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Grüne Woche 2018: Christian Schmidt probiert sich noch einmal durch die Grüne Woche

Grüne Woche 2018

Christian Schmidt probiert sich noch einmal durch die Grüne Woche

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    Kurze Bio-Pause: Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (rechts) bekommt vom Kemptener Bio-Gärtner Christian Herb Pesto-Schnittchen gereicht.
    Kurze Bio-Pause: Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (rechts) bekommt vom Kemptener Bio-Gärtner Christian Herb Pesto-Schnittchen gereicht. Foto: Gregor Fischer, dpa

    Die Zukunft scheint Christian Schmidt nicht ganz geheuer zu sein. In Halle 22 steht der Landwirtschaftsminister plötzlich neben Pepper, einem Roboter, der zwinkern kann und seine Gäste freundlich begrüßt. „Streicheln Sie ihn doch mal“, ruft jemand dem CSU-Minister zu. Schmidt zögert kurz, legt Pepper dann die Hand auf den Kopf. Die Fotografen schießen ein paar Fotos, dann verschränkt der Minister die Hände schnell wieder vor dem Bauch.

    Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen Massentierhaltung

    Es ist erst kurz nach acht auf der Grünen Woche in Berlin, aber Christian Schmidt hat an diesem Morgen schon einiges hinter sich. Während er 20 Minuten zuvor die größte Agrarmesse der Welt eröffnet, müssen die Sicherheitskräfte eingreifen. Mehrere Aktivisten versuchen, in den abgesperrten Bereich zum Minister vorzudringen. „Tiere haben auch Rechte“, schreit eine Demonstrantin, als sie von den Ordnern aus der Halle geführt wird. Ein wenig später heulen draußen die Sirenen der Feuerwehr: Greenpeace-Aktivisten sind auf den 146 Meter hohen Funkturm geklettert, um ein Protest-Plakat gegen Massentierhaltung zu entrollen.

    Im Tross um den Minister registriert man das höchstens beiläufig, für alles andere fehlt einfach die Zeit. Im Fünf-Minuten-Takt geht es weiter, nächste Halle, nächster Stand. Auf seinem traditionellen Eröffnungsrundgang über die Grüne Woche absolviert Christian Schmidt ein Mammutprogramm. Vier Stunden, 16 Hallen, über 40 Stände. Ein paar nette Worte, ein Händeschütteln, ein paar Häppchen. Manchmal wird es aber auch aktuell: Dem Deutschen Jagdverband dankt der Minister für das „intelligente Reduzieren“ des Wildschweinbestands. Die Tiere könnten die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland einschleppen und werden deshalb aktuell vermehrt abgeschossen.

    Dichtes Schneetreiben vor dem Haupteingang zur Internationalen Grünen Woche in Berlin. Die diesjährige Grüne Woche findet vom 19. - 28.01.2018 in den Messehallen unter dem Funkturm statt.
    Dichtes Schneetreiben vor dem Haupteingang zur Internationalen Grünen Woche in Berlin. Die diesjährige Grüne Woche findet vom 19. - 28.01.2018 in den Messehallen unter dem Funkturm statt. Foto: Wolfgang Kumm (dpa)

    Die Jäger spielen das Halali, ein Hund jault, für Schmidt geht es weiter. Am norwegischen Stand gibt es ein Lachshäppchen, in der Biohalle reicht der Kemptener Bio-Gärtner Christian Herb den Gästen Pesto-Schnittchen und Eugeny Gromyko, stellvertretender Agrarminister aus Moskau, drückt Schmidt ein Glas Cabernet in die Hand. Russland ist wieder auf die Grüne Woche zurückgekehrt, nachdem das Land zwei Jahre auf der Messe gefehlt hatte – als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen einiger westeuropäischer Staaten. Dass Russland nun wieder mit dabei ist, sieht Schmidt als „einen ersten kleinen Ansatz“ dafür, dass das Land bald auch seinen Importstopp für westliche Produkte aufheben werde.

    Staatliches Tierwohl-Siegel kommt nicht voran

    Der 60-Jährige macht den Rundgang zum vierten Mal. Viele hatten gar nicht mehr damit gerechnet, dass Schmidt noch einmal dabei ist. Da es aber immer noch keine neue Regierung gibt, ist der Minister geschäftsführend weiterhin Amt. Die Zahl der Menschen, die glauben, dass er auch nach den Koalitionsverhandlungen noch Landwirtschaftsminister sein wird, ist klein. Zu glücklos wirkte er in den vergangenen Jahren, zu provokant sein Alleingang bei einer Neu-Zulassung des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat. Beobachtet man Christian Schmidt in diesen Stunden, wirkt es allerdings, als ob ihm zumindest die Gänge über die Grüne Woche nicht sonderlich fehlen würden.

    Tierschützer und Verbraucherorganisationen werfen dem Politiker vor, in seiner Amtszeit zu blass geblieben zu sein. Schmidt sagte zwar veganer Wurst öffentlichkeitswirksam den Kampf an, echte Meilensteine werden dem Minister aber nicht angerechnet. Sein großes Thema war zuletzt die Einführung eines staatlichen Tierwohl-Labels. Im Vorfeld der Grünen Woche warb er wieder für mehr Umwelt- und Tierschutz bei der Produktion von Lebensmitteln. Die Pläne für das Siegel sind aber weiterhin vage. Wann Verbraucher das Etikett auf Fleischpackungen finden werden, ist noch nicht klar. Schmidt hatte das Vorhaben im vergangenen Jahr auf der Grünen Woche angekündigt, bis zur Bundestagswahl im September wurde es aber nicht umgesetzt.

    Schmidt: "Landwirtschaft gehört in die Mitte der Gesellschaft"

    In Halle 2 spricht Schmidt dann auch lieber ein wenig abstrakt davon, das Tierwohl „im Blick“ zu haben. „Die Landwirtschaft gehört in die Mitte der Gesellschaft“, betont er. Das heißt: Bauern müssen mehr darauf hören, was der Verbraucher will. Aber der Verbraucher muss sich auch dafür interessieren, wie moderne Landwirtschaft aussieht.

    Mehr will Schmidt dazu erst mal nicht sagen. Er könnte auch gar nicht. Schließlich zieht der Tross um den Minister längst weiter in die nächste Halle – zu Frau Antje und ihren Käsewürfeln.

    Information Die Internationale Grüne Woche ist die weltweit wichtigste Landwirtschaftsmesse. Sie findet noch bis zum 27. Januar auf dem Berliner Messegelände statt.

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