Es gibt sie mit dem Geschmack von Erdbeeren, Äpfeln oder Maracuja. Wer eher auf Klebriges steht, wählt Pina Colada, Cappuccino oder Cola. Hartgesottene können sich auch einmal an Brathändel oder Bier versuchen.
Die E-Zigarette bietet ambitionierten Rauchern eine riesige Auswahl an Aromen und ist zur ernsthaften Alternative zum normalen Glimmstängel geworden. Viele halten sie für die gesündere Variante und nutzen sie, um vom Tabak loszukommen. Doch Ärzte und Suchtforscher warnen vor der Verharmlosung der E-Zigaretten. Wir geben Antworten auf wichtige Fragen rund um die E-Zigarette.
Wie funktioniert die elektronische Zigarette?
Die E-Zigarette besteht aus einem Lithium-Ionen-Akku und einem Verdampfer. Auf Knopfdruck wird eine in der Regel nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft. Daher sprechen die Anhänger der E-Zigarette auch nicht vom Rauchen, sondern vom Dampfen.
Grundstoff der Flüssigkeit – dem sogenannten Liquid – ist der Konservierungsstoff Propylenglykol, der auch in Diskotheken und Theatern als Kunstnebel verwendet wird. Daneben enthalten sind die Liquide Glycerin und Lebensmittelaromen.
Wo kann man E-Zigaretten kaufen und was kosten sie?
Über Online-Shops sind die E-Zigaretten und die dazugehörigen Liquide leicht zu kaufen. Startersets mit Akku, Ladegerät und Verdampfer sind im Internet schon für weniger als zehn Euro zu haben. Ein Zehn-Milliliter-Fläschen mit Liquid kostet zwischen vier und sieben Euro.
Kunden berichten, dass diese Menge in etwa dem Rauchgenuss einer Stange Zigaretten entspricht. Inzwischen gibt es auch im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung eine Reihe von Läden, in denen verschiedene Liquide und Geschmacksrichtungen vor dem Kauf getestet werden können.
Welche gesundheitlichen Risiken bestehen?
Die E-Zigarette ist „nicht unbedenklich“, warnt Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Präventionsstelle des deutschen Krebsforschungsinstituts (DKFZ). „Die Flüssigkeit, die verdampft wird, ist ein Chemikaliengemisch aus dem Konservierungsstoff Propylenglykol und verschiedenen Aromen und Nikotin.“ Nikotin ist ein Nervengift, das im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen.
Propylenglykol löst Pötschke-Langer zufolge bei längerem Konsum Atemwegsreizungen aus. Hinzu komme, dass einige der Aromen allergische Reaktionen auslösen können. Verglichen mit der Tabakzigarette sind die Mengen an Gift im Dampf der E-Zigarette zwar deutlich niedriger.
Doch „es gibt bei diesen Stoffen keine Schwelle, die den Konsum unbedenklich erscheinen ließe“, erklärt Pötschke-Langer. Problematisch sei vor allem, dass der häufige und dauerhafte Gebrauch der E-Zigarette bislang nicht erforscht ist. „Es gibt keine einzige Studie, die das bislang untersucht hat. Wir befinden uns in einem völlig nebulösen Raum“, sagt Pötschke-Langer.
Hilft die E-Zigarette dabei, vom Tabakrauch wegzukommen?
Viele ehemalige Raucher berichten, durch die E-Zigarette vom Tabak losgekommen zu sein. Tatsächlich gelinge es aber nur wenigen, ganz darauf zu verzichten, sagt Pötschke-Langer. „Die E-Zigarette mag eine Alternative für schwere Raucher sein, die partout nicht aufhören wollen“, räumt sie ein.
Doch die eigentliche Sucht, die stark durch das Ritual des Rauchens geprägt ist, werde damit nicht bekämpft. Im Zweifel erschwert die E-Zigarette ihrer Ansicht nach sogar den Rauchstopp. Denn oft griffen die Raucher neben der elektrischen zusätzlich zur konventionellen Kippe. „Es wäre fatal, hier einen gesundheitlichen Vorteil anzunehmen“, warnt Pötschke-Langer.
Ungeklärt sei auch, welche Auswirkungen, die im Dampf enthaltenen Stoffe auf das bereits durch jahrelanges Rauchen vorgeschädigte Gewebe haben. Pötschke-Langer würde es begrüßen, wenn die E-Zigaretten zum Medizinprodukt erklärt werden würden. Einerseits sei dann die Gefahr geringer, dass sie in Kinderhände geraten. Andererseits könnte damit ein gewisser Qualitätsstandard gesichert werden.
Wie schädlich ist Passivrauchen bei elektronischen Zigaretten?
Die E-Zigaretten sind momentan nicht vom Rauchverbot betroffen und dürfen auch in Restaurants oder Cafés geraucht werden. Verglichen mit dem Dunst, der vor dem Rauchverbot noch in Bayerns Gaststätten hing, sei die Belastung zwar deutlich geringer, räumt Pötschke-Langer ein.
Doch auch E-Zigaretten können die Luftqualität in Innenräumen messbar beeinträchtigen, wie eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums betont. Ein gesundheitliches Risiko für Personen, die dem Dampf von E-Zigaretten kontinuierlich ausgesetzt sind, sei „nicht ausgeschlossen“.
Dürfen Jugendliche unter 18 Jahren E-Zigaretten rauchen?
Im Augenblick gibt es keine Regelung für den Jugendschutz. Gerade die klebrigen und süßen Geschmacksrichtungen könnten die E-Zigaretten auch für Jugendliche attraktiv machen, fürchtet Pötschke-Langer.
Da das Gesetz Minderjährigen lediglich die Abgabe und das Rauchen von Tabakprodukten verbietet, besteht hier eine Regelungslücke, räumt Maximilian Griebl ein. Der Sprecher des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration sieht jedoch den Bund in der Pflicht, dies zu ändern. „Das Jugendschutzgesetz ist ein Bundesgesetz“, erklärt Griebl.
Ende Mai sprach sich auch der Deutsche Ärztetag dafür aus, den Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige zu verbieten. Die E-Zigaretten würden nicht unbedingt anstelle tabakhaltiger Zigaretten konsumiert, sondern zusätzlich. Dies wiederum befördere das Suchtverhalten.