Die Corona-Pandemie hat der deutschen Wirtschaft den schwersten Einbruch seit 70 Jahren gebracht, also in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik. Jetzt sieht das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, kurz IW, aber erste Hoffnungszeichen. Die Wirtschaft habe sich in den Sommermonaten etwas erholt. Demzufolge fallen die Erwartungen für das gesamte Jahr nicht mehr ganz so pessimistisch aus.
Deutsches Bruttoinlandsprodukt schrumpft heuer wohl um 6,25 Prozent
Das Institut geht in seiner neuen Konjunkturprognose, die es am heutigen Montag vorstellt und die unserer Zeitung vorab vorlag, davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um knapp 6,25 Prozent zurückgeht. Ende Mai hatten die Forscher noch einen Einbruch von neun Prozent erwartet.
Die privaten Verbraucher, vor allem aber die Unternehmen hat die Viruspandemie tief verunsichert. Im Detail rechnen die Forscher damit, dass der private Konsum dieses Jahr um 6,5 Prozent gegenüber 2019 einbricht. Die Exporte könnten um 13,75 Prozent zurückgehen, die Investitionen der Unternehmen um fast 20 Prozent. Corona treffe auch den Arbeitsmarkt „mit deutlich mehr Wucht als die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009“. Damit werde es dieses Jahr etwa 500.000 Arbeitslose mehr geben als im Vorjahr. Doch es gibt Hoffnung.
IW-Direktor Michael Hüther: „Wirtschaft hat im Sommer wieder aufholen können“
„Glücklicherweise hat die Wirtschaft im Sommer dank niedriger Fallzahlen wieder aufholen können“, berichtet IW-Direktor Michael Hüther. Bereits im Juni habe der Welthandel angezogen. In Deutschland erwartet das Institut „eine kräftige Erholung“ des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal. Sein Institut geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder um knapp 4,5 Prozent wächst. „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, werden wir zum Jahreswechsel 2021/2022 das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben“, erwartet Hüther. Die Voraussetzung: Es dürfe nicht zu einem zweiten Lockdown kommen.
Institut kritisiert staatliche Beteiligung an Firmen: „Keine überzeugende Antwort auf Strukturanpassungen“
Das Institut fordert nach der akuten Rettungsphase einen anderen wirtschaftspolitischen Kurs. Es gelte jetzt, „den sich beschleunigenden Strukturwandel der Wirtschaft in den Blick zu nehmen“. Dafür seien bessere politische Rahmenbedingungen zu schaffen. Wasserstoffförderung, Gebäudemodernisierung und Programme zur Digitalisierung seien gute Ansatzpunkte.
Jedoch habe sich die deutsche Wettbewerbsfähigkeit mit Blick auf Unternehmenssteuern und Lohnstückkosten „bedenklich verschlechtert“, kritisieren die Forscher. Diese sehen es auch kritisch, sollte sich der Bund direkt an Firmen beteiligen, wie es aktuell für die Autozulieferer diskutiert wird: „Der Eintritt des Staats als Miteigentümer kann keine überzeugende generelle Antwort auf die Probleme der notwendigen Strukturanpassungen sein“, heißt es.