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Gute Aussichten: MAN: Warum Ferdinand Piëch der Richtige ist

Gute Aussichten

MAN: Warum Ferdinand Piëch der Richtige ist

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    Ferdinand Piech setzt sich durch. Der Volkswagen-Patriarch kann jetzt eine Lkw-Allianz aus den zu seinem Imperium gehörenden Marken MAN, Scania und VW formen.
    Ferdinand Piech setzt sich durch. Der Volkswagen-Patriarch kann jetzt eine Lkw-Allianz aus den zu seinem Imperium gehörenden Marken MAN, Scania und VW formen. Foto: dpa

    Es war eine geheime Aktion. Ferdinand Piëch hat das Augsburger Werk der zum Münchner MAN-Konzern gehörenden Diesel-Sparte besucht. Die Visite des Österreichers in der Geburtsstadt des Håkan Samuelsson an Bedeutung.

    Denn der Leiter des MAN-Diesel-Bereichs, Georg Pachta-Reyhofen, wurde kommissarisch zum Nachfolger des über die Korruptionsaffäre gestürzten schwedischen Konzern-Lenkers bestimmt (wir berichteten). Piëch wiederum wird hartnäckig nachgesagt, einen Lastwagen-Riesen formen zu wollen, der sich aus MAN-, Scania- und Volkswagen-Aktivitäten zusammensetzt. Dafür wäre jetzt die Bahn frei, nachdem Samuelsson dagegen keinen Widerstand mehr leisten kann.

    Piëch verfügt über die Macht bei dem Münchner Konzern

    Umso mehr Aktualität gewinnt die Befürchtung, Piëch könne MAN zerschlagen. Die Macht dazu hätte er, ist VW doch mit 29,90 Prozent der bestimmende MAN-Aktionär. In diesem Negativszenario würde der Österreicher das Maschinenbau-Geschäft abspalten und etwa verkaufen, was Augsburg schmerzlich treffen könnte, schließlich sitzt hier mit MAN Diesel das Herzstück dieses MAN-Zweiges. Rund 3000 Menschen arbeiten an dem Standort.

    Das Werk ist damit einer der größten und wichtigsten industriellen Arbeitgeber in der Region. Hinzu kommt die MAN-Getriebetochter Renk. Bisher zeichnete sich eine rosige Zukunft für "den Diesel" ab, wie das Unternehmen in Augsburg genannt wird.

    Die Sparte wird durch den Zusammenschluss mit MAN Turbo (Kompressoren und Turbinentechnologie) an Bedeutung gewinnen. Die Allianz mit der Firma aus Oberhausen soll das Meisterstück Pachta-Reyhofens werden. Augsburg würde Sitz des größeren Unternehmens.

    Doch am Ende könnte die Freude getrübt sein, wenn Piëch Diesel/Turbo und Renk vom großen Nutzfahrzeuggeschäft abtrennt. Die meisten MAN-Kenner glauben aber nicht, dass der Volkswagen-Manager nach einem solchen Drehbuch verfährt. Bei seinem Augsburg-Besuch habe er noch mehr Gefallen an MAN Diesel gefunden und die Arbeit Pachta-Reyhofens, der den Standort enorm modernisiert hat, weiter schätzen gelernt.

    Piëch ist ein Freund der Technik und mag damit Menschen, die sind wie er. Genau diese Fähigkeit bringt Pachta-Reyhofen als ehemaliger "Motoren-Papst" der MAN Nutzfahrzeuge AG mit. Er ist Ingenieur wie Piëch, die ideale Konstellation, um die Gunst des mächtigen Unternehmers zu gewinnen.

    Insofern glauben Beobachter, der MAN-Chef könne "Mister VW" davon überzeugen, am Dieselbereich und Renk gegen den Druck der Finanzanalysten festzuhalten, die gerne sehen, wenn Unternehmen filetiert werden.

    In Augsburg verdient MAN nach wie vor Geld

    Und überdies verweist Augsburgs IG-Metall-Chef Jürgen Kerner darauf, Piëch habe ihm wiederholt zugesagt, MAN als Ganzes zu erhalten. Der VW-Mann wolle zwar den Nutzfahrzeugbereich stärken, aber nicht an den Maschinenbau-Firmen rütteln. Piëch und Kerner sehen sich häufiger, weil sie dem MAN-Aufsichtsrat angehören. Piëch leitet das Gremium. Ihm dürfte es leicht fallen, ein Bekenntnis für die Einheit des Konzerns abzugeben, zumal in Augsburg im Gegensatz zum in München angesiedelten Nutzfahrzeuggeschäft nach wie vor gutes Geld verdient wird.

    Bei Diesel betrug das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten dieses Jahres 259 Millionen Euro, während im Nutzfahrzeugbereich ein negativer Betrag von 59 Millionen Euro verbucht wurde. Renk schreibt auch gute schwarze Zahlen, die in schweren Zeiten doppelte Überzeugungskraft besitzen. Piëch ist nicht nur ein Mann der Technik. Er liebt auch satte Gewinne und müsste deswegen Augsburg besonders gewogen sein.

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