Am Anfang waren die Tanzbären. So nannte Haribo-Gründer Hans Riegel 1922 die Fruchtgummis, die es zu Weltruhm brachten, später Goldbären hießen und die es in fast allen erdenklichen Farben gibt, einer allerdings nicht: blau. Das könnte sich nun ändern. Haribo wirbt derzeit für eine Jubiläumsausgabe der Goldbären. Im Internet können Kunden über zwölf neue Geschmacksrichtungen abstimmen. Darunter: die blaue Heidelbeere aus natürlichen Farbstoffen.
Das verwundert. Denn blaue Früchte neigen dazu, in andere Farben abzugleiten, wenn man mit ihnen färbt. Gepresste Heidelbeeren machen Gummibärchen rot, nicht blau. Ein Problem, das auch User in sozialen Netzwerken beschäftigt. Der Konzern lässt sich auf Facebook nicht in die Karten schauen, spricht von „einem natürlichen Farbstoff pflanzlicher Herkunft“ und einem „Rezeptgeheimnis“. Ganz so geheimnisvoll ist die Auflösung dann aber nicht: Der Farbstoff der Heidelbeer-Gummibärchen besteht nicht aus Heidelbeeren, sondern aus Algen. Die Bären werden zusätzlich mit einem Geschmacksstoff versetzt.
Für den Marketingexperten Dominic Multerer hat die Werbestrategie zwei Seiten. Einerseits sei es geschickt, nach Jahrzehnten einmal etwas Neues anzubieten, es bringe kurzfristige Aufmerksamkeit. Andererseits raube es dem Produkt Mystik. „Viele Kinder haben sich schon einmal mit Gleichaltrigen darüber unterhalten, warum Gummibärchen nicht blau sind.“ Dieses Geheimnis mache das Produkt auch anziehend für die Zielgruppe. Sollte Haribo die Geschmacksrichtung langfristig einführen, könne sich das durchaus negativ für das Produkt auswirken. Dazu kommt es vermutlich nicht. Zwar sei der blaue Bär in der neuen Fan-Edition wohl dabei, heißt es aus dem Unternehmen. Diese läuft aber nur bis Herbst.