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Handel: Gigant im Wohlfahrtsland: Warum die Schweden Amazon fürchten

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Gigant im Wohlfahrtsland: Warum die Schweden Amazon fürchten

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    Geht für Amazon die weltweite Expansion weiter? Der Versandhändler will auch auf den Markt in Schweden, stößt aber auf Widerstand.
    Geht für Amazon die weltweite Expansion weiter? Der Versandhändler will auch auf den Markt in Schweden, stößt aber auf Widerstand. Foto: Peter Steffen, dpa

    Alles verändert sich. Vom gemütlichen Tante-Emma-Laden, mit Tante Emma am Verkaufstresen, zu riesigen Lagerhallen in denen Arbeiter aus unzähligen Lagerregalen im monotonen Akkordtempo anonyme Pakete füllen und zum Versand klarmachen.

    Die Internethandelsversandfabrik Amazon hat sich dank Internet vom Bücherverkäufer zum weltweit größten Allroundwarenhändler gemausert und mit seiner geballten finanziellen Kraft Akteure auf echten und digitalen Handelsplätzen in der ganzen Welt ausgestochen. Jeff Bezos, der Amazon 1994 gründete, ist heute mit einem geschätzten Vermögen von rund 200 Milliarden Dollar der reichste Mann der Welt. Sein Expansionsfeldzug ist allerdings noch lange nicht beendet.

    Nun kommt Amazon erstmals auch ins Wohlfahrtsland Schweden. Das sorgt für viel Unruhe bei zahlreichen schwedischen Händlern und bei den traditionell starken schwedischen Gewerkschaften.

    Schon heute kaufen Schweden, vor allem über die deutschen und britischen Amazon Ableger für rund eine Milliarde Kronen (96 Millionen Euro) im Jahr. Das ist aber noch verhältnismäßig wenig im Vergleich zu Amazons Umsätzen in anderen Ländern. Das soll sich ändern. In Deutschland etwa steht Amazon bereits für fast 40 Prozent des Internethandels.

    Expansion: Amazon baut sein erstes Logistikzentrum in Schweden

    Im eine gute Autostunde westlich von Stockholm liegenden Eskilstuna baut Amazon derzeit ein gigantisches Logistikzentrum. Wann genau die Internetseite von Amazon in Schweden startet, ist noch nicht klar. Doch sowohl ein Teil von Schwedens Handel als auch die Gewerkschaften befürchten von Amazons Marktkraft plattgemacht zu werden.

    "Das dürfte unseren bisherigen Einzelhandel wirklich durchschütteln. Amazon wird einen großen Teil des bislang schwedischen Handels übernehmen", sagt Johan Anselmsson, BWL-Professor der Universität Lund der Zeitung Aftonbladet. Für den örtlichen Handel komme hinzu, dass der konkurrierende Internethandel durch die Corona- Pandemie einen Anschub erlebt hat.

    "Die Konkurrenz und der Preisdruck werden steigen und wir haben schon heute eine schwierige Situation für den schwedischen Handel", sagt Karin Johansson, Chefin vom schwedischen Handelsverband in der Hauptnachrichtensendung des öffentlich rechtlichen TV-Senders SVT. "Vor allem der örtliche Handel wird verlieren", sagt Pär Svärdson, Chef eines Apothekenkonzerns.

    Gewerkschafterin kritisiert die Arbeitnehmersituation bei Amazon

    Für Schwedens sehr starke Gewerkschaften scheint Amazon ein Schreckensszenario zu sein: "Amazon ist ganz direkt antigewerkschaftlich. Sie jagen alle, die überhaupt versuchen, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Amazon hat zudem richtig, richtig hässliche Methoden", sagt Susanna Gideonsson, Chefin der größten schwedischen Gewerkschaft LO und damit eine der mächtigsten Frauen Schwedens. Im Kontakt mit ausländischen Gewerkschaften habe Gideonsson, wie sie erklärt, haarsträubende Sachverhalte über die Arbeitnehmersituation bei Amazon erfahren. "Du darfst nur eine bestimmte Anzahl von Minuten auf die Toilette. Dabei liegen die Arbeitnehmerlokale oft weit entfernt vom Arbeitsplatz. In den enorm großen Lagerhallen werden die Menschen unerhört schnell abgenutzt", sagt sie und geht auf Amazon bei London ein. Dort seien die Arbeitnehmer bis an die Grenzen ihrer körperlichen Kapazitäten ausgenutzt worden, dass "Krankenwagen in den letzten drei Jahren im Shuttleverkehr" zwischen Amazon und Krankenhaus pendelten, so Schwedens oberste Arbeitnehmervertreterin.

    Amazon widerspricht Bedenken der schwedischen Gewerkschaft

    Amazon widerspricht der LO-Gewerkschaftschefin. Ihre Angaben seien falsch. "Das ist nichts anderes als alte, müde Bezichtigungen. Die waren schon früher falsch und sind heute falsch. Für diejenigen, die in der Logistikindustrie arbeiten wollen, ist Amazon einer der besten Orte", heißt es in einer schriftlichen Mitteilung des Konzerns an den Sender SVT.

    Für schwedische Unternehmen könne Amazon sowohl große Gewinne wie auch große Verluste bedeuten, glaubt BWL-Professor Anselmsson. "Es ist gruselig, weil es so unsicher ist, was passiert. Aber Amazon wird vielen Unternehmen auch Möglichkeiten bieten. Es gibt viele Hersteller, die derzeit nicht in die schwedischen Geschäfte kommen", sagt er. Gleichzeitig sei es schwer für kleinere Unternehmen mit Amazon als Verkaufsplattform, um Preise und Margen zu verhandeln, weil deren Macht so groß sei. "Als Hersteller muss man zusehen, dass die eigene Warenmarke stark genug ist, sodass du Amazon gegenüber nicht völlig ausgeliefert wirst", so Anselmsson gegenüber Aftonbladet.

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