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Handel: Corona-Schnelltests könnten für den Handel zum Flop werden

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Corona-Schnelltests könnten für den Handel zum Flop werden

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    Schnelltests für zu Hause waren nur kurzzeitig ein Renner.
    Schnelltests für zu Hause waren nur kurzzeitig ein Renner. Foto: Zacharie Scheurer, dpa (Symbolbild)

    Schlange stehen vor der Aldi-Filiale, das gab es in den vergangenen Monaten immer mal wieder. Schuld daran waren vor allem die staatlich verordneten Zugangsbeschränkungen. Anfang März ist dem Discounter aber wieder ein Coup gelungen und die Leute standen Schlange, um eines der Produkte zu ergattern, die der Discounter hatte. Corona-Selbsttests waren damals für kurze Zeit ein großes Ding. Und Aldi hat viel dafür getan, der Erste zu sein, der die Sets im großen Stil anbieten kann.

    Die Konkurrenz mit Erz-Rivale Lidl an der Spitze folgte natürlich auf dem Fuße. 25 Euro war der Marktpreis für ein Set mit fünf Tests. Ein stolzer Preis dafür, dass die Tests nie einen PCR-Test als Gesundheitsnachweis ersetzen konnten, sondern eher dafür dienten, sich mehr psychologische Gewissheit zu verschaffen.

    Die Infektionszahlen sinken, die Nachfrage nach Selbsttests auch

    Dieses Argument hat mittlerweile deutlich an Überzeugungskraft verloren. Zum einen ist das Osterfest vorbei, zu dem sich das Besuchsaufkommen in vielen Familien, wenn auch meist in gestaffelten Zeitfenstern, deutlich erhöht hat. Noch wichtiger dürften aber zwei andere Entwicklungen sein: Die Infektionszahlen gehen bundesweit zuverlässig in Richtung niedriger zweistelliger Werte. Und wer schnell und unkompliziert ein Testergebnis braucht, findet mittlerweile relativ flächendeckend kostenlose Schnelltestzentren.

    Inzwischen fordert der Chef des Handelsverbandes (HDE), Stefan Genth, bereits wieder eine bundesweite Öffnung ohne Test- und Terminpflicht. Diese positive Entwicklung könnte für die Handelsketten zur Folge haben, dass die massenhafte Beschaffung von Selbsttests zu einem teuren Bumerang wird.

    Nach Informationen der Lebensmittel-Zeitung, die sich auf Handelsinsider beruft, blieben die Testkits mittlerweile „wie Blei in den Regalen liegen“. Ob und zu welchem Preis sich die Lagerbestände noch abbauen ließen, sei fraglich. Größere Handelsunternehmen dürften demnach kaum um Abschreibungen im „jeweils siebenstelligen Euro-Bereich herumkommen.

    Corona-Schnelltests: Der Preisverfall lässt sich nachzeichnen

    Tatsächlich lässt sich der Preisverfall beim Blick auf die aktuelle Preispolitik der Ketten klar nachzeichnen. Bei Lidl kostet etwa das 5er-Set eines Antigen-Schnelltests aktuell noch 14,95 Euro – macht 2,99 Euro pro Stück. Doch Großabnehmer können sparen. Ein Set mit 1000 Tests bekommt man schon für 1990 Euro – macht mit 1,99 Euro ein Euro Nachlass pro Stück.

    Bei Aldi Süd ist der Schnelltest mit Nasenabstrich in der Einzelpackung zu derzeit 2,99 Euro erhältlich. Online ist die Großpackung mit 100 Stück beim Lieferdienst des Discounters noch für 379 Euro gelistet, die Bestellung aber technisch offensichtlich nicht möglich.

    Auch die Drogeriemarktketten versuchen ihre Bestände mit Preissenkungen abzubauen. Rossmann bietet noch bis Freitag, 4. Juni, 20 Prozent Rabatt auf Corona-Schnelltests. Einige Produkte sind aber zumindest online derzeit nicht verfügbar. dm bietet ein breites Sortiment verschiedener Selbsttests, die günstigsten in der Einzelpackung bereits ab 1,95 Euro, allerdings werden viele Produkte ebenfalls als online derzeit nicht verfügbar gelistet.

    Die Nachfrage nach Selbsttests ist regelrecht eingebrochen

    Die Margen bei Discountern und Drogerien sind traditionell klein, die Konkurrenz extrem. Daher seien nach dem Bericht der Lebensmittel-Zeitung die Startpreise von fünf Euro pro Test im März schon „scharf kalkuliert“ gewesen. Das heißt: Es ging mehr ums Image und darum, die Leute in die Filialen zu locken, als einen großen Schnitt zu machen. Doch nun seien auch die Einkaufspreise auf unter drei Euro pro Stück gefallen. Das heißt: Die aktuellen Verkaufspreise liegen wohl teils deutlich unter den Einkaufspreisen.

    Mit welchen Verlusten die Händler rechnen, kann auch das Blatt nicht berichten. Laut Marktforschungsdaten wurden demnach aber von März bis Anfang Mai rund 18 Millionen Testpackungen verkauft. Allein die großen Drogeriemarktketten hätten teils eine sechsstellige Anzahl an Test-Sets pro Tag verkauft. Laut einem Handelsmanager hätten sich die Mengen nun aber mehr als halbiert.

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