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Hoeneß-Anwalt: Werner Leitner: Der Runterhändler

Hoeneß-Anwalt

Werner Leitner: Der Runterhändler

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    In seinem Verfahren wegen Steuerhinterziehung wird Bayern-Boss Uli Hoeneß von Werner Leitner vertreten. Der gilt als diskret und akribisch, hat aber doch eine bewegte Biographie.
    In seinem Verfahren wegen Steuerhinterziehung wird Bayern-Boss Uli Hoeneß von Werner Leitner vertreten. Der gilt als diskret und akribisch, hat aber doch eine bewegte Biographie. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Wenn heute ein bekannter Wirtschaftsboss vor Gericht steht, schätzt er nicht den großen Auftritt. Möglichst diskret soll es zugehen, vielleicht mit einem Deal hinter den Kulissen.

    In solchen Konstellationen nehmen Prominente gerne die Dienste von Werner Leitner, 53, in Anspruch. Der Niederbayer, der seit 20 Jahren eine erfolgreiche Kanzlei in München betreibt, gilt als herausragender Jurist und akribischer Arbeiter. Und er ist begeisterter Anhänger des FC Bayern München.

    Hoeneß-Anwalt hat auch schon Breno verteidigt

    Auf einem Stehpult in Leitners Büro liegt die Chronik des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins ganz oben. Seit 2004 zählt der FC Bayern zu Leitners Klienten. Er verteidigte zum Beispiel den brasilianischen Spieler Breno, der seine Villa abgefackelt hatte.

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Doch das ist nichts im Vergleich zu dem Mandat, das Leitner jetzt übernommen hat: Er vertritt den Bayern-Präsidenten Hoeneß in dessen Steuerstrafsache. Sein schwierigster Fall.

    Der promovierte Wirtschaftsstrafrechtler hat erreicht, dass der Haftbefehl gegen Hoeneß durch eine Kaution von fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt wurde. Sonst würde Hoeneß noch in U-Haft sitzen. Doch vor zwei Wochen hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Es kommt wohl zum Prozess. Werner Leitner hätte das wahrscheinlich gerne verhindert. Lieber als eine öffentliche Verhandlung ist ihm ein stiller Strafbefehl. Und ein ausgehandeltes Urteil zieht er der Konfliktverteidigung vor.

    Uli Hoeneß: Anwalt war früher im diplomatischen Dienst

    Außer dem Vorteil, FC-Bayern-Anhänger zu sein, befähigt ihn vor allem seine Ausbildung für den Hoeneß-Job. Nach dem Studium in München und Chicago war Leitner zunächst Attaché im Auswärtigen Amt. Den diplomatischen Dienst beendete er, als er 1989 die Chance hatte, in die Kanzlei des damals bekanntesten deutschen Strafverteidigers Rolf Bossi einzutreten.

    Die Diskretion, die er als Diplomat lernte, hat er in den Anwaltsberuf mitgenommen. Das schätzen seine Mandanten. Dennoch mag Leitner spektakuläre Herausforderungen. Er verteidigte zum Beispiel Klaus Kuron, der als Abteilungsleiter im Bundesamt für Verfassungsschutz für Spionageabwehr zuständig war und gleichzeitig für die DDR spionierte.

    Werner Leitner unterrichtet auch an der Universität Augsburg

    Seit Jahren hat er sich auf Wirtschaftsprozesse spezialisiert und vertritt Vorstände großer Unternehmen. Leitner ist bestens vernetzt in der Justiz. Er engagiert sich rechtspolitisch in der Arbeitsgemeinschaft Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins. Seit 2005 unterrichtet er an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Zuletzt hielt er die Vorlesung „Wirtschaftsstrafrecht in anwaltlicher Praxis“. Der heikle Fall Hoeneß wird da eher nicht vorkommen.

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