Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Grüne Woche: Ilse Aigner: Mehr Transparenz, mehr Klarheit

Grüne Woche

Ilse Aigner: Mehr Transparenz, mehr Klarheit

    • |
    Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). dpa
    Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). dpa

    Berlin Die Grüne Woche setzt in diesem Jahr auf Regionalität. In sieben Hallen können die Besucher Spezialitäten aus 14 Bundesländern probieren. Wo ihr Essen herkommt, wird auch für Kunden beim Einkauf immer wichtiger. Wir haben mit Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) über die Renaissance des Regionalen gesprochen.

    Über die Hälfte der Konsumenten achtet beim Einkauf auf heimische Produkte. Wie kann sich der Kunde sicher sein, dass drin ist, was draufsteht?

    Aigner: Es gibt viele erfolgreiche Initiativen von Herstellern, die ihre regional erzeugten Produkte seriös kennzeichnen. Bisher kann der Kunde sich aber leider nicht immer darauf verlassen, dass drin ist, was draufsteht. Wir haben eine Umfrage in Auftrag gegeben, die belegt: Nicht einmal jeder Fünfte fühlt sich über die Herkunft regionaler Lebensmittel verlässlich informiert. Das will ich ändern. Verbraucher müssen beim Blick auf die Verpackung erkennen können: Ist das Produkt in der Region erzeugt worden oder nur Teile davon? Was wir brauchen, sind klare Kriterien für eine aussagekräftige und verlässliche Regionalkennzeichnung – und dazu stelle ich heute bei der Grünen Woche in Berlin ein erstes Konzept vor. Das werden wir dann im Dialog mit Verbraucherschützern, Ländern und Wirtschaft umsetzen.

    Wer Allgäuer Emmentaler herstellt, muss dafür Milch aus dem

    Aigner: Stimmt. Das entspricht EU-Recht. Der Schwarzwälder Schinken hat allerdings keine geschützte Ursprungsbezeichnung, sondern eine geschützte geografische Angabe. Aber das Beispiel zeigt genau, worauf es mir ankommt: Ich will kein eigenes neues Siegel etablieren, sondern Transparenz schaffen über das, was hinter den regionalen Kennzeichnungen steckt, wie die Bedingungen aussehen, unter denen ein Produkt erzeugt wurde. Mehr

    Sie wollen ein „Regionalfenster“ auf Verpackungen einführen. Welche Kriterien müssen dafür erfüllt sein?

    Aigner fordert klare Kriterien

    Aigner: Verbraucher müssen auf der Verpackung erkennen können, warum der Hersteller sein Produkt „regional“ nennt. Wenn ich sage, wir brauchen klare Kriterien, fängt das bei der Frage an: Was ist eine Region? Wo beginnt sie, wo endet sie? Dann möchten Verbraucher natürlich vor allem wissen, woher die Hauptzutaten stammen. Nehmen Sie das Beispiel Fruchtjoghurt: Wurde nur die Milch für den Joghurt in der Region erzeugt oder auch alle Früchte? Ist die Milch auch in der Region zu Joghurt verarbeitet worden? Auch die Herkunft der Futtermittel für die Tiere, deren Milch verarbeitet wird, ist möglicherweise von Interesse für Verbraucher. Solche Informationen muss der Verbraucher klar verständlich und auf einen Blick haben, wenn er ein Produkt in der Hand hält.

    Ist der Großteil der Verbraucher Ihrer Meinung nach bereit, für regional hergestellte Produkte mehr zu zahlen?

    Aigner: Das zeigen die Ergebnisse unserer Umfrage sehr deutlich: 79 Prozent der Befragten wären bereit, mehr Geld für regionale Produkte auszugeben. Produkte aus der Region sind den Verbrauchern mehr wert, dieser Trend ist eindeutig – und ich sehe darin eine große Chance für unsere Landwirte und für regionale Initiativen.

    Schon jetzt sind 70 Prozent der Lebensmittel im Handel gekennzeichnet. Erhöht ein weiteres Siegel nicht die Verwirrung beim Einkauf?

    Aigner: Niemand ist verpflichtet, mit der Region zu werben. Aber wenn damit geworben wird, dann soll der Verbraucher auch erkennen können, warum. Nur mit einer ehrlichen und klaren Kennzeichnung werden wir in Deutschland mit unseren regionalen Produkten auch mittel- und langfristig wirtschaftlichen Erfolg haben. Interview: Sonja Krell

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden