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Hygienemängel: Willi-Peter Ihle: "Von Ihle-Backwaren ging niemals eine Gesundheitsgefahr aus"

Hygienemängel

Willi-Peter Ihle: "Von Ihle-Backwaren ging niemals eine Gesundheitsgefahr aus"

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    Willi-Peter Ihle ist Geschäftsführer der Landbäckerei Ihle.
    Willi-Peter Ihle ist Geschäftsführer der Landbäckerei Ihle. Foto: U.Wagner

    Im Jahr 2013 hat Ihr Bruder Alexander Ihle unserer Zeitung gesagt, dass Ihre Firma Mängel wie bei Müller-Brot vollkommen ausschließe. Doch laut Foodwatch fand man in Ihrem Betrieb 2014 Käfer, Mäusekot und Schaben. Wie passt das zusammen?

    Ihle: Zunächst einmal möchte ich mich für die Fehler der Vergangenheit bei unseren Kunden aufrichtig entschuldigen. Auf jede Beanstandung haben wir sofort reagiert und diese unverzüglich abgestellt. Waren, die nicht unserem Anspruch an Qualität entsprachen, sind zu keinem Zeitpunkt in den Verkauf gelangt. Es ging niemals eine konkrete Gesundheitsgefahr von unseren Produkten aus. Unser Fall lässt sich daher nicht mit dem von Müller-Brot vergleichen.

    Dabei waren Sie vorgewarnt. 2008 hat eine Sondereinheit der Lebensmittelkontrolleure in der Backstube in Friedberg jeden Winkel mit Taschenlampen durchleuchtet. Es wurden Hygienemängel festgestellt. Woran lag es?

    Ihle: Wir haben stets alle Beanstandungen sofort nach Feststellung bearbeitet und unverzüglich abgestellt.

    Bestätigen das aktuelle Prüfungen?

    Ihle: Ja, die Untersuchungsberichte für 2016 und 2017 bescheinigen uns nur gute und sehr gute Ergebnisse. Wir werden an dieser Stelle nicht nachlassen. Wir unterstützen daher Maßnahmen der Politik für mehr Transparenz zu den Ergebnissen der Lebensmittelkontrollen.

    Wie konnte aber ein 20 Zentimeter langer Plastikstreifen in eine Ihrer Backwaren gelangen?

    Ihle: Es handelte sich um einen Einzelfall. Dennoch entschuldige ich mich ausdrücklich – denn jeder Einzelfall ist einer zu viel. Dieser Fremdkörper ist leider durch unsere natürlichen Rohstoffe – versteckt in einem Sack mit Sonnenblumen- und Kürbiskernen – in das Produkt gelangt. Wir haben sofort reagiert und gemeinsam mit dem Lieferanten ein Konzept zur Vermeidung von Fremdkörpern entwickelt.

    Auch in der Krapfen-Produktion gab es Probleme.

    Ihle: Ja, die Mängel wurden in der Silikonfuge der Außenhaut des Krapfentunnels, einer Auskühlstrecke festgestellt und unverzüglich beseitigt. Der Kontakt zu unseren Produkten war zu keinem Zeitpunkt gegeben.

    In der Vergangenheit tauchten immer wieder neue Probleme auf. Das Jahr 2015 ist dann eine Zäsur für Sie gewesen. Was haben Sie seitdem verändert?

    Ihle: Zu den entscheidenden Weichenstellungen bei Ihle gehört neben dem Neubau der Produktion die Sanierung des Stammsitzes in Friedberg in Höhe von 4,4 Millionen Euro: Ab April 2015 wurden in Friedberg Anlagen abgebaut, neue Anlagen wurden in Betrieb genommen und Gebäudeteile zurückgebaut, um eine grundsätzliche Verbesserung von Qualität und Sicherheit zu erreichen. Durch die einschneidenden Maßnahmen sind alle Gegenstände und Anlagen, auf die in den Behördenberichten verwiesen werden, nicht mehr in Betrieb oder umfassend erneuert. Der Produktionsbetrieb in Friedberg ist saniert.

    Haben Sie das Personal besser geschult, um die Hygiene zu erhöhen?

    Ihle: Zum Reformpaket in Friedberg gehört der Aus- und Aufbau von qualifiziertem Personal. In unserer eigenen Ihle-Akademie werden unsere Mitarbeiter regelmäßig fort- und ausgebildet. Zwischen 2015 und 2017 haben wir die Mitarbeiteranzahl im Bereich „Betriebs- und Prozesshygiene“ fast verdoppelt, von 25 auf 45 Arbeitsplätze.

    Ihr zweiter Standort in Gersthofen bei Augsburg fiel bis heute nicht durch Hygieneprobleme auf. Woran liegt das?

    Ihle: Unser neues Backwerk ist nach dem modernsten Hygiene-Design entwickelt worden und dabei haben wir uns nicht nur an Bäckereien orientiert, sondern haben auch Experten aus dem Gesundheitsbereich in die Realisierung mit eingebunden.

    Interview: Stefan Stahl.

    Willi -Peter Ihle, 47, ist Geschäftsführer der Landbäckerei Ihle mit mehr als 2000 Mitarbeitern. In seiner Freizeit läuft er Marathon und fährt Wasserski. Mit seinem Bruder Alexander leitet er die Firma.

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