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Industrie: Die Diesel-Krise gefährdet Arbeitsplätze in der Region

Industrie

Die Diesel-Krise gefährdet Arbeitsplätze in der Region

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    Die Diesel-Krise gefährdet Arbeitsplätze in der Region. Allein in Schwaben sind 50.000 Beschäftigte von der Autoindustrie abhängig.
    Die Diesel-Krise gefährdet Arbeitsplätze in der Region. Allein in Schwaben sind 50.000 Beschäftigte von der Autoindustrie abhängig. Foto: Andreas Gebert/Illustration/dpa (Symbolbild)

    Die Debatte um den Diesel-Antrieb droht auch heimischen Betrieben zu schaden. „Wir sind eine Automotive-Region“, sagte Peter Lintner, der Leiter des Bereichs Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer Schwaben unserer Redaktion. Er geht davon aus, dass alleine in Schwaben etwa 50.000 Arbeitsplätze an der Autoindustrie hängen.

    „Wenn die Verkaufszahlen für Dieselautos zurückgehen, wird dies kurzfristig Auswirkungen haben“, sagte Lintner, auch wenn er hoffe, dass diese nicht zu dramatisch ausfallen. Schließlich hätten nicht alle Auto-Jobs mit dem Diesel-Antrieb zu tun. Die Zulassungszahlen für Dieselautos gehen in der Bundesrepublik deutlich zurück. Im August wurden 13,8 Prozent weniger Diesel zugelassen als im Vorjahresmonat, meldet das Kraftfahrtbundesamt.

    IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt vor den Folgen für Zulieferbetriebe. „Vor allem die auf Diesel-Komponenten spezialisierten Zulieferer sind schon deutlich betroffen vom Absatz-Rückgang auf dem deutschen Markt“, sagte er in einem Interview. Im Moment würden in einigen Werken die Arbeitszeitkonten geleert. Das sei eine Vorstufe zur Kurzarbeit. Größere Auswirkungen als durch die aktuelle Diesel-Delle erwartet IHK-Fachmann Lintner durch den Trend zur Elektromobilität und neuen Antrieben. Lintner spricht von einem „Strukturwandel“, der auf die Firmen zukommt.

    Bosch reagiert gelassen auf die Diesel-Krise

    Wie sehr die Diesel-Debatte die Produktion betrifft, zeigen Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Danach wurden 2017 bisher zehn Prozent weniger Diesel-Pkw produziert als vergangenes Jahr. Einige Zulieferer konnten den Rückgang „durch eine bessere Entwicklung bei anderen Antrieben kompensieren“, sagte Geschäftsführer Klaus Bräunig unserer Zeitung. Dagegen „sind die Sorgen bei den Unternehmen, die vor allem Diesel-Produkte herstellen, größer“.

    Viele Betriebe in unserer Region reagieren aber gelassen – darunter Bosch. In den Werken in Blaichach und Immenstadt im Allgäu stellen 3500 Mitarbeiter Sicherungssysteme wie das ESP her. Die Diesel-Debatte hat hier keinen Einfluss. Anders sieht es im Werk in Bamberg aus. Hier fertigt Bosch unter anderem Komponenten für Dieselautos und spürt einen Rückgang. Da gleichzeitig die Nachfrage nach Komponenten für Benziner stieg, lässt sich dies aber kompensieren.

    Gelassenheit herrscht auch bei Faurecia in Augsburg, das unter anderem Katalysatoren baut. „Wir spüren in Augsburg keinerlei negative Auswirkungen – im Gegenteil“, sagte Geschäftsführer Mathias Miedreich. Faurecia biete Lösungen für alle Antriebsarten und wolle „eine führende Rolle bei technologischen Lösungen für eine zukünftige sauberere Mobilität ohne Emissionen einnehmen“. Dazu baue man das Team in Augsburg mit 1400 Mitarbeitern langfristig aus.

    IHK zum Ausstieg aus Diesel: "Man kann kein Datum setzen"

    „Wir machen uns wenig Sorgen um die regionalen Zulieferer“, sagte auch Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. „Wir sind wachsam, aber eine unmittelbare Betroffenheit sehe ich nicht.“ Kein Thema ist die Diesel-Delle auch bei Kuka in Augsburg und Valeo in Wemding.

    Um Schaden abzuwenden, fordert VDA-Geschäftsführer Bräunig, „die Verunsicherung der Autofahrer rasch zu beenden“. Ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030 könnte mehr als 600.000 Arbeitsplätze in Deutschland betreffen, warnt der Verband. Ähnlich sieht es IHK-Experte Lintner: „Man muss auf das Thema Stickoxide eingehen, aber mit Augenmaß“, sagte er. „Man kann kein Datum setzen und hoffen, dass bis dahin alles erledigt ist.“

    Das Interview mit IG-Metall-Chef Hofmann lesen Sie auf der Wirtschaft. Dort erfahren Sie auch, warum der Traktor-Hersteller Fendt auf den Elektro-Antrieb setzt. Mit dem Thema beschäftigt sich auch der Kommentar. mit dpa

    Lesen Sie dazu auch einen Kommentar von Michael Kerler.

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