Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Handel: Wie sich die Büchergilde gegen Konkurrenten wie Amazon behauptet

Handel

Wie sich die Büchergilde gegen Konkurrenten wie Amazon behauptet

    • |
    Die Büchergilde hat bundesweit mehr als 90 Partnerbuchhandlungen zwischen Flensburg und Passau. Und trotz der Pandemie scheint es zu gelingen, sich gegen den boomenden Online-Handel zu behaupten.
    Die Büchergilde hat bundesweit mehr als 90 Partnerbuchhandlungen zwischen Flensburg und Passau. Und trotz der Pandemie scheint es zu gelingen, sich gegen den boomenden Online-Handel zu behaupten. Foto: dpa

    Nach dem Ende der Bertelsmann-Buchläden 2015 ist die Büchergilde Gutenberg heute die letzte große Buchgemeinschaft, deren Artikel nur Mitglieder kaufen können. Viermal im Jahr wählen sie unter den rund 1200 Titeln aus, bei denen es einen Schwerpunkt auf Romane, Krimis, historische und politische Sachbücher sowie Kinderbücher gibt. Außerdem werden auch CDs, Filme, Spiele und Grafiken für den Quartalskauf angeboten.

    Augsburger Buchhändler Kurt Idrizovic sagt: "Wir haben viele ältere Mitglieder"

    Schreckt die Mitgliedschaft und die Kaufverpflichtung nicht viele Menschen ab? „Das stimmt, viele Leser zögern davor, sich mit einer Unterschrift festzulegen. Andererseits sind die Bücher mit ihren schönen Illustrationen so attraktiv, dass sich Kunden doch immer wieder zu einer Mitgliedschaft entschließen, gerade jüngere, für die die Optik wichtig ist“, sagt Kurt Idrizovic, Inhaber der Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg.

    Sie gehört zu den mehr als 90 Partnerbuchhandlungen zwischen Flensburg und Passau, die die aktuellen Büchergilde-Titel anbieten. Einige davon erscheinen nur bei der Büchergilde wie zum Beispiel die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte mit 30 Radierungen des Künstlers Christoph Meckel. Die gebundenen Bücher sind etwas günstiger als in den Ausgaben anderer Verlage. „Wir haben viele ältere Mitglieder, vor allem Menschen aus den Bereichen Bildung und Kultur“, sagt Idrizovic.

    Unter den Neuerscheinungen – zum Quartal werden jeweils rund 30 neue Titel veröffentlicht – sind vor allem die reich illustrierten gesammelten Gedichte von Mascha Kaléko in „Bewölkt, mit leichten Niederschlägen“ der Renner. „Solche aufwendig hergestellten Bücher mit ihren besonderen Einbänden und der außergewöhnlichen Typografie sind gerade zu Weihnachten als schönes Geschenk gefragt“, betont der Inhaber der Buchhandlung. Der 68-Jährige profitiert davon, dass Büchergilde-Mitglieder auch aus seinem übrigen Sortiment Titel kaufen. „Derzeit haben wir 40 Prozent weniger Kunden im Laden“, sagt Idrizovic und fügt hinzu: „Aber unsere Leser sind sehr treu, viele rufen für ihre Bestellung an. Gerade die Büchergilde-Mitglieder wissen, dass der Lockdown unser Geschäft beeinträchtigt und kaufen bei uns eher mehr. Insgesamt nutzt Corona dem Buch, wir hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen.“

    Die Mitgliederzahl der Büchergilde wächst

    Trotz der harten Konkurrenz durch das Internet, die es natürlich auch schon vor der Pandemie gab, gelingt es der Büchergilde augenscheinlich, sich zu behaupten: Die Zahl der Mitglieder wurde in den letzten fünf Jahren um 10.000 auf rund 80.000 deutlich gesteigert, das Netz der Partnerbuchläden konnte ausgebaut werden.

    In Bayern ist die Büchergilde neben Augsburg heute in Bamberg und Schweinfurt (Colibri), Freising und Passau (Pustet), Bayreuth (Breuer & Sohn), Erlangen (Wierny), Gauting (Kirchheim), Landshut (Dietl), München (Moths), Nürnberg (Gostenhofer), Regensburg (Dombrowsky), Wasserburg am Inn (Bücherstube) und Würzburg (Neuer Weg) vertreten. Alle Mitglieder bekommen regelmäßig das Programm von der Büchergilde-Zentrale Frankfurt/Main zugeschickt, wo sie Artikel auch per Post bestellen können.

    Büchergilde wurde 1924 vom Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker gegründet

    Die Büchergilde wurde 1924 vom Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker gegründet, um Arbeitern den günstigen Kauf von Büchern zu ermöglichen. Die Gewerkschaften haben sich 1998 als Eigentümer zurückgezogen, zwischendurch stand die Zukunft der Büchergilde infrage. Seit 2014 tragen Leser durch den Kauf von Genossenschaftsanteilen in Höhe von mindestens 500 Euro zur Existenzsicherung bei. Die Genossenschaft zählt mittlerweile rund 1300 Mitglieder.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden