Florian Hofbauer sitzt in seinem Büro. Der Chef des Augsburger Getriebe-Spezialisten Renk wirkt trotz Coronakrise gelassen wie immer. Er hält die Stellung in der Firma und geht natürlich auf Abstand zu den Kolleginnen und Kollegen. Ein Kapitän, sagt er, müsse schließlich an Bord bleiben.
Das Schiff steht nach wie vor gut da. So hat Hofbauer, was die Investitionstätigkeit betrifft, nicht die Segel eingeholt, sondern hält am ursprünglichen Kurs fest. Es bleibt also beim 42-Millionen-Investitionsprogramm für den Standort Augsburg. Hier entsteht vor allem eine neue Halle für die Produktion von Panzergetrieben. Hofbauer versichert in einem Telefongespräch: „Wir ziehen die Investition durch – egal was kommt.“ Schließlich gehe es nach Corona weiter.
Es gibt schon Anfragen für Renk für die Zeit nach der Coronakrise
Optimistisch stimmt den Unternehmer, dass es für diese von allen so heiß herbeigesehnte Zeit schon Anfragen gebe. „Und unsere Auftragsbücher sind voll“, sagt er. So konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr gegenüber 2018 den Auftragsbestand von 774 auf 821 Millionen Euro steigern. Das operative Ergebnis lag dabei konstant bei 60 Millionen Euro und der Umsatz legte sogar von 502 auf 559 Millionen Euro zu. Die Aktionäre sollen daher wieder eine Dividende von 2,20 Euro je Aktie bekommen.
Hofbauer rüttelt trotz der Krise auch nicht an seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2020. Dabei erwartet er einen „spürbaren Zuwachs beim Auftragseingang, vorausgesetzt geplante Großprojekte werden umgesetzt“. Derweil managt die Renk-Leitung das Geschäftsleben mit dem Virus. Dabei ist noch keiner der Mitarbeiter an Corona erkrankt. Viele Beschäftigte arbeiten von zu Hause und in der weiterlaufenden Produktion wurden Schichten derart gestaltet, dass Mitarbeiter den nötigen Abstand zueinander einhalten können.
Renk-Chef Hofbauer will ohne Kurzarbeit auskommen
Hofbauer hat sich zum Ziel gesetzt, „ohne Kurzarbeit auszukommen“. Er will den Einsatz des Instruments also vermeiden. Zunächst müssten ohnehin Zeit- und Urlaubskonten abgebaut werden. Am Stammsitz in Augsburg beschäftigt das Unternehmen knapp 1300 Frauen und Männer, während es vor einem Jahr noch 1183 waren. Nach dem spürbaren Arbeitsplatzaufbau in einem schon allgemein konjunkturell schwierigen Jahr kündigt der Renk-Chef auch in Krisen-Zeiten an: „Wir suchen für einzelne Positionen immer noch Mitarbeiter.“ Das schwäbische Maschinenbauunternehmen verfügt neben dem zivilen auch über ein starkes militärisches Bein. Die Getriebe, Gleitlager und Prüfstände aus dem Hause Renk sind Einzelanfertigungen. Sie werden in Mega-Jachten, Marinebooten, Öltankern, Windkraftanlagen, Zementmühlen und eben auch Panzern wie den Puma oder den Leopard eingebaut. In französischen Panzern stecken Renk-Getriebe ebenfalls.
Das Unternehmen gehört noch zum VW-Konzern. Doch Volkswagen, das unter anderem auch Renk im Zuge des MAN-Kaufs einst zu 76 Prozent übernommen hat, gab Anfang Februar bekannt, sich von dem Getriebe-Spezialisten zu trennen und ihn an den Finanzinvestor Triton zu verkaufen. Der Name des Unternehmens geht auf einen griechischen Meeresgott zurück. Triton ist derzeit an 42 Unternehmen in Europa beteiligt, die einen Gesamtumsatz von insgesamt rund 17,2 Milliarden Euro erwirtschaften und rund 81400 Mitarbeiter beschäftigen. Ehe Renk dann endgültig dem Finanzinvestor gehört, sind noch weitere behördliche Genehmigungen etwa in den USA und Großbritannien nötig. Triton hat den freien Renk-Anteilseignern angeboten, ihnen pro Aktie 106,20 Euro zu bezahlen. Die Annahmefrist endet am 19. Mai. Dann folgt eine Verlängerung um zwei Wochen.
Wie es mit MAN Energy Solutions weitergeht, ist noch immer unklar
Die Aktionäre können sich noch länger überlegen, wie sie sich entscheiden wollen, also ob sie die Renk-Papiere weiter halten oder sich doch von ihnen trennen. Ein Triton-Sprecher versicherte unserer Redaktion, dass es trotz der Coronakrise bei dem geplanten Zeitablauf bleibe. Die Renk-Beschäftigten wissen, wer ihr künftiger Arbeitgeber ist. Die rund 4500 Augsburger Mitarbeiter des Unternehmens MAN Energy Solutions, das ebenfalls zum VW-Konzern gehört, bleiben weiter im Ungewissen.
Nach Recherchen unserer Redaktion beschäftigte sich die Volkswagen-Führung am Donnerstag nicht wie ursprünglich geplant mit dem möglichen Verkauf des Dieselmotoren- und Turbomaschinenherstellers. Wie hinter den Kulissen in Wolfsburg zu erfahren ist, könnte das Augsburger Unternehmen länger Mitglied der VW-Familie bleiben. Sicher ist jedenfalls, dass bei MAN Energy Solutions noch keine Kurzarbeit ansteht. Anders sieht die Situation beim Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka aus. Hier wird es Kurzarbeit geben. Details sind noch nicht bekannt.
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