Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Graben: Erster Betriebsrat für Amazon - Hoffen auf bessere Bedingungen

Graben

Erster Betriebsrat für Amazon - Hoffen auf bessere Bedingungen

    • |
    Bald haben sie Vertreten: Die Mitarbeiter des Amazon Logistikzentrums in Graben haben erstmals einen Betriebsrat gewählt. Und hoffen damit auf eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen
    Bald haben sie Vertreten: Die Mitarbeiter des Amazon Logistikzentrums in Graben haben erstmals einen Betriebsrat gewählt. Und hoffen damit auf eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen Foto: Jan-Philipp Strobel, dpa

    Noch ist unklar, wer künftig die Beschäftigten im Amazon-Logistikzentrum in Graben vertreten wird. Vergangenen Donnerstag waren 2500 Beschäftigte aufgerufen, erstmals einen Betriebsrat zu wählen. 19 Arbeitnehmervertreter wurden dabei bestimmt. Bis Mittwoch haben die nun Bedenkzeit, sie müssen sich entscheiden, ob sie ihr Amt auch tatsächlich antreten wollen.

    Wahl zum Amazon-Betriebsrat: Wahlbeteiligung 60 Prozent

    Im Vorfeld der Wahl hatte es unterschiedliche Strömungen gegeben. 19 Listen standen zur Wahl, darunter Bewerber, die eher Ziele der Arbeitgeberseite zu unterschützen schienen. Die Wahlbeteiligung lag bei 60 Prozent. Dieser Wert sei „für einen bislang betriebsratsfreien Betrieb ausgezeichnet“, sagt Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck.

    Kommende Woche findet die konstituierende Sitzung statt. Die Arbeitnehmerseite erhofft sich durch den Betriebsrat eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum. Immer wieder hatte es Klagen über langwierige Ein- und Ausgangskontrollen, massive Überstunden und Druck durch Vorgesetzte gegeben. In der Vorwoche war Amazon wegen seines Umgangs mit ausländischen Saisonarbeitern in die Schlagzeilen geraten.

    Leiharbeiter und Befristete noch immer "schlecht organisiert"

    Auch an anderen Amazon-Standorten gibt es Betriebsräte, in Bad Hersfeld seit 2000 und in Leipzig seit 2009. An beiden Standorten wird zusammen mit der Gewerkschaft um einen der Logistikbranche angemessenen Tarifvertrag gerungen. Während der

    Das ist Amazon

    Gegründet wurde Amazon 1994 von Jeff Bezos.

    Sitz der Konzern-Zentrale ist Seattle, die europäische Firmenzentrale ist in Luxemburg.

    Deutsche Zentrale von Amazon ist in München. Logistikzentren gibt es in Graben, Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim, Koblenz und Brieselang. Kundenserviezentren betreibt Amazon in Berlin und Regensburg.

    Der weltweite Netto-Umsatz von Amazon betrug 2015 rund 107 Milliarden US-Dollar.

    Bei Amazon sollen weltweit über 300.000 Menschen beschäftigt sein. Die Zahlen schwanken aber stark. Gerade im Vorweihnachtsgeschäft beschäftigt der Konzern Massen von Leih- und Saisonarbeitern.

    Wegen seiner Arbeitsbedingungen steht Amazon regelmäßig in der Kritik.

    Gewerkschaften kritisieren, dass Amazon Leiharbeiter schlecht behandle. Zudem ist von Lohndrückerei und hohem Kontrolldruck die Rede.

    Amazon hat nach eigenen Angaben die weltweit größte Auswahl für Bücher, CDs und Videos im Internet.

    Amazon zählt neben Apple, Google, Facebook und Ebay zu den wichtigsten und einflussreichsten Online-Unternehmen der Welt.

    2014 brachte Amazon sein eigenes Smartphone mit dem Namen "Firephone" auf den Markt - was allerdings kein rechter Erfolg wurde.

    Für unbefristete Arbeiter hätte sich die Arbeitssituation verbessert, Leiharbeiter und Befristete seien hingegen immer noch schlecht organisiert. Erwin Helmer, Betriebsseelsorger und einer der Hauptinitiatoren der Betriebsratswahl im Logistikzentrum Graben vermutet, dass „viele Leute wegen des Kündigungsschutzes auf die Idee gekommen sind, sich aufstellen zu lassen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden