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Hauptversammlung: Wie geht es mit den MAN-Töchtern in Augsburg weiter?

Hauptversammlung

Wie geht es mit den MAN-Töchtern in Augsburg weiter?

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    Volkswagen will die Lastwagenbauer von MAN und Scania gemeinsam für einen Börsengang vorbereiten.
    Volkswagen will die Lastwagenbauer von MAN und Scania gemeinsam für einen Börsengang vorbereiten. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Ein roter Lastwagen mit 500 PS, nicht weit entfernt ein schneeweißer Elektro-Lkw und ein Schiffsmotor, wie er auf schnittigen Jachten zum Einsatz kommt. Am Rande der Hauptversammlung von MAN in München konnten sich rund 800 Aktionäre einen schnellen Überblick über die Produkte der Unternehmensgruppe verschaffen. Die Frage aber ist, ob und wie lange diese noch unter einem Dach zu finden sein werden. Der angekündigte Konzernumbau hat die Aktionäre auf der

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    Dass die Lkw-Sparte separiert werden soll, „beschäftigt die Aktionäre sehr und ist für MAN zukunftsweisend“, betonte Ines Straubinger von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Aktionärsvertreter Michael Siegle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger wollte wissen, ob bereits Gespräche für einen Verkauf von Renk geführt worden seien. MAN-Chef Drees hielt sich mit Auskünften zurück. Es mag Überlegungen zur Zukunft von MAN und Renk auf Ebene des Gesellschafters VW geben, sagte er. MAN selbst habe derzeit keine entsprechenden Pläne. Wissen muss man dabei, dass die wichtigen Entscheidungen wohl in Wolfsburg bei VW fallen.

    Volkswagen: Die Geschichte der Abgasaffäre

    Volkswagen ist seit dem 18. September 2015 offiziell in einen Abgasskandal verstrickt. Der Skandal wird auch VW-Abgasaffäre oder Dieselgate genannt.

    Was hinter der Affäre steckt? VW hatte illegal eine Abschalteinrichtung in die Motorsteuerung aller Diesel-Fahrzeuge eingebaut. Mit der Software wollte man den Abgasnormen in den USA entgehen.

    Dieselgate wurde von der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) mit aufgedeckt.

    Die Software wurde nach Angaben von Volkswagen in etwa elf Millionen Fahrzeugen mit der Motorenreihe VW EA189 weltweit eingebaut, in den USA ist demnach auch die Nachfolgereihe VW EA288 betroffen. Anderen Berichten zufolge wurde die Software allerdings für vier verschiedene Motorentypen angepasst.

    Der Skandal weitete sich auch auf Fahrzeuge von Porsche und Audi aus. Der Vorstandsvorsitzende der Volkwagen AG, Martin Winterkorn, zog die Konsequenzen aus dem Skandal und trat zurück. Sein Nachfolger wurde Matthias Müller, bislang Vorstandsvorsitzender der Porsche AG.

    Auch an Dieselfahrzeugen anderer Hersteller aus Deutschland und von internationalen Herstellern wurde nach Bekanntwerden der Abgasaffäre nachgeforscht. Häufig wurden ebenfalls überhöhte Schadstoffwerte festgestellt. Dieselgate von Volkswagen war Auslöser einer internationalen Krise der gesamten Automobilindustrie.

    Anfang 2016 soll die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angeordnete Rückrufaktion gestartet werden. In ganz Deutschland sollen bundesweit im Laufe des Jahres 2,4 Millionen Diesel-Autos in die Werkstatt. Der Start der Rückrufaktion verzögert sich.

    Die Amerikaner verklagen Volkswagen. In den USA sollen mehr als 600.000 Fahrzeuge von der Abgasaffäre betroffen sein.

    Außerdem bestätigt das Landgericht Braunschweig gegenüber dem NDR, dass 278 Aktionäre Volkswagen auf insgesamt 3,255 Milliarden Euro verklagent. Die Anleger fordern Schadenersatz als Ausgleich für die Kursverluste durch den Diesel-Skandal.

    Für Volkswagen wird allein die Aufarbeitung des Skandals in den USA immens teuer. Die Entschädigungen und Strafzahlungen sollen sich auf 14,7 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) voraussichtlich belaufen. (AZ)

    Bayern hat als erstes Bundesland eine Klage gegen VW angekündigt. Voraussichtlich im September werde der bayerische Pensionsfonds Klage auf Schadensersatz wegen Pflichtverletzungen von Volkswagen einreichen, sagte eine Sprecherin des bayerischen Finanzministeriums. Die Vorbereitung der Klage laufe bereits. Bayern will sich mit der Klage einen sogenannten Kursdifferenzschaden zurück holen.

    Geschäftsjahr 2017 lief besser als 2016

    Erfreulich war der Blick zurück: Das Geschäftsjahr 2017 lief besser als 2016. Der Auftragseingang der Gruppe stieg um zwölf Prozent. Betrachtet man nur Diesel & Turbo und Renk, betrug das Auftragsplus sogar 13 Prozent. Das betriebliche Ergebnis konnte die Gruppe auf 566 Millionen Euro mehr als verdoppeln, die Rendite stieg ebenfalls deutlich auf fast vier Prozent. Die Aktionäre erhalten 3,07 Euro pro Papier. Die Geschäftsentwicklung sei „erfreulich“, sagte Drees, trotzdem sei die Profitabilität „noch nicht zufriedenstellend“. Für den Lkw-Bereich kündigte Drees prompt Einsparungen an. In der Fahrzeugentwicklung sollen Produkt- und Materialkosten sinken, auch in Produktion und Verwaltung soll gespart werden. Drees kritisierte zudem die Politik der Bundesregierung in der Diesel-Krise.

    „Schwere Nutzfahrzeuge sind sauber“, betonte der MAN-Chef mit Blick auf die aktuelle Abgasnorm Euro 6 für Lkw und Busse. Eine Nachrüstung hält er für den falschen Weg: Sie trage dazu bei, „alte Fahrzeuge, die mehr Diesel verbrauchen, länger im Markt zu halten“, sagte er. „Hier wünschen wir uns, dass die Politik ihre Aktivitäten auf wirklich effektive Maßnahmen konzentriert.“

    Mit Blick auf die Augsburger Standorte hob Drees hervor, dass dort „kräftig“ investiert werde: 2017 habe man mit dem Bau eines neuen Prüfzentrums für Turbolader begonnen, zudem habe Diesel & Turbo 40 Prozent des kanadischen Unternehmens Aspin Kemp & Associates übernommen, das sich zum Beispiel auf elektrische Antriebe im Schiffsbereich spezialisiert hat. Diesel & Turbo hat in Augsburg über 4000 Beschäftigte, bei Renk sind es rund 1100 Mitarbeiter. Für dieses Jahr erwartet Drees für die MAN-Gruppe ein leichtes Umsatzwachstum und ein stabiles Ergebnis. Für die Augsburger Töchter geht er von einem „Auftragseingang auf Vorjahresniveau“ aus.

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