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Handel: Möbelbranche profitiert von Wirtschaftskrise

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Möbelbranche profitiert von Wirtschaftskrise

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    In Krisenzeiten geben Verbraucher mehr Geld für Möbel aus. Viele haben Angst, eine Inflation könnte ihre Ersparnisse schmälern. Zudem bringt ihr Geld kaum Zinsen. Davon profitieren Möbelhandels-Unternehmen wie Segmüller. Reinhold Gütebier, Gesamtvertriebs-Chef der Firma, ist mit der Entwicklung zufrieden.
    In Krisenzeiten geben Verbraucher mehr Geld für Möbel aus. Viele haben Angst, eine Inflation könnte ihre Ersparnisse schmälern. Zudem bringt ihr Geld kaum Zinsen. Davon profitieren Möbelhandels-Unternehmen wie Segmüller. Reinhold Gütebier, Gesamtvertriebs-Chef der Firma, ist mit der Entwicklung zufrieden. Foto: Fred Schöllhorn

    In Zeiten der Wirtschaftskrise und Schweinegrippe gewinnt das Zuhause als Sicherheits- und Wohlfühlzone an Bedeutung. Menschen empfinden zunehmend Vergnügen daran, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen, sie auszuschmücken und Geld in Sofalandschaften sowie Küchen zu investieren. Das bestätigen Umfragen von Meinungsforschungsinstituten wie Emnid und vor allem die Geschäftszahlen großer Möbelhändler.

    Der Trend heißt "Homing", was sich mit "Neue Heimeligkeit" oder "Neue Kuscheligkeit" übersetzen lässt. "Dabei schotten sich die Bürger nicht komplett ab", sagt der Trendforscher Prof. Peter Wippermann. Kochen - gerade mit Freuden - sei in der Krise zum Nachteil der Hotel- und Gaststättenbranche noch populärer geworden.

    Es wird kräftig Probe gesessen und im Restaurant gegessen

    Das alles kommt besonders den großen Möbelhändlern wie der Friedberger Firma Segmüller zugute. Die Einrichtungshäuser des Unternehmens sind gut besucht. Auch an einem Mittwoch gegen 13 Uhr wird kräftig Probe gesessen und im Panoramarestaurant gegessen. Reinhold Gütebier, Gesamtvertriebs-Chef von

    Gütebier nutzt das Gespräch mit den Journalisten, um zu bestätigen, dass die Firma weiter expandieren will. So gebe es konkretere Pläne, im Frankfurter Norden ein riesiges Möbelhaus zu errichten. Derartige "Möbelgiganten" betreiben die Schwaben bisher in Friedberg, Parsdorf und im hessischen Weiterstadt bei Darmstadt. Auch der Nürnberger und Stuttgarter Raum, in dem Segmüller jeweils bereits vertreten ist, kämen für eine Ausweitung des Geschäfts in Frage, verrät Gütebier. Er spricht ganz offen. Die Branche gilt sonst eher als verschwiegen.

    Doch derzeit läuft es für den Wirtschaftszweig überwiegend gut, was sich auch an der Beschäftigten-Entwicklung bei Segmüller ablesen lässt. Inzwischen arbeiten rund 4000 Frauen und Männer für das Unternehmen, darunter etwa 70 Prozent in Vollzeit. Zuletzt hat die Firma 120 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Nach wie vor verfolgt die Familie Segmüller die Politik, Menschen aus der Arbeitslosigkeit heraus in das Unternehmen einzubinden. Diese Mitarbeiter werden von Segmüller intensiv qualifiziert. Gütebier spricht von einer "erfolgreichen Integration". Zudem setzt das Unternehmen auf ältere Mitarbeiter, die mit ihrer Lebenserfahrung gut bei den Kunden ankommen. So sind 38 Prozent aller Angestellten über 50 Jahre alt. Die Strategie geht auf. Nach Darstellung der Firma ist das Haus in Weiterstadt das umsatzstärkste der Branche in Deutschland, gefolgt von Parsdorf. Friedberg gehöre zu den besten zehn.

    Von solchen Erfolgen kann die heimische Möbelindustrie derzeit nur träumen. Der Branchenverband geht davon aus, dass in diesem Jahr ein Minus von rund zehn Prozent anfällt. Das trifft auch den großen deutschen Möbelhersteller Hülsta, der Segmüller als Händler des Jahres ausgezeichnet hat.

    Hülsta-Chef Bernd Göbel erklärt die gegenläufige Entwicklung zum Möbelhandel vor allem mit der Tatsache, dass die hiesige Industrie im hohen Maße exportiert, die Ausfuhren aber in Länder wie Spanien, Großbritannien und Russland eingebrochen sind. Außerdem importieren die deutschen Möbelhändler zunehmend günstige Ware - und das verstärkt aus Asien. Auch profitiert die Möbelindustrie nicht davon, dass immer mehr Accessoires (Glas, Porzellan, Teppiche, Kerzenhalter) in Möbelhäusern verkauft werden. Stefan Stahl

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