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Handel: Kaum noch Hoffnung für Schlecker

Handel

Kaum noch Hoffnung für Schlecker

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    Die Rettung der insolventen Drogeriekette Schlecker wird immer unwahrscheinlicher. Foto: Tobias Kleinschmidt dpa
    Die Rettung der insolventen Drogeriekette Schlecker wird immer unwahrscheinlicher. Foto: Tobias Kleinschmidt dpa

    Der "Südwest Presse" zufolge ist beim Gläubigerausschuss am Freitag eine Entscheidung über die Abwicklung zu erwarten. "Das Urteil ist gefallen. Am kommenden Freitag gibt es nur die Verkündung", zitierte das Blatt am Mittwoch Branchenkenner - das würde auch das Aus für 14 300 Mitarbeiter bedeuten. Der Betriebsrat hofft: "Ich sehe einen kleinen Ansatz einer möglichen Wende", sagte Betriebsratschefin Christel Hoffmann. Verdi forderte indes die Politik zum Handeln auf und prompt reagierte die FDP. Mehr Bewegung gibt es im Ausland: Das Frankreich-Geschäft von Schlecker ist verkauft.

    Ein Sprecher der Insolvenzverwaltung sagte zu dem Bericht: "An dem vom Insolvenzverwalter am Freitag verkündeten Vorgehen hat sich rein gar nichts verändert." Am vergangenen Freitag hatte der Schlecker-Gläubigerausschuss die Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens auf Freitag (1. Juni) verschoben und den Investoren eine letzte Chance eingeräumt, ihre Angebote nachzubessern.

    Der größte Gläubiger und Kreditversicherer Euler Hermes will bei einem Schlecker-Aus die Schuld nicht auf sich nehmen. "Sollte diese Entscheidung fallen, dann gab es kein realistisches und tragfähiges Angebot der Investoren", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte einen Bericht der "Südwest Presse". Derzeit liefen noch "harte Verhandlungen" zwischen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und den zwei verbliebenen Investoren. "Alle sind an einer konstruktiven Lösung interessiert, aber noch ist alles offen."

    Euler Hermes bestätigte dem Bericht zufolge, derzeit die Konzepte des Karstadt-Eigners Nicolas Berggruen und des US-Investors Cerberus Capital Management zu prüfen. Gegenüber der dpa wollte der Sprecher konkrete Investorennamen nicht bestätigen. "Für alle ist es das oberste Ziel, das Schlecker erhalten bleibt, die Voraussetzung ist aber ein belastbares Konzept." Es gehe auch um Summen, sagte der Versicherer der dpa mit Blick auf Forderungen. Euler Hermes hat Warenlieferungen an Schlecker von 300 Millionen Euro abgesichert. Der Beschluss über die Zukunft Schleckers hängt laut Experten von ihm ab.

    Während es in Deutschland derzeit zappenduster für Schlecker aussieht, ist im Ausland das zweite Filialnetz über den Verkaufstisch gegangen. Die Tochterfirma Schlecker SNC ging an den französischen Lebensmittel-Einzelhändler Systéme U aus dem Ort Rungis bei Paris, wie ein Sprecher der Insolvenzverwaltung auf dpa-Anfrage sagte. Das Frankreich-Geschäft besteht aus 139 Filialen mit 750 Mitarbeitern, denen Systéme U eine attraktive Zukunftsperspektive bieten könne. Das Filialnetz soll unter den Marken und Konzepten des Einzelhändlers fortgeführt werden. Zuvor war das Tschechien-Geschäft verkauft worden. Damit rückt auch der angestrebte Gesamtverkauf der Schlecker-Gruppe in noch weitere Ferne.

    Die Gewerkschaft Verdi will an ein Aus nicht denken und forderte kurz vor Fristablauf einen Rettungsbeitrag von der Politik. Die Bundesagentur für Arbeit soll zwei Monate lang das Gehalt der Belegschaft zahlen - aus einem Sonderfonds. "Das gibt dem Insolvenzverwalter mehr Raum bei der Investorensuche", sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der dpa.

    Eine prompte Reaktion kam vom FDP-Bundestagsabgeordneten Lars Lindemann: "Auf Sondervorteile besteht weder ein rechtlicher noch ein sonst wie gearteter Anspruch", sagte Lindemann der dpa. Die in so einem Fall vorgesehenen Leistungen seien in Form des Insolvenzgeldes erbracht worden. "Schlecker ist keine Schlüsselindustrie in Deutschland und hat keine strategische Bedeutung, dass damit ein Industriezweig untergeht." Zudem habe die Politik im Fall Schlecker auch nichts gut zu machen. Die Auffanglösung für rund 10 000 Mitarbeiter Ende März war auf Druck der FDP gescheitert - sie wurden gekündigt.

    Ursprünglich wollte Geiwitz bis Pfingsten einen Investor finden. Doch der Plan scheiterte. Geiwitz senkte zwar die Verluste von Schlecker deutlich, doch Schlecker schreibt weiter rote Zahlen. Auch eine Klagewelle von tausenden gekündigten Schlecker-Mitarbeitern und das schwierige Image der Kette belasten die Investorensuche.

    Und mit Verdi erreichte er bisher keine Einigung für einen angestrebten Sanierungsbeitrag. Verdi zufolge stimmten indes rund zwei Drittel der befragten Mitarbeiter einem dreijährigen Verzicht etwa auf Sonderzahlungen zu. Geiwitz hatte eine Senkung der Personalkosten um 15 Prozent gefordert; Verdi bietet 10,5 Prozent.

    Am vergangenen Freitag hatten die größten Schlecker-Gläubiger Geiwitz eine letzte Galgenfrist von einer Woche gegeben, um einen Investor mit belastbarem Angebot zu präsentieren. Gelingt ihm dies bis Freitagvormittag (1. Juni) nicht, wird der Betrieb eingestellt und Vermögenswerte werden veräußert. (dpa)

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