen Euro angemeldet. Auch die Schlecker-Kinder Lars und Meike haben millionenschwere Forderungen: Meike Schlecker will 48,43 Millionen Euro und ihr Bruder 48,9 Millionen Euro, heißt es in der Forderungsliste.

    11. Juni 2012: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart will prüfen, ob die Unternehmenspleite mit möglichen Straftatbeständen in Verbindung steht.

    27. Juni 2012: Es wird bekannt, dass Anton Schlecker sein Privathaus im Wert von zwei Millionen Euro vor der Insolvenz an seine Frau übertragen hat. Ein weiteres Grundstück soll an seinen Sohn gegangen sein.

    8. Juli 2012: Frühere Berater werfen Anton Schlecker schwere Fehler vor. Der Unternehmer habe bei einem Restrukturierungsprogramm nicht über Finanzierungsfragen sprechen wollen. Außerdem habe er die Schließung unrentabler Filialen verhindert.

    18. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart leitet ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Untreue, Insolvenzverschleppung und Bankrott gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte ein.

    Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte Mitte Juni Vorprüfungen aufgenommen, ob die Schlecker-Pleite mit möglichen Straftatbeständen in Verbindung steht. Bei Insolvenzfällen wird routinemäßig die Staatsanwaltschaft informiert, im Fall Schlecker gaben die zunächst zuständigen Ulmer Ermittlungsbehörden die Aufgabe an die Kollegen in Stuttgart weiter, wo die Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Wirtschaftsstrafsachen sitzt.

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