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Ingolstadt: Abgaskrise: Kippt Audi jetzt die Sponsoren-Verträge?

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Abgaskrise: Kippt Audi jetzt die Sponsoren-Verträge?

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    So sieht Audi-Sponsoring aus: Der deutsche Rennfahrer André Lotterer posiert bei der diesjährigen Eröffnungsgala der Berlinale vor einem Le Mans-Rennwagen.
    So sieht Audi-Sponsoring aus: Der deutsche Rennfahrer André Lotterer posiert bei der diesjährigen Eröffnungsgala der Berlinale vor einem Le Mans-Rennwagen. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Die Meldung ist erst ein paar Tage alt: „Audi hat nun das dritte Jahr der erfolgreichen Zusammenarbeit eingeläutet und gleichzeitig die bestehende Partnerschaft um ein Jahr bis einschließlich 2017 verlängert“, heißt es in einer Pressemitteilung zum Sponsoring der Berlinale. Diese wäre normalerweise bestenfalls eine Randnotiz wert. In diesem Fall bedeutet es mehr. Der Autobauer will damit wohl ein Zeichen setzen: Trotz der zu erwartenden hohen Kosten der Abgas-Affäre wolle man weiter im großen Stil

    Schließlich war gemutmaßt worden, ob Audi, einer der wichtigsten Unterstützer von Sport und Kultur in der Republik, diese Aktivitäten im mehrstelligen Millionenbereich weiterführen wird. Erst vor einer Woche war durchgesickert, dass die Konzernmutter VW vor allem im

    „Bei Audi gibt es keine Streichliste“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. Alle bestehenden Verträge würden erfüllt. Auch Audi-Chef Rupert Stadler bestätigt dies in einem Interview mit dem Donaukurier. Auf die Frage, ob im Sponsoring künftig gespart werde, antwortete er: „Auch da steht die Grundlast, wir stehen zu unseren Verträgen.“

    Audi prüft auslaufende Verträge

    Und davon gibt es eine Menge: Vom internationalen Fußball und der deutschen Olympia-Mannschaft über den alpinen und nordischen Wintersport und die Kieler Woche bis zur weltweit beliebtesten Turnierserie der Amateurgolfer (Quattro Cup) ist der Autohersteller mit den vier Ringen aktiv.

    In Sachen Kultur sind die Ingolstädter ebenfalls vorne mit dabei. Von den Salzburger und Bayreuther Festspielen bis hin zur Berlinale, dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt, dem Museum für Konkrete Kunst, die Jazztage

    Selbst Sportvereine in den unteren Klassen können sich finanziell inzwischen nurmehr mithilfe von Unterstützern über Wasser halten. Fällt der Geldgeber weg, kann das auch den Abstieg bedeuten. Klar, dass sich so mancher Verein, Künstler, Musiker oder manches Museum nun angesichts der Abgas-Affäre die Frage stellt: Wird mein Vertrag verlängert, werde ich auch weiter von Audi unterstützt?

    Dazu liefert Audi im Einzelnen noch keine konkreten Aussagen. Die Folgekosten der Abgas-Affäre kann selbst Stadler noch nicht in Euro und Cent beziffern. „Wir prüfen natürlich in Zukunft jeden auslaufenden Vertrag“, sagt Audi-Sprecherin Jutta Frisch vieldeutig. Dies sei aber auch in der Vergangenheit geschehen und gelte sowohl für regionale als auch nationale oder internationale Engagements.

    Entwarnung heißt dies aber noch nicht. Erfahrungsgemäß halten Konzerne bei Sparmaßnahmen insbesondere an den „Leuchtturmprojekten“ fest, die ihnen viel öffentliche Aufmerksamkeit einbringen. Andere, weniger wichtige Kooperationen, laufen dann lautlos aus. Tatsächlich ist es derzeit nicht vorstellbar, dass Audi seine Verträge bei so erfolgreichen Projekten wie Bayern München, den Salzburger oder Bayreuther Festspielen nicht verlängert. Auch für den FC Ingolstadt, wo man wie in München eine Kombination aus Investment und Sponsoring betreibt, stehen die Chancen gut. Auch beim Bundesligisten FC Augsburg wird die Abgas-Affäre wohl nicht durchschlagen. Denn dort ist der Konzern nicht direkt engagiert, sondern über den örtlichen Vertriebspartner.

    Affäre wirkt sich weniger auf die Zahlen aus als befürchtet

    Positiv könnte sich nach Meinung von Audi-Insidern auch auswirken: Aufgrund der letzten, sehr erfolgreichen Jahre (2014 erzielte Audi Erlöse von etwa fünf Milliarden Euro) werden die Kosten von „Diesel-Gate“ den Autokonzern vermutlich nicht aus der Bahn werfen – zumal sich die Affäre bisher auf die Verkaufszahlen weniger auswirkt, als man das zunächst befürchtet hat.

    Ob das Sponsoring und die derzeitigen Engagements im Motorsport (dazu gehören die DTM und das Rennen von Le Mans) aber in Stein gemeißelt sind, lässt sich in diesen Tagen trotzdem nicht mit letzter Gewissheit vorhersagen. Denn nicht jeder bei Audi oder Volkswagen ist ein Fan des Sponsorings. Vor allem der im Zuge der Abgas-Affäre zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn trieb die Unterstützung im Sport voran. Dem VW-Patriarchen Ferdinand Piech war das großzügige Sponsoring dagegen schon länger ein Dorn im Auge. Er hatte darüber bereits mit Winterkorn, um es diplomatisch zu sagen, lebhaft diskutiert. Also nicht auszuschließen, dass die Sponsoring-Aktivitäten im VW-Reich doch noch eingedampft werden.

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