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Handelsstreit: Wie eine Digitalsteuer gegen Trump helfen könnte

Handelsstreit

Wie eine Digitalsteuer gegen Trump helfen könnte

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    Eine der entscheidenden Fragen der europäischen Politik ist, wie man auf den von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Handelskrieg reagieren soll. Eine Gegenmaßnahme auf US-Zölle könnte eine Digital-Steuer der EU sein.
    Eine der entscheidenden Fragen der europäischen Politik ist, wie man auf den von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Handelskrieg reagieren soll. Eine Gegenmaßnahme auf US-Zölle könnte eine Digital-Steuer der EU sein. Foto: Nicholas Kamm, afp

    Das exportstarke Deutschland hat einem Österreicher eine interessante Erkenntnis zu verdanken. Sie könnte zu einer wirkungsvollen argumentativen Waffe im Handelskrieg mit den USA werden. Denn der in Steyr geborene Volkswirtschafts-Professor Gabriel Felbermayr fand heraus, dass der Handelskonflikt auch aus Sicht von Donald Trump eine „wirtschaftliche Torheit“ ist. Schließlich stünden in der Summe für den US-Präsidenten genauso viele Geschäfte auf dem Spiel wie für die Europäer in den

    Gabriel Felbermayr ist Fachmann des Ifo-Instituts in München. Er fordert eine Digitalsteuer für Konzerne wie Apple und Facebook.
    Gabriel Felbermayr ist Fachmann des Ifo-Instituts in München. Er fordert eine Digitalsteuer für Konzerne wie Apple und Facebook. Foto: Ifo-Institut

    Felbermayr hat auf Grundlage umfangreichen US-Zahlenmaterials recherchiert, die Leistungsbilanz der EU mit den USA sei ungefähr ausgeglichen. „Das ist die gute Nachricht. Als ich sie in Amerika vorgetragen habe, waren die Zuhörer verdutzt“, berichtet der Wissenschaftler. Zwar stimme es, dass die USA gegenüber den Ländern der Europäischen Union, was den Außenhandel betrifft, ein Defizit bei Gütern hinnehmen müsse. So werden also etwa mehr deutsche Autos und Maschinen in die USA exportiert, als amerikanische nach Deutschland gehen. Aber im Hinblick auf Dienstleistungen und Unternehmenseinkommen verhalte es sich eben umgekehrt, hat der 41-jährige Ökonom ausgerechnet. Es kommen hier ja die amerikanischen Googles, Facebooks und Apples ins Spiel, die Trump gerne verschweigt und lieber über Stahl, Aluminium und

    Felbermayr sagt: „Gerade Digital-Unternehmen aus den USA haben immaterielle Wirtschaftsgüter wie Patente in Tochterunternehmen verbucht, nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen.“ So würde Amerika gerade aus den Niederlanden und Irland immense Gewinne beziehen. Kein Wunder: Beide Länder gelten in Europa als Unternehmens-Steueroasen und sind unter amerikanischen Konzernen beliebt.

    Europa-Abgeordneter Markus Ferber: Apple zahlt in Europa kaum Steuer 

    Der schwäbische Europa-Abgeordnete Markus Ferber verweist hier gerne auf das Beispiel des iPhone-Konzerns: „Die nationalen europäischen Apple-Töchter, also auch die deutsche, müssen an die irische Lizenzgebühren zahlen.“

    Nachdem sich die Regierung in Dublin lange gewehrt hat, von Apple zu wenig gezahlte Steuern von gut 13 Milliarden Euro einzufordern, kam es zu einem Sinneswandel. Die Iren verlangen jetzt die gigantische Summe. Doch noch gibt es genug Möglichkeiten für US-Riesen, in Europa kräftig Steuern zu sparen und immense Gewinne einzufahren. So kam bei der Ifo-Untersuchung auch ans Tageslicht, dass Unternehmen aus den USA in Europa sehr viel höhere Einkommen als Firmen der EU in Amerika erzielen.

    Experte: Eine Digitalsteuer wäre gegenüber den USA der Trumpf im Ärmel

    All diese Fakten sieht Felbermayr als gewichtige Argumente bei der Verschärfung des Handelskonflikts: „Im Ernstfall stünde das alles im Feuer.“ So dürfe die EU nicht allein mit lächerlichen Symbolzöllen auf Orangensaft oder Whiskey antworten. Der Ifo-Experte fordert: „Europa muss dort ansetzen, wo die Amerikaner das Geld verdienen. Zum Beispiel mit einer Digitalsteuer auf Online-Dienstleistungen.“ Felbermayr hofft, mit diesem Trumpf im Ärmel könne ein echter Handelskonflikt vielleicht vermieden werden. Eine solche

    Nach einem Konzept könnten die Internet-Konzerne in Europa mit drei Prozent Umsatzsteuer belangt werden. Da käme einiges zusammen. Dazu müsste auf EU-Ebene zunächst aber ein einheitlicher Beschluss gefasst werden. Doch dieser Traum Felbermayrs „wird auf absehbare Zeit nicht Realität“, glaubt jedenfalls Ferber. Denn während Deutschland und Frankreich hinter der Digitalsteuer stünden, würden Länder wie die Niederlande nicht mitziehen.

    Somit fehlt Europa in einem sich hochschaukelnden Handelskonflikt mit den USA noch eine entscheidende Waffe. Eine Digitalsteuer wäre nämlich ein starkes Druckmittel, nachdem die Europäische Union zunächst auf US-Zölle mit Strafzahlungen gegen amerikanische Produkte wie Orangensaft, Whiskey, Jeans und Harley-Davidson-Motorräder reagiert hat. Am Ende will Trump ja solange hart bleiben, bis „keine Mercedes-Modelle mehr auf der Fifth Avenue in New York rollen“. Zu der knackigen Drohung sagt Ferber im Gespräch mit unserer Redaktion: „Solche Sätze kennt man eher aus Nord-Korea oder Kuba, nicht aber aus der freien Welt.“

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