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Industriekonzern: Das Augsburger Unternehmen Renk expandiert jetzt in die USA

Industriekonzern

Das Augsburger Unternehmen Renk expandiert jetzt in die USA

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    Industrie trifft Wohngebiet: Der traditionsreiche Getriebebauer Renk investiert in Augsburg in eine neue Montagehalle.
    Industrie trifft Wohngebiet: Der traditionsreiche Getriebebauer Renk investiert in Augsburg in eine neue Montagehalle. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Der Augsburger Industriekonzern Renk ist weiter auf Wachstumskurs. Am Dienstag gab das Unternehmen den endgültigen Abschluss eines Mega-Zukaufs bekannt.

    Um die Dimension der Übernahme besser einzuordnen, ein kurzer Blick auf die Zahlen: Renk hat mit über 2600 Mitarbeitern im Jahr 2020 einen Umsatz von 550 Millionen Euro erzielt. Nun kommen noch einmal rund 400 CPS-Beschäftigte hinzu, die Renk alle übernehmen will. Das Unternehmen hat große Pläne in den USA. CPS wird künftig als Renk America geführt und soll zum US-Kompetenzzentrum für den Gesamtkonzern ausgebaut werden. Die 1,2 Millionen Quadratmeter große CPS-Betriebsfläche in Muskegon im Bundesstaat Michigan, nordöstlich von Chicago, wird also Headquarter bleiben. Chef von Renk

    Die Arbeitnehmerseite bewertet den Amerika-Deal der Renk Gruppe positiv

    Tatsächlich hat der Zusammenschluss großes Potenzial. Renk wird so zu einem Weltmarktführer bei Antriebstechnik für gepanzerte Fahrzeuge. Wer in der US-Rüstungsindustrie Fuß fassen will, muss dort als heimisches Unternehmen gelten. Denn bei der Beschaffung von Militärtechnik spielen strategische Überlegungen des Auftraggebers eine große Rolle. Die erst seit Mai amtierende Renk-Chefin Susanne Wiegand kommentiert die Übernahme so: „Gemeinsam mit Renk America können wir unsere Streitkräfte durch zuverlässige und sichere Kampfmobilitätsinnovationen hervorragend unterstützen.“

    Angebahnt wurde der Deal mit L3Harris bereits unter Florian Hofbauer, dem Vorgänger von Renk-Chefin Wiegand. Bereits 2019 hatte Hofbauer zudem die Unternehmensgruppe Horstmann unter das Renk-Dach geholt, ebenfalls ein Spezialist für Federung und Antrieb gepanzerter Rad- und Kettenfahrzeuge. Im Verbund mit CPS und der Magnet-Motor will Renk mit dieser geballten Technikkompetenz nun ein schönes Stück vom Markt für gepanzerte Fahrzeuge in den USA abschneiden. Hofbauer schätzte den Markt im März 2020 auf gut zehn Milliarden Dollar.

    Die Arbeitnehmerseite bei Renk und die IG Metall bewerten die Transaktion positiv. Angela Steinecker, Mitglied des Renk-Aufsichtsrats und 2. Bevollmächtigte und IG-Metall-Geschäftsführerin in Augsburg, sagte unserer Redaktion: „Der Zukauf in den USA hilft, die Vormachtstellung von Renk im militärischen Bereich auszubauen. Wir halten das für eine gute Option, um überhaupt in diesen Markt hineineinzukommen.“ Auf die Zahl der Beschäftigten in

    Volkswagen wusste nichts mit Renk anzufangen

    Genau daran dürfte der neue Eigentümer Triton derzeit noch arbeiten. Denn die Militärtechnik ist ja nicht der einzige Geschäftsteil des Unternehmens. Renk war seit 1923 Teil von MAN. Mit der Übernahme der Mehrheit der MAN SE durch Volkswagen bekam Renk 2011 einen neuen Miteigentümer – und der Autokonzern aus Wolfsburg eine Beteiligung, mit der er nie so richtig etwas anzufangen wusste. Schließlich übernahm Triton von Volkswagen einen Großteil der Renkanteile. Zusätzlich kaufte der Finanzinvestor weitere Anteile im Streubesitz auf. Im Oktober 2020 gehörte Triton 90 Prozent des Unternehmens und konnte in der Folge die verbliebenen Minderheitsaktionäre herausdrängen und Renk von der Börse nehmen. Triton gilt nicht als „Heuschrecke“, die Unternehmen nur aufkauft, um sie zu zerschlagen.

    Nach eigenem Bekenntnis konzentriert sich Triton auf mittelständische Unternehmen, die langfristiges Wachstumspotenzial haben. Renk dürfte zu den größten Triton-Beteiligungen gehören. Doch auch die neue Renk-Chefin Wiegand hat nicht mit einem leeren Blatt Papier begonnen. Renk baut derzeit seine Montage in Augsburg massiv aus. Eine zweigeschossige Halle mit gut 4000 Quadratmetern Produktionsfläche je Geschoss ist im Entstehen und verschlingt einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Zuvor wurde bereits ein großes Logistikzentrum südlich von Augsburg fertiggestellt. Der Standort Augsburg hat zuletzt auch gute Ergebnisse geliefert.

    Aber bei seiner letzten Hauptversammlung musste Ex-Renk-Chef Hofmann schlechte Zahlen bei Standard- und Spezialgetrieben verkünden. Große Hoffnungen, die Renk in das Geschäft mit Getrieben für Windkraftanlagen gesetzt hat, haben sich bislang nicht erfüllt. Klaus Refle, Renk-Gesamtbetriebsratsvorsitzender, sagt zu seinen Erwartungen für die Zukunft: „Die Entwicklung einer Industriestrategie läuft im Unternehmen derzeit. Das ist ein komplexer Prozess, der aber wichtig ist, um die Zukunft zu gestalten. Daran ist der Betriebsrat beteiligt.“ Die Zusammenarbeit mit Triton bringe für beide Partner viel Neues. Renk habe eine komplexe Struktur. Aber klar sei: „Als Arbeitnehmervertreter haben wir nun keinen großen Bruder mehr in München oder Wolfsburg, bei dem man sich gegebenenfalls Hilfe holen kann. Wir müssen unsere Angelegenheiten nun vor Ort regeln.“

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