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Green Deal: Drei Milliarden neue Bäume: EU will mehr Naturschutz

Green Deal

Drei Milliarden neue Bäume: EU will mehr Naturschutz

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    Bestehende Urwälder in Europa sollen besser geschützt werden, neue Bäume dazukommen. So stellt es sich die EU-Kommission vor.
    Bestehende Urwälder in Europa sollen besser geschützt werden, neue Bäume dazukommen. So stellt es sich die EU-Kommission vor. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Gesunde Lebensmittel, die in einer intakten Landschaft nachhaltig produziert und für den Kunden auch erkennbarer ausgezeichnet werden, sollen zu einem Kernbestandteil des künftigen Green Deals der EU werden. In Brüssel hat die Europäische Kommission am Mittwoch vorgestellt, wie sie Pestizide bekämpfen, den Landschafts- und Meeresschutz ausbauen sowie die bedrohten Arten vor dem Aussterben bewahren will. Ein Überblick.

    Wie soll die geschädigte Natur wieder hergestellt werden?

    Die Strategie der EU-Kommission zur Biodiversität enthält konkrete Ziele. Bis 2030 sollen 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresgebiete unter Schutz gestellt werden. Grundlage könnten die bisherigen Natura-Regionen sein. Mit der Renaturierung von Flussläufen auf über 25.000 Kilometern könnten neue Lebensräume für bedrohte Arten entstehen. Besonders im Fokus steht dabei der Schutz von Feldvögeln und Insekten, besonders den sogenannten Bestäubern, die als äußerst gefährdet gelten. Dazu ist geplant, den Gebrauch von schädlichen Pestiziden um 50 Prozent zu senken. Der Verbrauch an Düngemitteln muss um 20 Prozent zurückgehen. Außerdem sollen drei Milliarden Bäume – doppelt so viel, wie bisher geplant – neu angepflanzt und bestehende Urwälder geschützt werden.

    Wie viele Arten sind denn derzeit bedroht?

    Nach Angaben der EU-Kommission sind in den vergangenen 40 Jahren die wild lebenden Arten um 60 Prozent zurückgegangen. Etwa eine Million Arten sind in den kommenden Jahrzehnten gefährdet.

    Welche Auswirkungen hat das für die Nahrungsmittel-Herstellung?

    Das Programm „Vom Hof bis zum Teller“ soll sicherstellen, dass die Verbraucher „in ausreichendem Maße mit erschwinglichen Lebensmitteln“ versorgt werden. Dabei setzt Brüssel auf nachhaltige Anbaumethoden, den Erhalt der Ökosysteme und mehr Verbraucherschutz.

    Was heißt das konkret für die Landwirtschaft der Zukunft?

    Zum einen wird den Pestiziden der Kampf angesagt. Zum anderen begrenzt Brüssel den Einsatz von Düngemitteln, um zu verhindern, dass die Bodenfruchtbarkeit durch Nährstoffverluste nachlässt. Außerdem will die EU die Nutzung von antimikrobiellen Mitteln um 50 Prozent senken, die beispielsweise in der Tierhaltung oder bei der Aquakultur – also der Fischzucht – zum Einsatz kommen. Zusätzlich ist eine Ausweitung des ökologischen Landbaus auf 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bis 2030 geplant. Die EU-Kommission hat angekündigt, jedem Mitgliedstaat konkrete Vorgaben zu machen, wie diese Ziele zu erreichen sind.

    Wer zahlt die geplanten Programme?

    Die EU bezuschusst entsprechende Agrarprojekte aus den Fördertöpfen der Gemeinsamen Agrarpolitik sowie den Mitteln für die Fischereipolitik. Zusätzlich soll es Anreize für neue grüne Geschäftsmodelle geben.

    Wie könnten neue, umweltfreundliche Geschäftsmodelle aussehen?

    Wenn Land- oder Forstwirte sich beispielsweise an Vorhaben beteiligen, die CO2 binden, stehen ihnen zusätzliche Hilfen zur Verfügung.

    Was ändert sich für den Verbraucher?

    Nachhaltig hergestellte Produkte sollen künftig auf der Vorderseite der Verpackung klar erkennbar sein. Ein neues Label ist dazu in Vorbereitung. Außerdem plant die EU-Behörde eine obligatorische Nährwertkennzeichnung ebenfalls auf der Vorderseite der Produkte – zum Beispiel Anteil an Fett, Zucker und Salz. Ein neues Signet für Fleisch, das auf der Grundlage verschärfter Tierwohl-Vorschriften erzeugt wurde, soll dazu entworfen werden.

    Auf welche Reaktionen sind die Vorschläge gestoßen?

    Der Deutsche Bauernverband äußerte sich besonders kritisch. Dessen Präsident Joachim Rukwied nannte die Strategien „einen falschen Weg“. Dies sei „ein Generalangriff auf die europäische Landwirtschaft“. Norbert Lins (CDU), der Chef des Agrarausschusses im EU-Parlament, bezeichnete die Vorschläge als „Stückwerk“, weil die Kommission vor allem die Landwirte in den Fokus genommen habe und nicht die komplette Lieferkette zwischen Hof und Tisch.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten müssen die beiden Papiere beraten. Dabei wird um Nachbesserungen gerungen, das ist absehbar. Mit einem Beschluss ist frühestens Anfang 2021 zu rechnen.

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