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Grünes Licht von Sigmar Gabriel: Erlaubnis von oben: Edeka übernimmt Kaiser's Tengelmann

Grünes Licht von Sigmar Gabriel

Erlaubnis von oben: Edeka übernimmt Kaiser's Tengelmann

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    Bundeswirtschaftsminister Gabriel erlaubt die Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch Deutschlands größten Lebensmittelhändler Edeka.
    Bundeswirtschaftsminister Gabriel erlaubt die Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch Deutschlands größten Lebensmittelhändler Edeka. Foto: Jörg Carstensen/Archiv (dpa)

    Die knapp 16.000 Beschäftigten der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann haben nach rund eineinhalb Jahren nun Gewissheit: Ihr Arbeitgeber wird vom Marktführer Edeka übernommen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erteilte der Übernahme unter Auflagen seine Erlaubnis. Ihm sei es vor allem um die Sicherung der Arbeitsplätze für diejenigen gegangen, die "nicht zu den Gutverdienenden gehören", sagte er am Donnerstag in Berlin.

    Das Bundeskartellamt hatte die Fusion der beiden Firmen im vergangenen Frühjahr wegen Wettbewerbsbedenken untersagt. Deshalb beantragten Edeka und Kaiser's Tengelmann eine Ministererlaubnis.

    Gabriel genehmigte die Übernahme nach langem Überlegen nur unter "sehr kräftigen" Auflagen, wie er betonte. Edeka darf die rund 450 Filialen von Kaiser's Tengelmann fünf Jahre lang nicht an selbstständige Edeka-Einzelhändler weiterreichen und muss betriebsbedingte Kündigungen in dieser Zeit ausschließen. Filialübernahmen sind möglich, wenn die Gewerkschaft zustimmt.

    Übernahme durch Edeka: Kündigungsschutz für Beschäftigte

    Nach Ablauf der fünf Jahre gelten weitere zwei Jahre Kündigungsschutz für Beschäftigte, sollte ihre Filiale übernommen werden. "Wir sichern für sieben Jahre" Arbeitsplätze", sagte Gabriel dazu. Für fünf Jahre sei zudem "die Qualität der Mitbestimmung und der Betriebsratsstrukturen" sicher, denn Edeka muss die derzeit geltenden tariflichen Bedingungen bei Kaiser's Tengelmann beibehalten.

    Bei Verstoß gegen die Bedingungen des Ministers in den Jahren nach der Übernahme gilt diese als nicht erteilt; prüfen will Gabriel dies unter anderem, indem er die abgeschlossenen Tarifverträge prüft und Edeka jährlich einen "Statusbericht" an das Ministerium schickt.

    "Erstmals" sei im vorliegenden Fall die Qualität der Arbeitnehmerrechte Gegenstand der sogenannten Gemeinwohlabwägung gewesen, sagte Gabriel. Für ihn sei klar, dass die Gemeinwohlgründe die vom Kartellamt festgestellte Wettbewerbsbeschränkung überwögen.

    Edeka und Kaiser's Tengelmann begrüßten die Ministererlaubnis und teilten mit, sie wollten die Bedingungen "zügig abarbeiten". Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub betonte, nun hätten die Beschäftigten nach 17 Monaten Wartezeit "endlich eine verlässliche Zukunftsperspektive". Edeka nehme die "Chance und Verantwortung entschlossen an", erklärte Vorstandschef Markus Mosa.

    Der Konkurrent Rewe dagegen kritisierte die Ministererlaubnis als schlechte Entscheidung für alle Verbraucher, kleine und mittelständische Lieferanten, die Landwirtschaft und den fairen und gesunden Wettbewerb. Das Unternehmen kündigte Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf an.

    Gabriel wies Bedenken, Edeka könne seine dazugewonnene Marktmacht ausspielen, zurück. Für Verbraucher habe die Fusion eine eher positive Auswirkung, sagte er; sie hätten nicht mit höheren Preisen zu rechnen. Auch die Landwirtschaft und andere seien seiner Ansicht nach nicht in größerem Umfang negativ betroffen.

    Der Deutsche Bauernverband dagegen fürchtet, dass sich die Wettbewerbsbedingungen innerhalb der Lebensmittelkette verschlechtern werden, so dass es - wie aktuell schon sichtbar - zu stärkeren Verlusten in der Landwirtschaft komme.

    Die Grünen-Fraktion im Bundestag kritisierte, Gabriel schweige zu den Bedenken, dass durch die Fusion Jobs bei Zulieferern und Wettbewerbern gefährdet seien. Für die Beschäftigten von Edeka gebe es keine Sicherheiten, dass nicht sie entlassen werden und eigene Standorte geschlossen werden, um die Fusion mit Tengelmann rentabel zu machen. Und wegen der Klage von Rewe könne sich die Fusion um ein weiteres Jahr verzögern. afp/AZ

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